Seewölfe - Piraten der Weltmeere 201. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 201 - Fred McMason


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Es war ein harter berstender und laut schmetternder Schlag, der mühelos das Rauschen des Windes und das Fauchen der See übertönte.

      Der einzige noch stehende Mast zersplitterte, als habe ihn eine Riesenfaust zerbrochen. Eine Rah flog wie ein Geschoß durch die Luft und wirbelte ins Wasser.

      Das Vorschiff brach ab, Planken stoben nach allen Seiten und zersplitterten, anschließend löste sich ein ganzer Teil der Seite und schwamm in der See.

      Doch damit hatte es noch kein Ende.

      Eine zweite Welle hob das Wrack an und warf es noch einmal mit aller Kraft auf die Korallenbank.

      Diesmal löste sich das Achterschiff auf. Es fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen, rutschte in die See und wurde hin und her geschleudert, bis auch die letzten noch zusammengefügten Teile auseinanderbrachen.

      Die Leute am Strand hörten Männer schreien, die in der See um ihr Leben schwammen. Ihre Köpfe waren kleine dunkle Punkte auf einer wild bewegten Obefläche zwischen treibenden Planken, Balken, Spieren und Trümmern.

      Das Schiff selbst ähnelte jetzt einem Gerippe, aus dem nach allen Seiten zersplitterte Knochen herausstanden. Und dennoch hatten die gestrandeten Fremden unwahrscheinliches Glück, denn ihr Beiboot tanzte plötzlich auf dem Wasser, ohne zu kentern. Trotz der hohen stürmischen See gelang es einigen, in das Boot zu klettern.

      Der Balian sah mit fast unbewegtem Gesicht zu. Reglos stand er da, sein Körper war leicht nach vorn geneigt. Er rührte sich nicht, und er dachte immer noch nicht daran, diesen Fremden zu helfen, deren halbvoll besetztes Boot nun auf den Strand zutrieb.

      In der Brandung kippte es mit Donnergetöse um und spie die Männer ins Wasser.

      Die Fremden schrien etwas in einer Sprache, die niemand verstand. Einige hatten lange Haare im Gesicht und rollten wild mit den Augen.

      Unter lauten Verwünschungen schwammen oder paddelten sie an Land, und erst da geriet Bewegung in die Insulaner.

      Einige von ihnen gingen ins Wasser und reichten den Fremden die Hände, aber die Fremden schüttelten sie mißmutig ab, wiesen die hilfreichen Arme zurück oder schlugen nach den Insulanern.

      Sie halfen sich gegenseitig, als sie den Strand erreichten, spien Wasser aus, und laute harte Worte erklangen.

      Ein großer schwarzhaariger Mann, nur mit einer Leinenhose bekleidet, stapfte auf den Strand und schüttelte sich. Eine Weile blieb er stehen, dann ging er zurück ins Wasser, um den anderen zu helfen und einen nach dem anderen an Land zu ziehen.

      Immer noch stand der Balian da und musterte aus den Augenwinkeln die fremden Männer. Es waren seltsame Männer mit furchtbaren Gesichtern, mit haarigen Gesichtern und solchen, auf denen nur Stoppeln wuchsen. Zwei waren dabei, die von einer der anderen Inseln stammen konnten, denn ihre Züge verrieten die Eingeborenen der Inselwelten. Wieder andere waren gänzlich fremd.

      Unter lautem Gebrüll zogen sie das umgeschlagene Boot an Land. Danach wurde es mit vereinten Kräften bis hoch auf den Strand gezogen.

      Der Balian wich zurück, als einer der Männer auf ihn zuging. Sein Haar war klatschnaß, Salzwasser lief über sein Gesicht.

      „Verstehst du mich?“ herrschte er den Balian an.

      Der Medizinmann verstand ihn, denn der Mann sprach eine ähnliche Sprache, wie sie auch auf den Nachbarinseln gesprochen wurde.

      „Ja, ich verstehe dich“, sagte er widerwillig. Er verspürte tiefe Abneigung gegen diesen Mann, gegen alle Schiffbrüchigen, und er wußte mit Sicherheit, daß es noch sehr viele Schwierigkeiten mit diesen Fremden geben würde.

