Seewölfe - Piraten der Weltmeere 572. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 572 - Fred McMason


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      Mit einem Aufschrei verschwand der Franzose aufklatschend im Wasser. Als er auftauchte, begann er wieder um Hilfe zu rufen und wild um sich zu schlagen. Seine Blicke waren flehentlich auf die Piraten gerichtet, aber die kümmerten sich nicht um ihn. Sie schlossen untereinander Wetten ab, wie lange er sich wohl über Wasser halten würde.

      Mitleidlos und unbeteiligt sahen sie ein paar Minuten später, wie der Franzose zum erstenmal unterging. Er ruderte immer noch wild mit den Armen, war aber schon am Ende seiner Kräfte.

      „Ich habe gewonnen“, sagte Babur, ein fetter glatzköpfiger Kerl mit einem Hängebauch. „Er schafft es nicht mehr.“

      Der Franzose ging noch einmal unter, schluckte Wasser und geriet in Panik, als er zum zweiten Male auftauchte. Diesmal war sein Kopf noch halb unter Wasser. Seine Augen waren vor Angst weit aufgerissen.

      „Helft mir doch“, gurgelte er noch einmal.

      Danach ging er endgültig unter. Nur ein paar Luftblasen waren noch zu sehen, dann war er verschwunden.

      Der alte Mustafa blickte hämisch auf jene Stelle, wo der Franzose den Tod gefunden hatte.

      „Man sollte sie alle ersäufen, diese Christenhunde“, murmelte er.

      Das war die ganze Reaktion auf den Tod eines Mannes.

       2.

      Die Insel Kefallinia lag schon so weit achteraus, daß sie nicht einmal mehr ein dunstiger Strich an der Kimm war.

      Weit voraus an Steuerbord, tauchten erneut winzige Eilande auf. Es waren nur kleine Punkte in der See, einige bergig, andere so flach wie ein Pfannkuchen. Es schien sich um jene kleinen Inseln zu handeln, die der großen Insel Kerkira vorgelagert waren.

      „Schon wieder Inseln“, murrte Old O’Flynn, als er die Hand vor die Augen hielt, um sie gegen das gleißende Wasser zu schützen. „Mir langt die andere Insel noch. Ich habe überhaupt von Inseln die Nase voll.“

      „Auf jeder sitzen ja auch nicht Hexen oder Dämonen“, meinte Ferris Tucker. „Aber du wirst dich wohl damit abfinden müssen, daß es nun einmal Inseln gibt.“

      Der Alte nickte widerwillig und entsann sich nur höchst ungern an sein letztes Erlebnis auf der Insel Kefallinia. Dort hatte er die Bekanntschaft mit der Hexe Morena geschlossen. Angeblich hatte er auf dieser Insel sein früheres Leben gelebt, und so war er ganz versessen darauf gewesen, es zu erforschen.

      Er hatte eine üble Pleite erlebt, denn die Hexe Morena hatte ihn mit ihrem Blick „behext“ und wollte ihn ihrem „Satan“ opfern.

      Dem beherzten Eingreifen der Arwenacks hatte Old O’Flynn es schließlich zu verdanken, daß der „Satan“ auf ihn verzichten mußte. Jetzt, nachdem die Hexe zu Tode gestürzt war, war das alles schon wieder Vergangenheit, aber Old O’Flynn dachte immer noch mit leisem Schaudern daran.

      Er dachte auch daran, daß heute der Dreizehnte war, und bei dem Gedanken wurde ihm wieder mal ganz mulmig zumute, denn mit dem Dreizehnten war das immer so eine Sache.

      „Was ist denn mit dir los?“ fragte Ferris. „Du bist der Hexe doch noch mit heiler Haut entwischt. Denkst du immer noch daran?“

      „Ich denke daran, daß heute der Dreizehnte ist, und ein solcher Tag bringt erfahrungsgemäß immer Unglück. Für mich dürfte es wohl das beste sein, in die Koje zu verholen und den Tag ganz einfach zu verpennen. Morgen sieht dann alles anders aus.“

      „Quatsch, Donegal“, sagte Ferris gemütlich. „Du redest dir so etwas nur ein, und je stärker du es dir einredest, desto größer wird die Möglichkeit, daß etwas passiert, weil du nämlich von dem Gedanken nicht mehr loskommst. Du wirst sehen, daß dieser Tag ganz normal verläuft. Wir segeln in Sichtweite von ein paar Inseln vorbei, dann geht es weiter in das Adriatische Meer. Es sieht nicht mal nach einem Sturm oder einem Wetterumschwung aus.“

      „Ich werde das Gefühl trotzdem nicht los.“

      Ferris Tucker irrte sich allerdings gewaltig, denn dieser Tag verlief ganz und gar nicht ruhig und normal.

