Seewölfe - Piraten der Weltmeere 447. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 447 - Roy Palmer


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Sie denn?“ fragte Altamura zurück.

      „Ich glaube, daß ich mit dir einer Meinung bin“, entgegnete de Lorentis. „Aber in Arica würde ich das nicht herumerzählen. Selbst wenn de Xamete einen Verdacht hat, wird er ihn nicht äußern. Denn es wäre schlecht für ihn, wenn der Vizekönig in Lima erfahren würde, daß es einer Handvoll Korsaren gelungen ist, in Arica einzudringen und wie die Teufel zu hausen.“

      Altamura lachte auf. „Wenn sie ganz gerissen wären, diese Korsaren, dann würden sie versuchen, bis nach Potosi zu marschieren. Da gibt’s ja eine Menge zu holen.“

      „Zu dieser Jahreszeit müßten sie es sogar schaffen“, sagte D’Onofrio.

      „Aber sie kennen den Weg nicht“, erklärte Benares.

      „Einen Führer finden sie bestimmt“, sagte Altamura. „Ich würde mich nicht wundern, wenn wir eines Tages erfahren, daß fremde Banditen Potosi geplündert haben.“

      „Sei jetzt still“, sagte der Sargento. „Was du hier von dir gibst, geht schon viel zu weit.“

      „Ja, Señor. Aber was ist nun, sehen wir in der Mündung des Tacna nach?“

      Die Schaluppe glitt auf die Flußmündung zu, es fehlten nur noch höchstens fünfhundert Yards, dann hatte sie sie erreicht. Romero de Lorentis warf einen nachdenklichen Blick auf die Stelle, an der sich seiner Ansicht nach die gefährlichen Untiefen befanden. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein. Wenn dort Schiffe ankern, entdecken wir sie auch von hier aus.“

      Wenig später segelte die Schaluppe an der Mündung des Rio Tacna vorbei, und der Sargento spähte aufmerksam mit dem Spektiv zum Ufer. Doch es war nicht die Spur von einem oder mehreren Schiffen zu sehen. Dabei ließ die kleine Besatzung der Schaluppe es bewenden.

      Sie wußten zwar, daß es auch eine Felsenbucht gab, die man auf dem Weg über den Fluß erreichte, doch welche Bedeutung hatte das schon? Sollten sie sich die Mühe bereiten, jede Bucht zu kontrollieren? Das führte zu nichts – und ihr Auftrag lautete ja auch nur, die Küste abzuforschen. Daran hielten sie sich.

      Nur kurze Zeit später brachen sie die Suche ab und kehrten nach Arica zurück. Noch einmal segelte die Schaluppe an der Mündung des Tacna vorbei, ohne daß de Lorentis und seine drei Begleiter etwas bemerkten. Sie wollten auch nichts entdecken. Keiner wollte wie der Sargento Manteca enden. Es zahlte sich nicht aus, sich mit den Fremden anzulegen. Selbst wenn man ihren Standort entdeckte, brachte das mit größter Wahrscheinlichkeit nur Ärger und Verdruß. Folglich waren die „Banditen“ ganz einfach verschwunden, und damit hatte es sich.

      Aufmerksame Augen beobachteten die Schaluppe vom Felsenufer aus, bis sie an der südlichen Kimm verschwand. Pete Ballie, der seine Wache als Ausguckposten versah, mußte unwillkürlich grinsen. Die Spanier hatten ihn nicht gesehen, dessen war er sicher. Er hielt sich zwischen den Felsen versteckt, wie es auch die anderen Kameraden taten, wenn sie diese Wache gingen.

      Und von der „Estrella de Málaga“ und der „San Lorenzo“, die in der Felsenbucht vor Anker lagen, ahnten die Dons nichts. Sie mußten ihre Nase schon in die Flußmündung stecken, um etwas von der Karavelle und der Galeone zu entdecken. Dazu aber schienen sie keine große Lust zu verspüren.

      Sie versahen ihren Dienst eher lax, das war Pete selbst auf die Distanz aufgefallen. Warum sollten sie sich auch abschinden und eventuell sogar ihr Leben aufs Spiel setzen? Was brachte es ihnen ein? Nichts. Männer wie Manteca oder auch Luis Carrero, eingefleischte Indio-Hetzer und Menschenschinder, waren karrieresüchtig gewesen und hatten dafür mit dem Leben bezahlt. Es lohnte sich nicht. Wer auf Beförderungen und Belohnungen spekulierte, konnte sich das Genick brechen.

      Keine Gefahr, dachte Pete, wir sind hier nach wie vor sicher.

      Wäre die Schaluppe jedoch noch einmal zurückgekehrt, dann hätten der Sargento de Lorentis und seine drei Soldaten wenig später das Freudengebrüll vernehmen können, das aus der Felsenbucht herübertönte. Aber sie waren schon weit weg und dachten bereits an Arica, die Kneipen am Hafen, die Mädchen und den Wein.

