Seewölfe - Piraten der Weltmeere 184. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 184 - Fred McMason


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Gesichter.

      Die uniformierte Truppe mutete fremdartig und seltsam auf dieser Insel an. Sie paßte nicht in dieses friedliche Bild von sanften Buchten, weißen Stränden und strahlend blauem Himmel.

      Während die beiden Gruppen unter dem Profos und dem Ersten in entgegengesetzte Richtung gingen, drang Sinona in den Einschnitt vor.

      Er hatte nur fünf Männer dabei, aber die waren alle bis an die Zähne bewaffnet. Über ihre grimmig blikkenden Gesichter lief nun in Bächen der Schweiß.

      Ein Stück ging es am Strand vorbei, dann drangen sie in das Dickicht ein und liefen einen von der Natur geschaffenen Pfad weiter.

      Kein Lufthauch brachte Kühlung. Bis auf das Krächzen eines Seevogels blieb alles still und ruhig.

      Sinona sah sich immer wieder um. Er hatte das Gefühl, als belauerten unsichtbare Augen jeden ihrer Schritte. Aber er sah niemanden, so sehr er sich auch anstrengte. Es hatte immer noch den Anschein, als sei diese Insel unbewohnt.

      Ein Seesoldat blieb stehen und deutete auf einen Pfad, der schräg zum Berg hinaufführte.

      „Was ist?“ fragte Sinona ungehalten.

      „Senor Capitan, das hier ist kein natürlicher Pfad. Der ist künstlich angelegt worden.“

      Der Soldat bückte sich und wies auf einige Pflanzen, die niedergetreten waren. Man sah es kaum, aber Sinona erkannte, daß der Mann recht hatte.

      „Tatsächlich, dann hat mich meine Ahnung also doch nicht getrogen. Aufpassen, Männer! Gebt acht, falls sich jemand weiter oben in den Bergen zeigt, sonst sitzen wir in der Falle.“

      Mit äußerster Vorsicht gingen sie weiter. Sie kannten sich mit Eingeborenen aus, die waren immer unberechenbar. Auf manchen Inseln hatte man sie mit liebenswerter Freundlichkeit empfangen, auf anderen hatte man sie ohne Warnung angegriffen und einige der Crew augenblicklich getötet.

      Wie es hier war, ließ sich nicht voraussagen. Wenn die Eingeborenen erfuhren, was sie wollten, dann war es mit der Freundlichkeit vermutlich sofort vorbei.

      Die Brotfrüchte stellten ihre Hauptnahrung dar, und die würden sie sich nicht so ohne weiteres wegnehmen lassen.

      Sinona lachte ärgerlich auf. Sollten sie, er hatte genügend Soldaten an Bord, die mit den paar Insulanern im Handumdrehen fertig werden würden.

      Sinona übernahm wieder die Führung, erklomm den schrägen Pfad und sah sich immer wieder um. Die Pistole hielt er in der rechten Hand, bereit, sich nicht überrumpeln zu lassen.

      Ein winziger Seitenarm der Lagune lief weiter ins Land und teilweise um den Berg herum. Es war nicht mehr als ein kleiner Bach, und Sinona glaubte auch von ihm, daß er künstlich angelegt worden sei.

      Nach etwa zehn Minuten erreichten sie die Biegung. Sinona blieb stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer geprallt.

      Vor ihnen, in einem kleinen Tal, mehr einer größeren Mulde, lagen die Hütten der Eingeborenen.

      Sieben Hütten zählte Sinona. Sie waren auf Pfählen errichtet, waren aber keine Pfahlbauten wie bei den Salzwasserleuten, denn hier waren die Pfähle nicht höher als ein Yard. Und die Hütten waren oval und nicht rechteckig oder lang wie bei den anderen.

      Sinona nahm das Bild in sich auf.

      Zwischen den sieben Hütten stand eine Gruppe Kokospalmen. Ganz dicht dabei befand sich ein Wasserlauf, der aus den Bergen als Rinnsal hinunterfloß, hier unten breiter wurde und in den Nebenarm der Lagune mündete.

      Niemand erscheint, um uns zu begrüßen, dachte Sinona. Das winzige Dorf schien verlassen zu sein, aber dagegen sprachen die beiden Ziegen, die hinter der Palmengruppe standen und herüberäugten. Eingeborene waren nicht zu sehen.

      Sinona lächelte, aber es war kein gutes Lächeln.