      Die See dünte leicht, der Himmel hatte jene schwache Bläue, die den Winter ahnen ließ. Genaugenommen war es auch Winter, jetzt im Dezember des Jahres 1597, aber trotzdem war es immer noch angenehm warm.

      Nachdem das Frühstück beendet war, wusch Mac Pellew in der Kombüse das Geschirr, und weil sich in der Pütz Seifenlauge befand, ging er gleich daran, auch die Schapps einer Reinigung zu unterziehen.

      Das nahm etwa eine halbe Stunde in Anspruch, dann glänzte in der kleinen Kombüse wieder alles.

      Der Kutscher nickte anerkennend, als er vom Achterdeck zurückkehrte.

      „Sehr gut, Mac, es blitzt und blinkt geradezu.“

      So ein Lob ging Mac Pellew runter wie Öl, und er grinste auch ein bißchen. Ein Uneingeweihter hätte dieses Grinsen allerdings zum Anlaß nehmen können, um Mac sein Beileid auszusprechen, denn er verzog das Gesicht so, als würde gerade ein Sarg mit seinem besten Freund in die Grube gelassen.

      Aber der Kutscher wußte schon, daß Mac sich von Herzen freute.

      Mac drückte das Kreuz durch, schnappte sich die Pütz und stieg an Deck, um die Brühe außenbords zu befördern.

      Dabei wiederholte sich die Prozedur, die die Arwenacks längst kannten, über die aber immer wieder gegrinst wurde. Obwohl Mac genau spürte, woher der Wind wehte, hielt er prüfend den angefeuchteten Daumen hoch und peilte Luv an.

      Smoky grinste bis an beide Ohren.

      „Habe meine Wette gewonnen, Gary“, sagte er. „Er hat den Daumen hochgehalten. Also her mit dem Goldstück.“

      Gary Andrews rückte das Goldstück raus, das sofort in Smokys Hosentasche verschwand.

      „Letztes Mal hat er den Daumen nicht hochgehalten“, sagte er.

      „Vielleicht hat er es nur vergessen, oder er war schon ein paarmal an Deck. Jedenfalls hast du verloren.“

      „Sehe ich auch ein.“

      Nach der Windpeilung marschierte Mac nach Lee.

      Als er die Pütz anhob, ritt die Dubas gerade eine leichte Dünung ab und holte ein wenig über. Entweder war Mac dösig, oder er hatte nicht damit gerechnet. Jedenfalls entglitt ihm die Pütz und polterte an Deck. Die Seifenlauge, glatt und tückisch, floß über die Planken.

      Mac Pellew ähnelte in diesem Augenblick dem Schlagmann einer Galeere und fuchtelte mit den Händen herum, als trommele er.

      Er glitt aus, fing sich wieder, rannte immer schneller auf der Stelle und bewegte sich wie ein rasender Dreschflegel.

      Die anderen, die nichts von der Seifenlauge wußten, stierten ihn verblüfft an, denn Mac Pellew legte ein Tänzchen auf die Planken, das es in sich hatte.

      „Na, so was“, sagte der Profos erstaunt, „so schnell ist er doch sonst nicht. Was soll das denn bedeuten, Frühsport, oder was? Oder ist der heimlich unter die Derwische gegangen?“

      Macs Versuche, diesem tückischen Zeug zu entgehen, scheiterten kläglich. Sein Lauf auf der Stelle wurde noch schneller, obwohl er sich keine Handbreite weiter bewegte. Immer wieder griff er verzweifelt nach dem Schanzkleid, um sich festzuhalten, doch das Schanzkleid war für ihn unerreichbar und so weit weg wie der Mond.

      Der Profos wollte sich gerade in Bewegung setzen, um Macs seltsame Tanzstunden aus der Nähe zu begutachten, aber da hatte der Ire Mac O’Higgins bereits gemerkt, daß da etwas nicht stimmte, denn das Gesicht von seinem Namensvetter drückte echte Angst und Verzweiflung aus.

      Er lief auf Mac zu – und rannte weiter wie ein abgefeuerter Brandsatz. Völlig verdattert begab sich Higgy, wie er an Bord genannt wurde, auf eine teuflische Reise. Er schien auf einer glatten Eisfläche dahinzurasen und fand selbst keinen Halt. Ausgerechnet tauchte auch noch


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