Seewölfe - Piraten der Weltmeere 140. John Curtis

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 140 - John Curtis


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miserabel man uns damals nach unserer Rückkehr in den Hafen von Plymonth behandelt hat. Es ist unsere Pflicht, für unser Land etwas zu tun, wenn es nötig ist. Aber trotzdem, Hasard, diese Sache mit der Bucht …“

      Der Seewolf nickte.

      „Ich habe mir auch schon den Kopf darüber zerbrochen, was wir statt dessen tun könnten, aber die einzige Möglichkeit bleibt die, uns samt der ‚Isabella‘ zu verstecken und uns dann in Cadiz umzuhören. Denn auch wenn wir die spanische Flagge setzen und spanische Uniformen anziehen – daß wir ein spanisches Schiff sind, das nehmen uns die Dons nicht ab. In Cadiz haben wir es bestimmt nicht mit lauter Dummköpfen zu tun.“

      Hasard sah die drei Männer abermals an.

      „Oder hat einer von euch eine bessere Idee? Nochmals, ich gebe Ed recht, die Sache ist verdammt gefährlich, aber es wäre ja schließlich nicht das erstemal, daß wir ein Wagnis eingehen. Also, wie denkt ihr?“

      Ben Brighton tauschte einen Blick mit Old Shane. Dann antwortete er für den hünenhaften Waffenmeister gleich mit.

      „Wir müssen es wagen. In einer Stunde ist es dunkel. Ich weiß, welche Bucht du meinst, und die finden wir auch im Dunkeln. Wir werden unbemerkt mit gelöschten Lichtern einlaufen, eventuell müssen wir am nächsten Morgen noch in das endgültige Versteck verholen, das wird sich zeigen. Ich bin für deinen Plan.“

      „Ed?“

      Er warf dem Profos einen fragenden Blick zu. Carberry nickte, aber sein Narbengesicht zeigte einen verbissenen Ausdruck. Er hatte ein verdammt ungutes Gefühl und ahnte nicht, wie sehr sich seine Bedenken als berechtigt erweisen sollten.

      „Klar, Hasard. Ich habe dir gesagt, was ich über die Sache denke, aber ich sehe auch keine andere Möglichkeit. Und wenn einer dieser Dons seinen neugierigen Dummkopf zu nahe an unsere ‚Isabella‘ ransteckt, dann kriegt er von mir ganz persönlich eins über den Schädel. Ich glaube, ich sollte die Männer jetzt mal informieren, also!“

      Carberry setzte sich in Marsch. An der Schmuckbalustrade blieb er stehen. Im nächsten Moment dröhnte seine gewaltige Stimme über Deck.

      „He, ihr Decksaffen, alles mal herhören!“

      Die Männer unterbrachen ihre Arbeit und versammelten sich in der Kuhl. Erwartungsvoll sahen sie den Profos an. Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann, packte seine gewaltige Axt fester, und Batuti, der riesige Gambianeger, ließ seine Muskeln spielen und rollte die Augen. Der alte O’Flynn humpelte ebenfalls so schnell herbei, wie sein Holzbein das zuließ, und Dan beugte sich zusammen mit dem Schimpansen Arwenack aus dem Mars.

      Dann begann Carberry den Männern zu erklären, um was es ging. Der Seewolf, Ben Brighton und Big Old Shane standen hinter ihm und beobachteten die Gesichter der Seewölfe.

      Die Männer in der Kuhl hörten Carberry schweigend zu. Ihre Gesichter waren ernst. Sie wußten, was ein solches Unternehmen in unmittelbarer Nähe des größten Kriegshafens der Spanier bedeutete.

      Als Carberry schließlich schwieg, trat Smoky, der Decksälteste der ‚Isabella‘, vor, zog seine Mütze und brachte drei Cheers auf Merry Old England aus – und damit traf er genau das, was die Seewölfe alle in diesem Augenblick empfanden. Donnernd fielen sie ein, und dann brandete plötzlich der Schlachtruf der Seewölfe über die „Isabella“.

      „Arwenack – Arwenack – Arwenack …“

      Sir John, der Bordpapagei, der auf einer Rah vor sich hingedöst hatte, fiel vor Schreck fast an Deck. Kreischend und zeternd flatterte er davon.

      Eine halbe Stunde später, die „Isabella“ lag bereits auf ihrem neuen Kurs, verkroch sich das letzte Tageslicht hinter den Horizont. Der Wind hatte aufgebrist und sang in der Takelage. Auf den Wogen erschienen erste Gischtkämme und leckten gierig am Rumpf der „Isabella“ hoch.

      In etwa drei Stunden würden sie vor der spanischen Küste stehen. Hin und wieder warf einer der Seewölfe Ben Brighton einen verstohlenen Blick zu. Die Männer fragten sich, ob Ben es wirklich schaffen würde, bei Nacht und trotz des beginnenden Sturmes die Bucht anzulaufen.

