Seewölfe Paket 16. Roy Palmer

Seewölfe Paket 16 - Roy Palmer


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gesagt. Der wird über Erlenholz geräuchert – und so. Da ist was dran, sage ich dir! Und wegen dem Erlenholz und so gibt das einem Mann ganz verteufelte Kraft, ich meine wegen der besonderen Art des Räucherns. Schade, daß sie damals keinen dabeigehabt hatte“, sagte Mac bedauernd. „Die hätte mich nie wieder in ihrem Leben vergessen. So’n Hering bringt sogar den alten O’Flynn noch auf Trab. Oder Will Thorne. Wenn die so’n Ding vorgesetzt kriegen, grapschen Sie sofort nach dem nächsten Weib.“

      „Verstehe“, sagte der Kutscher. „Und darüber habt ihr euch dann ausgiebig unterhalten?“

      „Sie schwärmte jede Nacht davon“, gab Mac zu. „Natürlich vergaß sie auch mich nicht, aber diese Heringe …“

      „Verstehe“, sagte der Kutscher erneut. Und da der Kutscher ein praktisch denkender Mann war, dem das Wohl und Wehe der Crew stark am Herzen lag, interessierte ihn mehr die Zubereitung dieses Fisches, denn das würde reichhaltige Abwechslung auf dem Speisezettel bedeuten. Dabei dachte er weit voraus und nicht so wie Mac, der ständig davon faselte, wie schnell man seine Manneskraft erhielt, vorausgesetzt, man hatte einen Räucherhering zur Hand.

      Der Kutscher hörte geduldig zu, als Mac immer mehr ins Schwärmen geriet und ein endloses Palaver begann. Räucherheringe von Bornholm seien das Größte überhaupt, habe Svanhild gesagt – und so.

      Dieses ewige „und so“ regte den Kutscher allmählich auf, doch weil Mac nicht mehr zu bremsen war, wurde der Kutscher schließlich selbst ganz scharf und neugierig auf diesen Fisch.

      Die Ostsee, das wußte er, war ein ausgesprochenes Heringsgewässer, da hatten sie schon recht mit ihrem Ausdruck vom Heringstümpel. Hier konnte man in die vollen greifen, überlegte er, das war billig und dennoch abwechslungsreich. Man konnte diese Heringe entweder braten, backen, dünsten, kochen, sauer einlegen oder auch in Salz einpökeln. Und natürlich auch räuchern, was aber eine gewisse Technik voraussetzte.

      Er fragte Mac nach Einzelheiten, doch der hatte von Svanhild kaum etwas darüber erfahren und war nicht sehr ergiebig in diesem Fall.

      Klar, dachte der Kutscher, wenn sie nachts darüber dauernd laberten, dann hatte die gute Svanhild dem alten Mac ganz sicher keinen Räucherofen beschrieben, sondern eben nur von den Heringen was vorgeschwärmt.

      Das allerdings gab dem Kutscher Anlaß zu einem ironischen Grinsen. Der gute Mac hatte in jenen Nächten wohl mehr gepennt – und so!

      „Wir können das Hasard ja mal unterbreiten“, schlug der Kutscher vor. „Dann mußt du deine Geschichte eben ein zweites Mal erzählen.“

      „Macht nichts“, versicherte Mac treuherzig. „Dann gehen wir eben mal nach achtern und sagen das. Vielleicht können wir Hasard überzeugen. Und wenn wir dann mal wieder an Land einen draufhauen, dann steckt sich jeder vorsichtshalber beim Landgang einen Räucherhering ein, wegen der folgenden Nacht und so.“

      Dieses Bild, das da in Macs Hirnkasten reichlich verworren entstand. versuchte der Kutscher sich redlich auszumalen, denn es war einfach zu komisch, sich vorzustellen, wie Old O’Flynn an Land ging, einen Räucherhering in der Tasche – und so. Oder Batuti, bewaffnet mit Räucherheringen, oder, oder, oder …

      Der Kutscher drehte sich um und schüttelte sich insgeheim vor Lachen, was Mac Pellew jedoch nicht merkte, denn dessen Blick war weit in die Ferne gerichtet. Sicher dachte er an seine geräucherten Liebesnächte mit Svanhild Detlevsen zurück.

      Als das Gemüse geputzt war, gingen alle beide nach achtern.

      Weil der Kutscher und Mac gemeinsam auf dem Achterdeck erschienen, rochen die Arwenacks sofort, daß da etwas im Busch war, und pirschten sich unter den fadenscheinigsten Vorwänden ebenfalls nach achtern.

      Hasard hörte sich das alles mit anfangs steinernem Gesicht an, um sein Lachen nicht allzu deutlich zu zeigen. Doch auch er konnte sich bei Macs detaillierter Schilderung plötzlich nicht mehr zurückhalten und begann am ganzen Körper zu zukken.

