Seewölfe - Piraten der Weltmeere 531. Davis J.Harbord

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keinen Edwin Carberry. Ich will verflucht sein, so etwas Schändliches noch einmal zu tun.“

      „Ah, so ist das“, sagte Hasard. „Verstehe, du bist über die Hiebe zornig, die du Juan und mir verpaßt hast. Aber sieh das mal von der anderen Seite, Ed. Die Dons waren verdammt mißtrauisch. Hätten wir ihnen keine geschundenen Rücken präsentieren können, wäre möglicherweise unser Leben keinen Pfifferling mehr wert gewesen. So gesehen, hat uns deine Katze das Leben gerettet.“

      „Mag sein“, entgegnete der Profos, „aber das ändert nichts daran, daß du mir das kein zweites Mal befehlen darfst. Ich werde einen solchen Befehl verweigern.“

      „So geht das nicht, Ed“, sagte Hasard geduldig. „Theoretisch ist ein anderer Fall möglich – ich betone: theoretisch, also gedanklich. Ich könnte dir befehlen, mir die Hand abzuhacken, und zwar dann, wenn diese Hand aufgrund einer Verletzung derart eitert oder faulig wird, daß mein Leben gefährdet ist. Hier hilft nur ein radikaler Eingriff, um einer Blutvergiftung vorzubeugen. Schließen wir den Befehl einmal aus – also, ich bitte dich, mir die Hand zu amputieren. Würdest du das ablehnen?“

      Carberry grinste hart. „Das würde ich dem Kutscher oder Mac Pellew überlassen, Sir, die sind für so was zuständig.“

      „Und für die Katze warst du zuständig“, sagte Hasard sofort. „Sollte ich vielleicht dem Kutscher oder Mac befehlen, Juan und mich auszupeitschen?“

      „Sir“, sagte Carberry unnachgiebig, „du bist – mit Verlaub – spitzfindig.“

      Hasard seufzte. „Ed, das muß ich manchmal sein, um euch was zu verklaren. Also gut, die Katze ist über Bord. Ich trauere ihr keine Träne nach. Oder meinst du, wir müßten uns eine neue beschaffen – falls es mal einen Sünder in der Crew gibt?“

      „Ich habe noch nie einen Arwenack ausgepeitscht“, erwiderte Carberry grimmig, „mit Ausnahme von dir und Don Juan – weil, du mir das befohlen hattest. Und sollte unter uns mal ein Sünder sein, dann kriegt der von mir eine gescheuert – hiermit!“ Und der Profos hob seinen rechten Hammer.

      „In Ordnung, Ed“, sagte Hasard versöhnlich. „Dann laß uns diese Sache begraben. Mir ist klar, daß ich dir mit dem Auspeitschen verdammt viel zugemutet habe. Ich weiß, du hast zähneknirschend gehorcht, aber damit auch dazu beigetragen, daß unsere Aktion klappte und Juan und ich heil zurückkehren konnten. Können wir Frieden schließen?“

      „Aye, Sir!“ dröhnte der Profos, und jetzt endlich hatte seine Miene einen helleren Ausdruck.

      Oben aus dem Großmars meldete Blacky lautstark: „Katze Steuerbord achteraus außer Sicht!“

      „Das wollte ich dem Mistding auch geraten haben“, brummte Carberry, als hätte er befürchtet, sie könne an Bord zurückfliegen.

      Paddy Rogers starrte den Profos an und hinkte wieder hinter den Ereignissen her.

      „Haben wir jetzt keine Katze mehr?“ fragte er.

      „Nein, die schwimmt jetzt“, sagte Carberry. „Und vielleicht wird sie von ’nem Hai verschluckt.“

      „Und du besorgst dir keine neue?“ wollte Paddy wissen.

      Carberry runzelte die Stirn. „Sag mal, Mister Rogers, bist du heute mal wieder ein bißchen bescheuert oder wie? Ich habe die alte Katze außenbords geworfen, weil ich sie nicht mehr brauche. Und wenn ich sie nicht mehr brauche, dann brauche ich auch keine neue. Kannst du mir folgen?“

      „Ja.“ Und Paddy leierte: „Wenn du die alte nicht mehr brauchst, dann brauchst du keine neue, nicht?“

      „So ist es. Du hast das messerscharf erfaßt.“

      „Ja. Und nun ist sie weg, die alte Katze“, sagte Paddy, legte eine Denkpause ein und fragte dann: „Aber mit was haust du dann, wenn du keine Katze mehr hast, Mister Profos?“

      Carberry blickte zum Himmel auf und dachte: O Herr, gib mir Gelassenheit! Und er sagte: „Ich kann zum Hauen einen Tampen nehmen, nicht? Oder ich lang mit meiner Flosse zu.“

      „Hui!“ sagte Paddy und bewunderte die „Flosse“, die ihm der Profos ausgebreitet zeigte. Er hielt seine Rechte zum Vergleich daneben, aber als Konkurrenz kam sie nicht in Betracht. Wenn der Profos einen Handschuh brauchte, würde er einen Fußsack nehmen müssen. Und so sagte Paddy unvermittelt: „Nur gut, daß es hier nicht friert und so schön warm ist, nicht?“

      „Hä?“ fragte Carberry verständnislos.

