Seewölfe - Piraten der Weltmeere 587. Burt Frederick

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 587 - Burt Frederick


Скачать книгу

      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-001-5

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

       Das Silberschiff

       Tödlicher Haß stürzt Schiff und Mannschaft ins Verderben

       Capitán Manuel Redrojo schob seine Ellenbogen auf die Heckbalustrade, an der er mit dem Rücken lehnte. Die Stimmen waren jetzt deutlicher zu hören. „Ist es nicht wie das Erwachen einer geläuterten Welt?“ säuselte der Schreiberling. „Ja, Consuela, für mich ist es auch das Symbol des Neubeginns, der uns Menschen immer wieder möglich sein wird.“

      „Für uns wird jeder Tag neu und wunderschön sein“, hauchte das Mädchen.

      Redrojo konnte es nicht fassen. Völlig ungeniert redeten sie ihr verliebtes Zeug dort unten auf der Heckgalerie. Wie konnte man so einen Unsinn über das Wetter zusammenspinnen! Der Sturm war vorbei, und jetzt schien die Sonne. Das war alles.

       Das Mädchen war einfach zu schade für diesen albernen Kerl. Redrojo spürte seine Eifersucht wie eine innere Glut. Er blickte an sich hinunter und sah seine Hand auf dem Pistolengriff …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Manuel Redrojo – der Capitán der Silber-Galeone „Fidelidad“ ist in Liebe entflammt und vernachlässigt die Führung seines Schiffes.

      Consuela Verguero – die hübsche Kaufmannstochter fährt als Passagier auf der „Fidelidad“ und bringt Unruhe in den Bordbetrieb.

      Amadeo Palma – der Schriftsteller und Geschichtsschreiber wird in seiner Ehre beleidigt und verlangt Genugtuung mit dem Säbel.

      Cormac O’Sirideáin – der hitzköpfige Ire legt sich mit den Arwenacks an und empfängt eine tödliche Abfuhr.

      Philip Hasard Killigrew – eine Silber-Galeone ist dem Seewolf als „kleines“ Geschenk für die königliche Lissy gerade recht.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Heilige Mutter Gottes!

      Er erschrak und war zugleich stolz auf sich. Diese ungewollte Reaktion zeigte seine innere Bereitschaft. Himmel, ja, seine Liebe war übermächtig! Er war der Mann für Consuela Verguero. Nicht dieser lächerliche Federfuchser. Ein solches Mädchen brauchte einen wirklichen Mann, einen Spanier vom Scheitel bis zur Sohle.

      Ja, er war bereit, den Kerl notfalls zu töten.

      Vielleicht würde ihm dann sogar wohler sein. Und gleichzeitig lieferte er Consuela den Beweis für die wahre, großartige Liebe, die er für sie empfand. Die Blicke, die sie ihm seit der Abfahrt aus Havanna gelegentlich zugeworfen hatte, bereiteten ihm noch jetzt einen Schauer des Wohlbehagens. Er hatte darüber nachgedacht und war zu der Überzeugung gelangt, daß in jenen Blicken Bewunderung und Sehnsucht gelegen hatten.

      Verständlich.

      Manuel Redrojo hatte anfangs seinen Augen nicht getraut, als er mit den Ladepapieren auch die Dokumente für die beiden Passagiere erhalten hatte. Amadeo Palma, Schriftsteller und Geschichtsschreiber, Genueser von Geburt. Kaum zu glauben. Ein Stubenhocker und Träumer, der seinen Lebensunterhalt damit bestritt, sinnloses Zeug zu Papier zu bringen.

      Die Hochwohlgeborenen, die ihm das Geschreibsel abkauften, verstanden es in den seltensten Fällen. Aber sie schmückten sich mit ihrem angeblichen Kunstverstand. In ihren Kreisen überbot man sich gegenseitig mit solchem angeberischen Gehabe, natürlich auch mit Malerei und Musik. Die beiden letzteren Kunstrichtungen hatten für Capitán Redrojo noch einen gewissen Sinn.

      Mit Feder und Tinte Buchstaben und Zahlen niederzuschreiben, ergab dann einen Nutzeffekt, wenn es sich um die Kontobücher eines Kaufmanns handelte. Oder um das Logbuch eines Kapitäns. Aber Schreiben aus purem Vergnügen? Und dafür noch Geld verlangen?

      Redrojo schüttelte abermals den Kopf.

      Als der Genueser durch die Pforte im Schanzkleid getreten war, hatte er gleich gewußt, daß dieser Bursche nicht ganz richtig im Oberstübchen war.

      Das bedauernswerte Mädchen, diese unvergleichliche Schönheit, mußte ihm von ihrem Vater versprochen worden sein. Anders konnte man sich das beim besten Willen nicht erklären.

      Auf der Heckgalerie säuselte er weiter, dieser Affe.

      „Der Atlantik, Consuela, hat diese einzigartige Härte. Sieh den Himmel in seinem stählernen Blau! Der Sonnenschein ist von einem Glanz, der uns Menschen die Erhabenheit der Natur spüren läßt. Gewiß, eine freundliche Sonne, die uns – wie vorhin gesagt – Grund zum Aufatmen gibt, Hoffnung auf das Neue, berauschend Schöne.“

      „Ich glaube, ich verstehe, was du sagen willst“, sagte Consuela. „Ich empfinde es ähnlich wie du, Amadeo. Die Karibik ist anders. Dort hat die Sonne etwas Verspieltes, und der blaue Himmel ist grenzenlos heiter. Selbst Regen und Gewitter tragen keine Schwere, sondern sie besänftigen gewissermaßen mit der Ankündigung, daß sie nur kurzzeitige Gäste sein werden.“

      „Wie wahr!“ rief der Schreiberling begeistert. „Und wenn du als weiteren Vergleich unser heimisches Mittelmeer hinzuziehst, wirst du dort eine wiederum völlig anders geartete Stimmung erkennen. Der mediterrane Himmel hat bisweilen etwas an sich, das Freude und Schwermut zugleich widerspiegelt. Es ist – wie soll ich es ausdrücken …“

      „Tu nicht so!“ sagte Consuela lachend. „Dir hat es noch nie an Ausdrucksfähigkeit gemangelt.“

      „Beim Schreiben fällt es mir leichter als beim Sprechen.“

      „Stell dein Licht nicht unter den Scheffel!“

      Beide lachten.

      Redrojo verdrehte die Augen und faßte sich an den Kopf. Ihm wurde fast übel. Das arme Mädchen fing schon an, die schwülstige Redeweise des Träumers anzunehmen. Es wurde höchste Zeit, daß man ihr vor Augen führte, was Männlichkeit wirklich bedeutete.

      Manuel Redrojo wußte jetzt, daß er den Schreiberling aufrichtig haßte.

      „Capitán! Ich bitte um Verzeihung, Capitán …“

      Redrojo zuckte ungewollt zusammen. Die Stimme, die da in sein Bewußtsein vordrang, war so störend wie nur irgend etwas. Ärgerlich zog er die Stirn in Falten.


Скачать книгу