Seewölfe - Piraten der Weltmeere 315. Burt Frederick
in dem die „Isabella“ nach der Halse leicht nach Steuerbord krängte. Die 25pfünder auf der Kuhl und die 17pfünder unter der Back brüllten los. Mächtige Feuerzungen leckten aus den Rohren, und Pulverrauch stieg wie eine Nebelwand auf. Die Geschütze rumpelten auf ihren Lafetten zurück und wurden von den Brooktauen abgefangen.
Im selben Augenblick hämmerten die Drehbassen von neuem, und aus den Marsen zischten Brandpfeile mit grell leuchtender Spur. Big Old Shane und Batuti schickten den Russen mit unerschütterlicher Regelmäßigkeit ihr besonderes Feuerwerk hinüber. Jeder dritte oder vierte Pfeil war ein Pulverpfeil, die Schäfte waren mit Schwarzpulver geladen.
Als der Pulverrauch verflog, stimmten die Männer auf der „Isabella“ ein Triumphgebrüll an. Beide Galeeren waren aus dem Ruder gelaufen, die Riemen bildeten einen Wald von zersplitterten und abgeknickten Hölzern, die jämmerlich nach außenbords ragten. Mehrere Brandherde flackerten, und immer noch schrien die Verwundeten.
Ein großer Teil der russischen Crew war bereits über Bord gesprungen. Daran, daß sie ihre Buggeschütze noch einsetzen konnten, war nicht mehr zu denken, denn die „Isabella“ war längst aus den Visierlinien gerauscht. Beide Galeeren hatten Treffer knapp über der Wasserlinie empfangen.
Abermals gab der Seewolf Order, den Kurs zu wechseln. Mit Ben Brighton verständigte er sich durch ein Handzeichen. Worte waren überflüssig. In unzähligen Kämpfen hatten sie die Erfahrungen gesammelt, die dieses blitzschnelle Begreifen ermöglichten.
Al Conroy hatte die 25pfünder bereits nachladen lassen. Und jetzt, während das Segelkommando ausgeführt wurde, richtete er die schweren Stücke eilends neu aus.
„Feuer!“ gellte Al Conroys Stimme in dem Moment, in dem die „Isabella“ den beiden lahmgeschossenen Galeeren wieder ihre Steuerbordbreitseite zeigte.
Die Lunten senkten sich auf die Zündlöcher. Funken sprühten. Die Männer sprangen zurück, und ein urwelthaftes Donnern erschütterte die Planken der Galeone. Während die rumpelnden Lafetten von den Brooktauen gehalten wurden, erfolgten schon die Einschläge, berstend und splitternd.
Ed Carberry stimmte den alten Kampfruf derer von der Feste Arwenack in Cornwall an. Sofort fielen die anderen Männer auf der Kuhl mit ein.
„Ar – we – nack! Ar – we – nack!“
Bei den Russen war endgültig Panik ausgebrochen. Jene, die dazu noch fähig waren, sprangen in wilder Flucht über Bord. Beide Galeeren hatten ihre Fangschüsse erhalten, von Al Conroy meisterhaft angebracht. Und beide Wracks sanken in Minutenschnelle über den Bug.
Hasard riß seine Männer in die Wirklichkeit zurück und gab Befehl, endgültig auf Nordkurs zu gehen.
Vom russischen Flaggschiff, das sich längst in der sicheren Bucht befand, ertönten schmetternde Hornsignale. Erstaunt sahen die Seewölfe, wie sich augenblicklich sämtliche russischen Galeeren und Galeassen vom Gegner lösten und zur Bucht zurückzogen. Um Überlebende kümmerten sie sich nicht. Die Schiffbrüchigen waren gezwungen, schwimmend das rettende Land zu erreichen.
Einige der russischen Fahrzeuge liefen in die Bucht ein, während andere zwischen jene drei Galeeren manövriert wurden, die den Eingang der Bucht bereits abriegelten.
Mit dem Bug nach Norden gerichtet, bildeten die Galeeren sehr bald eine schwimmende Batterie, gegen die jeder Angriff aussichtslos war. Auch ein Landen links und rechts von der Bucht schien unmöglich, da die Inselküste dort viel zu steilfelsig war und noch dazu vorgelagerte Riffs aufwies.
Die schwedischen Fahrzeuge zogen sich ebenfalls zurück, nachdem sie die Überlebenden von drei gesunkenen eigenen Galeeren aufgenommen hatten.
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