      „Ich meine, wegen der Handschuhe“, sagte Paddy.

      „Was für Handschuhe?“

      „Na, einen Fußsack“, sagte Paddy und wirkte jetzt irritiert, weil der Profos so viele Fragen stellte.

      „Mister Rogers!“ Carberrys Stimme verriet Donnergrollen. „Mister Rogers! Kannst du mir vielleicht mal den Sinn deiner krausen Rede verklaren? Was friert hier nicht und ist so schön warm? Und was hat das mit Handschuhen und einem Fußsack zu tun?“

      „Ich – ich meinte – ich meinte – deine Flossen, Mister Carberry“, stotterte Paddy, und sein Gesicht hatte jetzt auch die rote Farbe seiner Haare. „Weil du mir doch deine Flossen zeigtest, nicht? Und da dachte ich, daß – daß es doch gut sei – wenn es – daß es – äh – hier warm ist und nicht friert. Weil es nämlich nicht so große Handschuhe für deine Flossen gibt, weil die nur in einen Fußsack passen, nicht? Oder du müßtest um jede Flosse zwei Decken wickeln, nicht? Es – es wäre doch traurig und schmerzvoll, wenn du dir deine Flossen abfrierst, wo du sie doch zur Haue brauchst, nicht?“ Und Paddy verstummte und wischte sich den Schweiß von der roten Stirn. Er fand, daß Reden furchtbar anstrengten.

      Carberry wußte nicht, ob er lachen oder heulen sollte. Bei den Kerlen platzte sowieso schon was, die setzten bereits zum Wiehern an.

      Da knallte nur das Kombüsenschott auf, und Mac Pellew törnte über die Kuhl zu den Hühnerverschlägen. Ein Körbchen hing an seinem rechten Unterarm.

      „Tuck-tuck-tuck“, brabbelte er. „Wo sind denn die lieben Eierchen – gack-gack-gack?“

      Das Gewieher der. Mannen unterblieb, nur das Grinsen blieb auf ihren Gesichtern. Aber das hing jetzt mit dem schrulligen Mac zusammen, dessen Hühnersprache ein Quell ständiger Heiterkeit für die Arwenacks war – nicht nur wegen des „Gack-gacks“ und „Tuck-tucks“, sondern weil er zwischendurch tatsächlich gurrte und girrte und kollerte, als sei er selbst ein Eierleger.

      Mac langte gackernd an dem rechten Verschlag an – an der Rückseite der Back – und riegelte die Tür auf, die aus einem Rahmen und Drahtverspannung bestand. In diesem Verschlag hatte Don Philipp, der Hahn, sein Domizil, das er mit fünf Hennen teilte.

      Mac behauptete, diese fünf Hennen seien Don Philipps Lieblingsharem – eine Behauptung, die noch niemand nachgeprüft hatte, aber Mac als Betreuer von Don Philipp und der zwanzigköpfigen Hühnerschar mußte das ja wissen.

      „Don Philippchen!“ säuselte Mac. „Gluck-gluck-gluck!“

      Und er griff hinein in den Verschlag, um nach der Ei-Ausbeute zu suchen.

      Es passierte Fürchterliches.

      Vielleicht irrte Mac bezüglich der Zuneigungen Don Philipps zu den fünf Hühner-Ladys. Vielleicht liebte er auch alle anderen fünfzehn genauso heiß wie die vermeintlichen fünf. Und nun hatte er eben auch mal Sehnsucht nach den Ladys in den drei anderen Verschlägen.

      Und darum brauste er mit Karacho über Macs linke Schulter, schlug ihm dabei die kräftigen Flügel um die Ohren und flatterte in die Freiheit.

      Das heißt, er schaffte es bis aufs Steuerbordschanzkleid und von dort auf die Webeleinen der Großmastwanten. Und auf denen kletterte Dan Philipp hoch und höher.

      Das passierte alles ziemlich schnell.

      Sir John geriet völlig außer sich. Er hatte auf der Großmarsrah gesessen. Mit einem wüsten Kampfschrei – Carberry behauptete später,


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