      Pete hob den Kopf, als er die Jubellaute vernahm. Ja, sie drangen aus der Ankerbucht herüber. Dafür konnte es nur einen Anlaß geben: Der Potosi-Trupp war zurück!

      Hastig erstieg er einen höheren Felsen, von dem aus er zur Bucht spähen konnte. Kein Zweifel, Hasard und seine Männer waren zurück! Pete konnte es selbst kaum fassen, aber er spürte deutlich, wie ihm bei den „Arwenack“-Rufen ein Stein vom Herzen fiel. Sie hatten alle um Hasard und den Trupp gebangt. Es hatte keine Nachrichten gegeben, denn von dem fernen, unzugänglichen Potosi aus hatte der Seewolf keinen Boten zur Bucht schicken können. Erst jetzt erfuhren Ben Brighton und die anderen, die hier zurückgeblieben waren, was sich alles zugetragen hatte.

      Pete durfte seinen Posten nicht verlassen, aber er fieberte dem Moment entgegen, in dem Jack Finnegan ihn ablösen würde. Er konnte es kaum erwarten, seinen Kapitän wiederzusehen und auch den anderen kräftig auf die Schultern zu klopfen: Dan O’Flynn, Carberry, Matt Davies, Gary Andrews, Stenmark, Jean Ribault, Karl von Hutten, Fred Finley und Mel Ferrow – ja, und Pater David natürlich, dem Gottesmann, der ihnen nicht nur mit Rat, sondern auch mit handfester Tat zur Seite stand.

      Bill, der sich als Ausguck auf dem Großmars der „Estrella de Málaga“ befand, glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er die Gestalten zwischen den Uferfelsen hervortreten sah. Dann aber ertönte aus dem Großmars der „San Lorenzo“ ein Ruf: „Sie sind zurück!“

      Es war Dave Trooper, der ihn ausgestoßen hatte. Dave versah ebenfalls Wachdienst.

      „Der Trupp!“ schrie Bill. „Er ist zurück!“

      „Was ist los?“ brüllte Ferris Tucker ihm von unten zu. „Bist du verrückt?“

      „Nein! Es ist der Potosi-Trupp!“

      Im Nu war der Teufel los, und die Stimmung überschlug sich. Die Männer an Bord beider Schiffe stürmten an Oberdeck. Wer sich bereits oben befand, ließ seine Arbeit stehen und liegen und eilte zum Schanzkleid. Ein einziger Blick zum Ufer genügte, und sie wußten, daß weder Bill noch Dave Trugbilder gesehen hatten. Da stand der Seewolf, und neben ihm tauchte gerade Dan O’Flynn auf.

      Jetzt flogen die Mützen und Arme hoch, die Männer brüllten ihr „Ar-we-nack“ und ihre Hurrarufe hinaus. Grelle Pfiffe wurden ausgestoßen, und Al Conroy hätte zur Feier des Tages am liebsten eine Drehbasse abgefeuert, wenn Ben ihn nicht daran gehindert hätte.

      Nur Araua stieß keine lauten Schreie aus. Sie lachte nur und verfolgte vom Achterdeck der „Estrella“ aus, wie sich der kleine Trupp allmählich vervollständigte.

      „Der Schlangengott hat euch beschützt“, murmelte sie. „Und so soll es auch weiterhin sein. Willkommen, Freunde, willkommen.“

      Hasard, der als erster Mann des Trupps auf den Uferstreifen getreten war, lachte und hob winkend die rechte Hand.

      „Na, das ist ja großartig“, sagte er und lud die Last ab, die er auf der Schulter getragen hatte – eine schwere Kiste. „Hättest du jemals gedacht, daß wir ein solches Aufsehen erregen würden?“

      „Im Grunde schon“, erwiderte Dan, der neben ihm war und ebenfalls sein Gepäck ablud. „Ich habe erwartet, irgendwann mal berühmt zu werden.“

      Pater David und Jean Ribault erschienen neben ihnen, dann trat auch Karl von Hutten zwischen den Felsen hervor.

      „Unser Dan ist wie üblich sehr bescheiden“, sagte der Gottesmann lachend. „Aber heute haben wir ja allen Grund, ausgelassen zu sein.“

      „He!“ sagte von Hutten. „Was für ein Feuer brennt denn da drüben?“

      Sie richteten ihre Blicke nach links und sahen Mac Pellew, der vom Räucherofen aus fuchtelnd auf sie zulief. Er freute sich wirklich, aber er schnitt mal wieder ein Gesicht, als wollte er in Tränen ausbrechen.

      „Holla!“ brüllte er. „Das nenne ich ’ne gelungene Überraschung!“

      „Ja, so sind wir nun mal“, sagte


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