Seewölfe - Piraten der Weltmeere 46. Burt Frederick

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 46 - Burt Frederick


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      Impressum

      © 1976/2013 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-363-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

      1.

      Die Bewegungen des Schiffes waren von einschläfernder Monotonie. Es herrschte nur schwacher Wellengang, und der Bug der Karavelle hob und senkte sich in entsprechend trägem Rhythmus. Das stete Knarren und Ächzen der Takelage begleitete diesen Rhythmus als gleichbleibendes Geräusch.

      Die Männer dösten vor sich hin. Sie sahen das Tageslicht nicht. Die Luft im Halbdunkel der Vorpiek war stikkig und mit Schweißgeruch angereichert. Nur hin und wieder bewegte sich einer der Männer, und dann war das leise Klirren von Ketten zu hören.

      Insgesamt vierzehn Männer waren es, die in der britischen Kriegskaravelle „War Song“ in Ketten lagen.

      Lediglich einer von ihnen war hellwach.

      Sir John Killigrew starrte mit weit offenen Augen in die Düsternis der Vorpiek. Seine Gedanken waren nicht minder düster wie seine Umgebung. Von blindwütigen Rachegefühlen geprägt, kehrten diese Gedanken immer wieder auf den einen Punkt zurück: Es mußte ihm gelingen, sich und seine Männer aus dieser elenden Lage zu befreien.

      Wie, das wußte er allerdings beim besten Willen nicht.

      Seit einer halben Ewigkeit dachte er darüber nach. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren und wußte nicht mehr genau, wie viele Tage vergangen waren, seit dieser Dreckskerl von einem Bootsmann sich erdreistet hatte, ihn und die Überlebenden aus seiner Mannschaft anzuketten – ausgerechnet ihn, der er kein Geringerer war als der Generalkapitän von Cornwall.

      Sir John hatte inzwischen die Erinnerung daran verdrängt, daß dieser selbe Bootsmann ihn erbarmungslos zusammengeschlagen und ihm damit die schlimmste Demütigung seines Lebens zugefügt hatte.

      Nein, die gewohnte Selbstherrlichkeit des alten Killigrew war in vollem Umfang zurückgekehrt. Vergessen waren die Schmerzen, die noch bis vor kurzem in ihm getobt hatten, und mit den Schmerzen hatte er auch die Schmach der erlittenen Niederlage abgeschüttelt.

      Mit geradezu unbändiger Willenskraft fieberte er danach, die Lage zu seinen Gunsten zu wenden.

      Polternde Schritte näherten sich dem Schott der Vorpiek und rissen Sir John unverhofft aus seinen Gedanken.

      Auch die übrigen Männer seiner Crew wurden wach, hoben die Köpfe, blinzelten und klirrten mit den Ketten, als sie sich den Schlaf aus den Augen rieben.

      Sir Johns hellblaue Augen blitzten. Seine Knollennase dehnte sich in die Breite, während sich ein Grinsen in seine derben Gesichtszüge kerbte. Kettenrasselnd fuhr er sich mit der Linken durch das rote Haar.

      Draußen vor dem Schott endeten die Schritte. Ein harter, dumpfer Laut folgte. Dann flutete grelles Tageslicht herein, als das Schott geöffnet wurde.

      Sekundenlang schlossen die Männer geblendet die Augen. Sir John kniff die Lider indessen nur einen winzigen Moment zusammen. Angestrengt starrte er in die ungewohnte Helligkeit.

      Hölle und Teufel, sollte es tatsächlich gefruchtet haben, daß er sich nichts sehnlicher gewünscht hatte als eine Chance? War es ihm etwa gelungen, die Reaktionen dieser Bastarde da draußen an Deck durch seine Gedankenkraft zu beeinflussen? Hm, schon möglich. Wenn es so etwas wie übersinnliche Kräfte gab, dann war es eigentlich nicht verwunderlich, wenn er, Sir John Killigrew, auch über solche Fähigkeiten verfügte. Gegen ihn war eben kein Kraut gewachsen, auch wenn es manchmal schlecht für ihn aussah.