      „Das ist gut“, sagte der Fremde. „Ihr verlausten Halunken steht hier herum, ohne eine Hand zu rühren. Aber das wird sich gleich ändern. Bist du hier der Medizinmann?“

      „Ja, ich bin der Balian!“

      „Dann hör mir gut zu, du Sohn einer Ente: Du wirst jetzt dafür sorgen, daß die angeschwemmten Kisten und Fässer alle an Land gebracht werden. Auch das Holz wird alles in Sicherheit gebracht. Hast du das verstanden?“

      Als der Balian nicht gleich antwortete, erhielt er einen harten Stoß vor die Brust. Die anderen Insulaner sahen es mit Entsetzen und wollten eingreifen, aber zwei der Fremden hatten plötzlich lange Messer in den Händen und warteten mit tückisch funkelnden Augen und grinsenden Gesichtern darauf, daß sie angriffen.

      Von den Balinesen hatte nur einer einen Kris, die anderen waren nicht bewaffnet.

      Der Balian erhob sich, Zorn funkelte in seinen Augen.

      „Ob du das verstanden hast, du Wanze!“ wiederholte der Mann.

      Einer der anderen hatte sich dem Balian ebenfalls genähert. Er nahm das Entermesser und drückte es dem Medizinmann an den Hals. Dazu fluchte er laut und drohend in einer dem Balian unbekannten Sprache.

      „Los, fangt an!“ schrie der andere. „Das Zeug treibt schon auf den Strand zu! Oder sollen wir dir erst den Hals durchschneiden?“

      Der Balian stand hoch aufgerichtet da. Unendliche Verachtung lag in seinen Zügen, aber er fügte sich und sagte ein paar Worte zu den anderen Insulanern.

      Die wateten ins Wasser und begannen unverzüglich, die angeschwemmten Holz- und Wrackteile zu bergen und auf den Sand zu legen.

      Mittlerweile trieb auch ein Toter an den Strand, es war der erste von etlichen anderen, die noch folgen sollten.

      Die Fremden halfen zwar anfangs mit, doch als sie sahen, daß die Insulaner schufteten, standen sie faul herum, befahlen nur noch oder bedachten die Balinesen mit Tritten, wenn es nicht schnell genug ging.

      Schließlich rührte von den Fremden keiner mehr eine Hand. Ungeniert zogen sie ihre nasse Kleidung aus, wrangen sie aus und zogen sie wieder an.

      Einen Mann, der noch lebte, holten sie selbst aus dem Wasser, und auch lange schwarze Rohre durfte keiner der Insulaner anfassen.

      Dafür durften sie schuften und alles an Holz bergen, was es zu bergen gab, und das war nicht gerade wenig.

      Gegen Mittag lag ein ansehnlicher Berg so hoch am Strand, daß ihn das Wasser nicht mehr erreichen konnte.

      Zu der Zeit beruhigte sich auch wieder der Wind. Die Wellen mäßigten sich und wurden kleiner. Nochmals eine knappe Stunde später lag die See fast spiegelglatt und ruhig da. Von einem blauen Himmel schien heiß die Sonne.

      Fast zwanzig Fremde zählte der Balian. So viele hatten überlebt. Am Strand lagen weitere sieben Männer, reglos, mit weit offenen Augen, die ertrunken und von der See angespült worden waren.

      Einige weitere wurden offenbar noch vermißt, denn immer wieder suchten die Fremden die See ab.

      Das zersplitterte Wrack hockte jetzt reglos und immer noch massig auf der vorgelagerten Korallenbank. Der Balian hörte, wie sich die Fremden unterhielten und immer wieder aufs Wasser deuteten.

      Der Mann, der seine Sprache sprach, trat näher.

      „Ihr könnt jetzt verschwinden“, befahl er herrisch. „Bis zum Abend werdet ihr uns eine Hütte bauen. Wenn die bis zum Sonnenuntergang nicht fertig ist, nehmen wir eure Hütten.“

      „Was haben wir euch getan?“ fragte der Balian. „Wir sind nicht am Untergang des Schiffes schuld, und wir haben euch nicht gerufen. Ihr bringt Unfrieden über unser Land.“

      Der Mann tat so, als habe er nichts gehört. Während er weitersprach, blickte er zu dem Wrack hinüber.

      „Ihr werdet uns selbstverständlich verpflegen“, sagte er. „Wir brauchen zwei gebackene Schweine und viele Früchte. Jetzt verzieh dich und wehe, es geschieht nicht alles das, was ich befohlen habe. Wenn ihr gehorcht, geschieht euch nichts. Aber im anderen Fall werden wir euch mit den Donnerrohren jagen, bis euch die Haare ausgehen.“

      Der Balian wußte zwar nicht, was ein Donnerrohr war, aber die Drohung wirkte trotzdem.

      Allerdings sann er darüber nach,


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