      „Sie haben uns längst gesehen“, sagte er ärgerlich. „Und ich halte jede Wette, daß sie jetzt irgendwo in den Bergen sitzen und uns beobachten. Weiter, wir sehen uns das Dorf an! Haltet die Waffen schußbereit und paßt auf!“

      Mit schußbereiten Waffen näherten sie sich den Hütten, erklommen die kurzen Leitern und durchsuchten sie.

      Außer einigen Hühnern, die in den Hütten kreischend auseinanderstoben, fand sich kein Lebewesen.

      „Die Hühner, Senor Capitan“, sagte ein Seesoldat, „und die beiden Ziegen. Sollen wir …“

      Sinona, verärgert darüber, daß sich die Insulaner so heimlich empfohlen hatten, nickte knapp.

      „Lassen Sie das Viehzeug an Bord bringen! Die Kokosnüsse werden ebenfalls geerntet.“

      Da sich keiner der spanischen Seesoldaten auf die hohen Palmen hinauftraute, wurde die erste kurzerhand mit den Schiffshauern gefällt. Sie krachte in eine Hütte und zerschlug sie.

      Als Sinona das kommentarlos geschehen ließ, fällten sie die anderen Palmen ebenfalls, erschlugen die Ziegen und trieben die Hühner zusammen, denen sie die Beine zusammenbanden.

      Sinona suchte Brotfruchtpflanzen, aber er hatte schon zuvor keine entdekken können, und so fand sich auch hier keine einzige.

      Mittlerweile hatten die Seesoldaten auch die letzte Palme gefällt und von den Hütten standen nur noch die Pfähle. Alles andere war von den stürzenden Stämmen und ihren dichten Wedeln zermalmt worden.

      „Cerana, Sie begleiten mich dort hinauf“, sagte der Kapitän. „Dort hat man mit Sicherheit einen Blick über den größten Teil der Insel. Ich will sie mir ansehen. Die anderen warten hier, bis ich zurück bin. Krempelt hier im Tal alles um, vielleicht gibt es doch noch irgendwo Pflanzen der Brotfrucht.“

      Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich Sinona um. Er fürchtete sich nicht vor den Eingeborenen, und er glaubte auch nicht mehr, daß sie ihn von den Bergen aus mit Steinen bombardieren würden. Dazu hatten sie zu sehr Angst. Sie mußten schon geflohen sein, als die „Kap Hoorn“ die Insel anlief und hielten sich jetzt irgendwo versteckt.

      Cerana, einer der Bootsleute, ging schwitzend und keuchend den steilen Weg voran. Er schleppte die schwere Muskete, drei Pistolen im Gürtel, einen Schiffshauer und ein Entermesser. Immer wieder blickte er nach oben, in der Befürchtung, ihnen würde es Steine auf die Helme regnen.

      Doch es regte sich nichts, alles blieb verdächtig still.

      Es war ein mühsamer Aufstieg durch dichtes Unterholz, zugewachsenen dschungelartigen Busch und größere Geröllbrocken.

      Je höher sie stiegen, desto malerischer wurde der Ausblick. Tief unter ihnen war jetzt die „Kap Hoorn“ winzig klein zu erkennen. Aus dieser Höhe sah man sogar die Korallenbänke und das dazugehörende prächtige Farbenspiel des Wassers. Es schimmerte grünlich, zarthellblau, dann wieder tiefdunkel oder, wie an den Rändern der Korallenbank, grünlichweiß mit wirbelndem Schaum.

      Aber dafür hatte weder Sinona noch der nach Luft ringende Cerana einen Blick übrig. Sie beschränkten sich auf ein flüchtiges Hinsehen, ihre Gedanken waren ganz woanders.

      Sinonas anfangs noch gute Laune verflog zusehends, als sie die letzten Yards erklommen und nun auf der Spitze standen, die ihnen einen Überblick über die gesamte Insel gestattete.

      Der Kapitän stieß unbeherrscht einen Fluch aus.

      „Puta madre santissimo!“ schrie er laut. „Todos Santos, sehen Sie sich das an, Cerana, und dann sagen Sie mir gefälligst auf der Stelle, wo wir hier eigentlich sind. Diesen unfähigen Idioten von Offizier werde ich mir später vorknöpfen.“

      „Das – das ist nicht Tahiti, Senor Capitan“, murmelte Cerana. „Es muß sich um eine vorgelagerte Insel handeln, aber Tahiti liegt fraglos da vorn, weiter im Süden. Die Berge haben die eigentliche Insel unseren Blicken entzogen.“

      „Wie schön, daß Sie das auch schon gemerkt haben“, sagte Sinona voller Sarkasmus. „Dieser navigatorische Versager wird das von seinem Sold bezahlen, alles, die gesamten Unkosten! Natürlich


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