Seewölfe - Piraten der Weltmeere 248. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 248 - Roy Palmer


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weniger Steuern zahlte, der durfte etwas unbesorgter in die nahe Zukunft blicken. Kabil konnte es den armen Teufeln nicht einmal verübeln, daß sie sich bei Rufael anzuschmeicheln versuchten. Was sollten sie sonst tun, um ihre erbärmliche Existenz ein wenig zu verbessern?

      Schon einmal hatte Kabil einen Fluchtversuch unternommen, der ihm auch fast geglückt wäre. Aber Rufael hatte alles darangesetzt, ihn wieder einzufangen. Dann hatte er ihn ausgepeitscht. Seitdem mußte Kabil nachts mit einer Kette am Fuß schlafen, deren anderes Ende an der Hauswand befestigt war.

      Kabil war Rufaels Leibeigener. Rufael hatte mit harter Münze für ihn bezahlt, und nichts auf der Welt konnte ihm sein Eigentum wieder wegnehmen.

      „Was glotzt du diesem Schiff nach, Bengel?“ fragte der dicke Mann, nachdem er genüßlich geschmatzt und den Becher wieder weggestellt hatte. „Hast du noch nie einen Segler auf dem Nil gesehen?“

      „Keinen so schönen, o Herr.“

      „Es ist eine Galeone, nicht wahr?“

      „Ich glaube schon“, entgegnete Kabil vorsichtig.

      „Was heißt hier, ich glaube? Ich denke, du kennst dich mit Schiffen gut aus! Oder hast du mir das nur vorgelogen?“

      „So groß sind meine Erfahrungen nun auch wieder nicht, werter Rufael …“

      „Du bist auf dem Mittelmeer herumgesegelt, während ich mich nie aus meinem Heimatort weggerührt habe“, sagte Rufael zornig. „Das genügt. Du bist ein halber Seemann.“ Plötzlich ruckte sein. Kopf herum, und er fixierte Kabil mit seinen kleinen Augen. „Ist es nun eine Galeone oder nicht?“

      „Eine englische Galeone, o Herr.“

      „Na also. Und es könnte dir gerade so passen, mit ihr zu türmen, was?“

      „Nein, Herr. Das würde ich niemals wagen. Erstens, weil ich euer treuer Diener bin. Zweitens, weil die Engländer mich sowieso niemals bei sich aufnehmen würden.“

      „Drittens, weil ich dich halb totpeitschen würde, wenn du wieder versuchen würdest, abzuhauen.“

      „Das weiß ich, o Herr. Deshalb laufe ich nicht wieder weg.“

      „Aber deine Augen glänzen so merkwürdig.“

      „Das kommt von der Sonne, Herr.“

      „Geh zurück ins Haus und hol mir noch etwas von dem Saft“, sagte Rufael barsch. „Beeil dich gefälligst, wenn du keine Schläge haben willst.“

      Kabil, der Junge vom Stamme der marokkanischen Shilh, kehrte ins Haus zurück und dachte: Und ob ich es versuche! Ich fliehe, Rufael, du Bastard, spätestens heute nacht, und ich töte dich, wenn du mich daran zu hindern versuchst.

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