      Dem Profos hingegen ging das wieder runter wie warmes Öl, und alle, die sich auf dem Achterdeck versammelt hatten, grinsten von einem Ohr zum anderen. Mac palaverte treuherzig, mit verklärten Blicken, von seiner Svanhild und den besonderen Heringen und ließ seine Liebesabenteuer vom Stapel, bis sich alle vor Lachen bogen.

      Nur ein einziger lachte nicht mit, und das war ausgerechnet der immer so heitere und fröhliche Däne Nils Larsen. Anfangs hatte er neugierig die Ohren gespitzt. Daraufhin war er aber verschwunden und werkelte nun auf der Kuhl herum.

      „Sir“, sagte der Kutscher in diesem Augenblick beschwörend. „Wenn Ferris so einen Ofen konstruieren könnte, oder Shane vielleicht, dann haben wir neue kulinarische Genüsse an Bord, kaufen billig ein und bringen abwechslungsreichere Kost als sonst auf den Speiseplan. Ich denke dabei auch an längere Seereisen, wenn man diese Fische einpökelt oder in Essigtunke legt, nachdem sie gebraten sind.“

      „Wirklich nicht schlecht“, gab der Seewolf zu. „Das sind gute Überlegungen, an denen man nicht achtlos vorbeigehen soll. Das sind direkt kaufmännische Überlegungen. Aber fragen wir doch einmal Nils danach, der ist ja Däne und hat sicher schon davon gehört. Mac scheint da ein bißchen zu übertreiben, der gerät ja richtig ins Schwärmen.“

      Nils Larsen wurde gerufen, der etwas später auf dem Achterdeck erschien, denn jetzt war die Neugier aller geweckt, und jeder wollte diese hochgepriesene Köstlichkeit wenigstens einmal probieren. Nicht deswegen, weil sie „müden Männern“ wieder auf die Beine half – das Problem hatte anscheinend nur der gute alte Mac –, sondern einzig wegen abwechslungsreicher Kost und weiterer Bereicherung des Speisezettels.

      Nils Larsen war aus irgendeinem Grund verstimmt, weshalb, wußte niemand, jedenfalls war nichts mehr von Fröhlichkeit in seinem Gesicht zu erkennen. Es schien eher so, als sei ihm eine riesengroße Kakerlake über die Leber gelaufen.

      Was allerdings niemand an Bord wußte, das war die Tatsache, daß Nils Larsen von Bornholm stammte, und er selbst hatte jede Menge gute Gründe, um das zu verschweigen. Nils war in Rönne geboren, und zwar als Sohn des Heringsfischers Owe Larsen und seines angetrauten Weibes Thyra Larsen, geborene Lund. Aber das war, wie gesagt, an Bord niemandem bekannt.

      „Was weißt du darüber, Nils?“ fragte Hasard schließlich. „Wenn etwas daran ist, könnten wir Bornholm morgen anlaufen.“

      „Darüber ist mir gar nichts bekannt“, sagte Nils abweisend. „Das ist doch alles dummer Quatsch und dämliches Gefasel von Mac. Der und eine Dänin, daß ich nicht lache! Und dazu geräucherte Heringe! Seine Dänin hat er wohl mit ’ner Hafenhure aus Plymsons ‚Bloody Mary‘ verwechselt.“

      „Das laß ich mir nicht gefallen!“ brüllte Mac entrüstet. „Erstens verkehre ich gar nicht mit Plymouther Hafenhuren, und zweitens hieß das Mädchen Svanhild Detlevsen, und das ist ein dänischer Name, verdammt noch mal.“

      „Das sagt überhaupt nichts, du Spinner“, fauchte Nils zurück. „Deine Hafenhure konnte vielleicht einen Hering nicht mal von einem Walfisch unterscheiden. Das ist doch blödes Gequatsche. Da hat dir irgendeine dumme Gans was vorgesabbert.“

      „Ich heiße ja schließlich nicht Nils Larsen“, schrie Mac mit puterrotem Schädel, „der bei den billigsten Huren nächtelang rumhängt!“

      „Und ich brauch’ auch keine geräucherten Heringe bei der Liebe!“ schrie Nils höhnisch zurück. „Und ich quatsche in der Koje auch nicht über verdammte Räucherheringe, weil ich nämlich was anderes zu tun habe, als solchen Unsinn zu faseln!“

      „Köstlich!“ röhrte der Profos. „Weiter so. Los, Mac, gib’s ihm ordentlich! Und du auch, Nils, gib’s Mac tüchtig!“

      Auf dem Achterdeck bogen sich die Männer vor Lachen. Selbst Hasard hörte gebannt zu, denn das war doch mal wieder eine feine Abwechslung, wenn sich die beiden in den Haaren lagen. Das heiterte prächtig auf.

      „Ich – und Räucherheringe mit ins Bett nehmen?“ brüllte Mac. „Nimm du doch welche mit, du hast es bestimmt nötig. Und wenn du ein Däne bist, dann bin ich ein Chinese. Du verstehst


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