Seewölfe - Piraten der Weltmeere 610. Burt Frederick

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 610 - Burt Frederick


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Aber wahrscheinlich bist du viel zu zäh und zu …“ Er verstummte, denn ein heiseres Knurren war plötzlich zu hören.

      Plymmie, die bei den Zwillingen neben einer Taurolle lag, hatte den Kopf erhoben. Ihr Nackenhaar war gesträubt. Die Augen der Wolfshündin funkelten den Hochwohlgeborenen an.

      Er wandte sich ab und beachtete weder Papagei noch Hündin, geschweige denn den Schimpansen Arwenack, der sich im Kreis der Männer laut keckernd auf den Brustkasten schlug.

      In angemessenem Drei-Schritt-Abstand blieb Godfrey vor dem Seewolf stehen. „Sir Hasard! Ich erlaube mir, an Sie in Ihrer Eigenschaft als Kapitän dieses Schiffes einen formellen Antrag zu richten – verbunden mit der Bitte um möglichst sofortige Erledigung.“

      Ben Brighton, Dan O’Flynn und Don Juan de Alcazar strengten sich mächtig an, um nicht im voraus zu grinsen.

      „Lassen Sie hören“, forderte der Seewolf und registrierte als Pluspunkt für den alten Säufer und Abenteurer, daß er immerhin nicht mehr versuchte, Anordnungen zu treffen. Anscheinend war er gewillt, sich an das zu halten, was Hasard ihm und den beiden anderen eingebleut hatte. Wünsche durften sie äußern.

      „Die Gentlemen Davenport, Morris und ich haben beschlossen, uns an der frischen Luft und im Sonnenschein zu erholen. Wir nehmen an, daß das Vorschiff der geeignete Ort dafür ist.“

      „Sind Sie krank?“ entgegnete Hasard verdutzt.

      „Nein, warum?“

      „Weil mir Ihr Vorhaben absonderlich erscheint. Gelinde ausgedrückt.“

      „Oh, ich verstehe.“ Sir William hob in seiner alten Blasiertheit die linke Augenbraue und lächelte wohlwollend. „Sie können das natürlich nicht wissen. Aber ich will Sie gern über die Erkenntnisse des Doktor Mortensen aufklären.“ Er ließ einen Kurzvortrag über das folgen, was er bereits seinen beiden Mit-Passagieren auseinandergesetzt hatte.

      Ben, Dan und Don Juan mußten sich abwenden, um nicht loszuwiehern. Auch die Arwenacks hatten Mühe, ihre Heiterkeit zu verbergen. Schließlich wollten sie hören, wie es weiterging. Zusammenstauchen konnte man den sehr Ehrenwerten immer noch, falls er zu unverschämt werden sollte.

      „Verstehe“, sagte Hasard und nickte Godfrey zu. „Gegen Ihr Gesundheitsbewußtsein ist ja nun wirklich nichts einzuwenden. Sie können sich natürlich auf dem Vorschiff aufhalten, solange Sie wollen.“

      „Sehen Sie, Sir Hasard“, erwiderte Sir William gedehnt, „damit kämen wir zum eigentlichen Punkt unseres Anliegens. Selbstverständlich ist es Mister Davenport, Mister Morris und mir nicht zuzumuten, daß wir die ganze Zeit stehen. Ich bitte Sie deshalb, Ihren Schiffszimmermann anzuweisen, uns drei Sitz- beziehungsweise Liegegelegenheiten zu bauen, die sich passabel polstern lassen. Wir wären mit verhältnismäßig einfachen Möbelstücken zufrieden, die dann der Einfachheit halber an Ort und Stelle belassen werden könnten.“

      Dem Seewolf und den anderen verschlug es die Sprache. Mehrere Sekunden lang konnte Hasard den Mann mit der roten Nase nur ungläubig ansehen. Dann gelangte er zu der Überzeugung, daß Godfrey ebenso unbelehrbar war wie die beiden anderen adligen Affen.

      Es war absolut sinnlos, ihnen irgend etwas erklären zu wollen. Wahrscheinlich begriffen sie nicht einmal dann, wenn sie mit der Nase ins Fett gestoßen wurden. Also blieb nur, sie kurz und bündig abzufertigen.

      „Antrag abgelehnt“, sagte Hasard daher. „Sonst noch etwas?“

      Sir William schien sich ein Stück in die Höhe zu schrauben.

      „Wie bitte?“ tönte er.

      „Ihr Antrag ist abgelehnt. Was ist daran so schwer zu verstehen?“ Hasard mußte sich trotz allem anstrengen, ernst zu bleiben.

      „Aber – aber …“ Godfrey suchte nach Worten und rang gleichzeitig nach Luft.

      „Wenn Ihre Beine Sie nicht mehr tragen“, sagte Hasard kühl, „bleiben Ihnen bestenfalls die Taurollen zum Ausruhen. Andere Sitz- oder Liegegelegenheiten gibt es an Deck nicht. Unser Gespräch ist damit beendet.“

      „Aber – aber …“

      Hasard kümmerte sich nicht mehr um den Mann. Er wandte sich nach Steuerbord, um sich mittels Spektiv zu vergewissern, wie es an Bord der „Discoverer“ aussah. Kapitän Robert Granville hatte bislang die meisten Probleme bereitet. Zur Zeit schien es auf seiner Galeone allerdings friedlich zuzugehen. Die „Explorer“ segelte an Backbord voraus, die „Pilgrim“ an Backbord querab.

      Sir William Godfrey brauchte noch eine Weile, bis er begriffen hatte, daß er für den Seewolf und die Männer auf dem Achterdeck Luft war. Sie begannen, sich mit navigatorischen Fragen zu beschäftigen, ohne ihn weiter zu beachten.

      Sir William schlurfte mit hängenden Schultern wieder nach vorn – von den Arwenacks mit spöttischem Lächeln begleitet und von Davenport und Morris mit schadenfrohem Grinsen empfangen.

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