Seewölfe - Piraten der Weltmeere 568. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 568 - Fred McMason


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hatte sich eine Menge Ärger eingehandelt in seiner Funktion als Schiffszimmermann.

      „Er wird uns noch alle umbringen“, sagte der Bucklige gehässig, als der Erste das Achterdeck verließ und zur Kuhl ging.

      Dort hockte Bulla noch immer auf den Planken und legte letzte Hand an seine Konstruktion.

      Der Erste blieb stehen und sah auf das merkwürdige Ding. Es ähnelte ein wenig dem Schaufelrad einer Mühle, nur war es wesentlich kleiner.

      „Na, wieder am Erfinden?“ fragte der Erste spöttisch. Er sah auf Bullas Halbglatze und den traurig wirken den Schnurrbart, der einer herabhängenden Bürste glich.

      „Hat der Zwerg mich wieder verpetzt, Sir?“ fragte Pankraz.

      „Ja, Sie würden eine Wassermaschine, oder was immer das sein mag, herstellen und wollten Löcher in die Bordwand schlagen.“

      „Kein Wort wahr, Sir“, versicherte Pankraz. „Das ist eine Wasserhebemaschine, aber Löcher brauche ich nicht in die Bordwand zu schlagen. Das ist unnötig.“

      „Ich rate Ihnen auch dringend davon ab. Wie Sie wissen, hat der Kapitän in dieser Hinsicht keinen Humor – ich übrigens auch nicht. Wie soll das Ding denn funktionieren?“

      Pankraz Bulla hörte den feinen Spott nicht, der in den Worten des Ersten mitschwang. Er war von seiner eigenen Idee restlos fasziniert.

      „Oh, das ist ganz einfach, aber genial, Sir. Kein Mann muß mehr mit der Hand Wasser hochholen, wenn die Maschine läuft. Sie nimmt das Wasser automatisch auf, sozusagen im Vorbeisegeln, Sir. Niemanden wird mehr die Pütz aus der Hand gerissen. Das spart einerseits eine Menge Pützen, andererseits erleichtert es die Arbeit. Die Maschine wird je nach Bedarf über die Bordwand gehoben. Das geschieht mit Hilfe zweier Stangen, die man an der Nagelbank verankern kann. Oder ein paar Männer können sie halten.“

      „Ist das nicht ein bißchen aufwendig?“

      „Keineswegs, Sir. Ich bin Sicher, daß in absehbarer Zeit alle Schiffe eine solche Maschine an Bord haben werden.“

      Der Erste Offizier war aber doch ein Mann mit Humor, auch wenn Pankraz Bulla ihm mitunter mächtig auf die Nerven fiel.

      „Dann probieren wir es doch einmal aus“, schlug er vor. „Wir wollen ja nicht an den Wundern der Technik achtlos vorbeigehen.“

      Der Koch erschien an Deck. Er war lang und dürr mit wirren Haaren und einem weltentrückten Blick. Da sie keinen Bordgeistlichen hatten, übernahm Jeremias, wie der Koch hieß, freiwillig diese Funktion. Er war ein ebensolcher Spinner wie Pankraz Bulla Und salbaderte ständig herum.

      „Das ist Teufelswerk!“ rief er entsetzt. „In der Heiligen Schrift steht nicht geschrieben, daß man solch Teufelswerk bauen darf. Du bringst den Herrn in Versuchung, Pankraz.“

      „Quatsch kein dummes Zeug“, sagte Pankraz, „es ist so was Ähnliches wie eine Mühle, nur daß man damit Wasser schöpft. Und der Herr hat ganz bestimmt keine Hilfsmittel verboten.“

      Die anderen Kerle grinsten sich schon eins, zumal auch noch der Bucklige mitgiftete und verkündete, daß sie alle untergehen und elend ersaufen würden, wenn an Bord Maschinen liefen.

      Dem Koch war das nur recht, und er nickte beifällig, als Hump der Maschine wieder einen Tritt gab.

      „Noch einmal“, sagte der Erste ruhig, „und ich laß dir ein Dutzend Streiche auf deinen verdammten Buckel zählen.“

      Hump zog sich beleidigt zurück und sah die anderen mit hinterhältigen und tückischen Blicken an. An irgendeinem würde sich der Zwerg wieder mal rächen, wie er das immer tat, wenn ihn die Offiziere abkanzelten. Seinen Groll ließ er dann hinterhältig an seinen Kameraden aus.

      Inzwischen wurde die Wasserhebemaschine ausprobiert, wobei der Koch wieder den Weltuntergang prophezeite und die Hände rang.

      Pankraz half eifrig mit, als das Ding an zwei Stangen über die Bordwand gewuchtet wurde.