      Der Mond ging auf, und durch Wolkenlöcher warf er seinen bleichen Schein über die aufgewühlte See, auf der die „Isabella“ sich hob und senkte.

      Noch bevor drei Stunden verstrichen waren, meldete sich Dan aus dem Mars. Er hatte Bill, den Schiffsjungen, und die beiden Söhne Hasards bei sich, die auch über beachtlich gute Augen verfügten und begannen, sich an Bord einzugewöhnen.

      „Achtung, Deck!“ rief Dan, und sofort gab Hasard ihm Antwort.

      „Bucht Steuerbord voraus zu erkennen. Wir halten ziemlich genau auf die Einfahrt zu, ich kann sie deutlich im Mondlicht erkennen. Weit und breit kein Schiff!“

      Der Seewolf verlor keine Zeit. Er schlug Ben Brighton nur noch rasch auf die Schulter, eine Anerkennung, wie er sie nur selten zuteil werden ließ, dann enterte er auf.

      Er suchte die Einfahrt der Bucht sorgfältig mit seinem Spektiv ab. Aber Dan hatte recht, die Bucht lag frei und verlassen da.

      „Wir laufen sofort ein, Dan. Bleib oben, beobachte mit Bill und den beiden Jungs weiter. Ich möchte keine Überraschung erleben, denn die Bucht ist zerklüftet, wir müssen ziemlich tief hinein. Aber ich denke, unser altes Kriegsglück bleibt uns auch diesmal treu!“

      Damit enterte der Seewolf wieder ab.

      „Ed, klar bei Segelmanöver, beide Wachen an die Brassen. Erst wenn ich es sage, runter mit den Lappen, vorläufig lassen wir noch volles Zeug stehen!“

      Carberry nickte, dann scheuchte seine Donnerstimme die Männer auf die Manöverstationen. Al Conroy, der Geschützmeister der Isabella, stand mit einigen Männern auf dem Geschützdeck. Die Geschützpforten waren offen, die Lunten brannten. Eine Vorsichtsmaßnahme für den alleräußersten Fall, die auf der „Isabella“ nie versäumt wurde, und durch die sie schon ein paarmal dem Untergang entronnen war.

      Eine knappe Viertelstunde später lief die „Isabella“ mit gelöschten Lichtern in die Bucht ein, die am Anfang, an ihrer breitesten Stelle, gut eine halbe Meile maß, dann aber rasch enger wurde.

      Auf der „Isabella“ wurde kein Wort gesprochen. Selbst Carberry schwieg, und das wollte etwas heißen.

      Der Seewolf ließ einen Teil der Segel bergen. Die „Isabella“ lief nur noch so viel Fahrt, daß sie dem Ruder gehorchte.

      Der Wind hatte weiter aufgebrist und heulte jetzt vom Atlantik her in die Bucht. Er blies aus West, was für die „Isabella“ und ihre Seewölfe äußerst günstig war, denn so konnten sie mühelos weiter und weiter in die Bucht gleiten, die schon bald in dem leicht ansteigenden Gelände einen tiefen Einschnitt bildete.

      Ben Brighton hatte Pete Ballie, den Rudergänger der „Isabella“, abgelöst. Er spähte in die vom Mondlicht erhellte Nacht. Dann atmete er plötzlich auf. An Steuerbord der „Isabella“ war ein Seitenarm der Bucht zu erkennen, der fast rechtwinklig nach Süden abbog.

      „Das ist er, Hasard“, sagte Ben. „An die Brassen, Männer, Ferris, den Anker klar zum Werfen!“ wies er den Schiffszimmermann an, der mit einer Gruppe von Seewölfen auf der Back am Spill stand.

      Die „Isabella“ schwang herum, dann glitt sie in den Seitenarm. Er war tief, aber er wurde immer schmäler, je weiter sie vordrangen. Dann tauchte die Landzunge auf, nach der Ben Brighton schon die ganze Zeit Ausschau gehalten hatte.

      „Wenn wir hinter die Landzunge verholen, sind wir gegen Sicht gedeckt, selbst wenn Fischer auf dem Hauptarm vorbeisegeln sollten. Der Wald dort wächst auf einer Felsbarriere, die hoch genug ist, daß wir die ‚Isabella‘ hinter ihr verbergen können. Das Schiff kann bis fast ans Ufer, das Wasser hier ist tief. Um aber vor Überraschungen sicher zu sein, sollten wir trotzdem nicht direkt am Ufer vertäuen.“

      Der Seewolf nickte und gab die notwendigen Anweisungen.

      „Ed, wir müssen die ‚Isabella‘ so verankern, daß ihr Bug ins offene Meer zeigt. Vielleicht bleibt


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