      Er war immer wieder ans Tageslicht gekrochen. Und dann hatte er denjenigen, die ihn ins Dunkel gestoßen hatten, derartig Feuer unter dem Hintern gemacht, daß sie auf allen vieren vor ihm gekrochen waren.

      Allerdings – ob dies die passende Gelegenheit war, mußte man abwarten. Sir John hatte nicht mehr vor, sich zu Unbedachtheiten verleiten zu lassen. Seine Männer waren instruiert. Sie wußten, unter welchen Voraussetzungen sie zu handeln hatten.

      Der klotzige Schattenriß eines Mannes schob sich durch das helle Rechteck des offenen Schotts.

      Er blickte in die Runde, nickte beruhigt, brummelte etwas und schleppte einen gußeisernen Kübel herein, den er im Mittelgang zwischen den beiden Reihen der Angeketteten abstellte.

      „Eigentlich sollte man euch vor die Hunde gehen lassen“, sagte er mit einem verächtlichen Blick auf die Gefangenen in seiner unmittelbaren Nähe. „Aber unser Bootsmann ist nun mal ein Mensch. Durch und durch. Wenn’s nach mir ginge, könntet ihr verhungern. Aber, na ja ...“ Er zog die Schultern hoch, ließ sie wieder sinken und trottete hinaus. Mit einer Schöpfkelle und Blechnäpfen, die an einem Lederseil baumelten, kehrte er kurz darauf zurück.

      Sir John blieb äußerlich völlig ruhig. Innerlich vibrierte er.

      O verdammt, besser konnte es nicht kommen.

      Keiner seiner Männer antwortete auf die Bemerkungen des Bulligen. Sie alle empfanden die gleiche innere Anspannung. Denn jeder von ihnen wußte, was jetzt bevorstand.

      Der Mann hieß Sharkey und war Koch an Bord der „War Song“. Die Tatsache, daß eine Steinschloßpistole unter dem handtellerbreiten ledernen Hüftgurt des Kochs steckte, störte niemanden aus der Killigrew-Meute. Sharkey sollte keine Gelegenheit mehr haben, die Waffe noch einzusetzen.

      Die Blechnäpfe schepperten bei jedem Schritt, als er ohne sonderliche Eile auf den Kübel zuging. Deutlich war an Sharkeys Miene abzulesen, daß es ihm wenig Freude bereitete, diesen wilden Haufen mit Essen zu versorgen – diese Halunken, die dem Bootsmann Sullivan und seiner Stammcrew unendliche Schwierigkeiten bereitet hatten.

      Der narbengesichtige Corduroy und Hanks, ein Mann mit kantigem Schädel und blaßgrauem Stoppelhaar, hockten nebeneinander in unmittelbarer Nähe des Kübels.

      Sir John verständigte sich mit den beiden Männern durch einen Blick. Corduroy und Hanks waren die Verläßlichsten in der zusammengeschmolzenen Killigrew-Mannschaft. Fanatische Kämpfernaturen, die ihrem Herrn ebenso blind ergeben waren wie die anderen.

      Ihre Gesichter blieben unbewegt und ausdruckslos, als Sharkey heranschlurfte.

      Blitzartig streckte Corduroy das rechte Bein aus. Die Kette ermöglichte ihm nur einen knappen Bewegungsspielraum. Aber es reichte.

      Sharkey hakte mit dem linken Fuß hinter Corduroys Knöchel. Der Schiffskoch stieß einen erschrockenen Knurrlaut aus. Er stürzte vornüber, ruderte mit den Armen und versuchte vergeblich, sein Gleichgewicht zu behalten. Blechnäpfe und Kelle wirbelten durch die Luft und landeten scheppernd auf den Planken.

      Im letzten Moment versuchte Sharkey noch, sich abzustützen. Aber er reagierte nicht schnell genug und schaffte es nicht mehr.

      Mit


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