      „Sobald es im Wasser ist“, verkündete er, „werden Unmengen Seewasser nach oben geschleudert. Jeder Kasten enthält ungefähr eine halbe Pütz voll. Wir brauchen nur noch eine Rinne über das Schanzkleid zu legen, und schon plätschert es los. Ihr werdet staunen!“

      Die Kerle staunten wieder einmal gründlich.

      Die Maschine berührte gerade das Wasser und fing wie wild an zu schaufeln, als sie den Männern auch schon aus den Händen gerissen wurde. Es gab einen lauten Knall, bei dem sogar der Kapitän auf dem Achterdeck verstört zusammenzuckte. Dann zerplatzte Pankraz Bullas neueste Erfindung in hundert Einzelteile, die auf dem Wasser davontriebeh. Die anderen Kerle hielten noch die Stangen fest und stierten irritiert ins Kielwasser, in dem die Holzreste schäumend davonbrausten.

      „War wohl nichts“, sagte der Erste trocken. Er hatte den Spaß nur mitgemacht, um zu beweisen, daß es nicht funktionierte.

      Pankraz Bulla zupfte an seinem traurig herabhängenden Schnurrbart und stierte ebenfalls ins Wasser. Seine Maschine war beim Teufel, die hatte nicht lange gehalten.

      Auf dem Vordeck hüpfte der Bucklige vor Schadenfreude von einem Bein auf das andere und wollte sich kranklachen. Er konnte sich kaum noch beruhigen und krümmte sich. Er sah aus wie ein heimtückischer Dämon.

      Der dürre Koch bekreuzigte sich.

      „Der Teufel hat seine eigene Maschine geholt. Ein Wunder ist geschehen. Amen.“

      „Jaja, du Spinner“, sagte Pankraz, verärgert darüber, daß sich seine neue Errungenschaft so schnell in ihre Bestandteile aufgelöst hatte. „Du kannst nur salbadern und Quatsch reden. Aber beinahe hätte es geklappt.“

      „Was ich nicht glaube“, sagte der Erste sehr bestimmt. „Ihre Erfindungen, mein lieber Bulla, sind bis jetzt alle in die Hose gegangen. Oder etwa nicht?“

      „Eine Verkettung unglücklicher Umstände“, murmelte Pankraz. „Da war viel Pech dabei, Sir.“

      „In Istanbul haben Sie eine Kakerlakenfalle erfunden“, zählte der Erste grinsend auf. „Da ist nicht einmal ein Floh hineingegangen, aber auf dem Kram rutschte der Moses aus und brach sich den Arm. Vorher erfanden Sie eine Maschine zum Deckschrubben aus durchbohrten und aneinandergereihten Holystones. Das war für die Katz, weil nun einmal auf einem Schiff Masten, Nagelbänke und alles mögliche stehen, und es keine Weiträumigen Flächen gibt. Na schön, dann erfanden Sie eine Segelaufwickelmaschine, wenn ich mich recht entsinne. Das Ding lief über hölzerne Zahnräder, und als es in Betrieb gesetzt wurde, brachen ein paar Spieren, wobei auch noch ein Segel zerfetzte. Dann hatten sie die überaus grandiose Idee, auf dem Achterdeck ein sogenanntes Windrad zu installieren, um dem Schiff mehr Antrieb zu geben. Als der Zweite Offizier in das Ding geriet, hätte der Kapitän Sie fast erschossen, Sie Unglücksrabe. Anschließend erfanden Sie eine Toilette, wie Sie das Ding nannten, und bohrten dabei das Schiff an, daß wir vier Tage lang lenzen mußten. Einmal behaupteten Sie, daß bei einer Flaute die Galionsfigur die Galeone ziehen würde, wenn man es nur geschickt anfinge. Sie manipulierten solange an ihr herum, bis ihr der rechte Arm abbrach.“

      „Und einmal hat er in einem großen Kasten Wind gespeichert!“ rief der Bucklige. „Er hat ihn zusammengepreßt, aber als wir in der Flaute lagen, war der Kasten plötzlich leer.“

      „Ja, das auch noch“, sagte der Erste seufzend. „Zum Glück ist bei ihrer heutigen Erfindung nichts weiter passiert, und hoffentlich erfinden Sie nicht noch mehr, sonst grämt sich der Kapitän noch zu Tode.“

      „Aber die Kokosnußbomben habe ich auch erfunden“, sagte Pankraz stolz, „und die haben einwandfrei funktioniert.“

      „Ja, aber leider auf dem eigenen Schiff, weil sie alle vorzeitig explodierten und uns um die Ohren flogen. Und Ihre Idee, Schmierseife aus einem Kanonenrohr zu verschießen, damit die Gegner ausrutschen, war auch nicht gerade genial, denn die Kanone erfüllte danach ihren Zweck leider nicht mehr. Hören Sie bloß auf, noch mehr zu erfinden, mein Guter.“

      Der Bucklige


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