Seewölfe - Piraten der Weltmeere 158. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 158 - Fred McMason


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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-482-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      Man schrieb den 2. August des Jahres 1588.

      Der Ostwind blies unangenehm kalt über die See und ließ den Lordadmiral, Charles Lord Howard von Effingham, frösteln.

      Der betagte alte Herr mit dem weißen Spitzbart, dem hageren Gesicht und der großen, schmalen und leicht gebogenen Nase blickte aus engen Augen auf die riesige Formation spanischer, portugiesischer und anderer Schiffe, die in Sichelform schwerfällig und langsam gegen den Ostwind kreuzte.

      Das riesige Aufgebot bestand aus mehr als hundert Schiffen aller Größen und Klassen und wurde vom spanischen Generalkapitän der Ozeanischen Meere, Don Alonso de Guzman el Bueno, dem Herzog von Medina Sidonia, befehligt.

      Der Anblick dieser gewaltigen Streitmacht zur See ist schaurigschön und schrecklich zugleich, dachte der Lordadmiral. Mit diesem großen Aufgebot würden die Engländer ihre liebe Not haben, und mit Sicherheit würde dieser Aufmarsch in die Geschichte eingehen, wie immer es auch ausgehen mochte.

      Lord Howard ließ sich das Spektiv reichen, fuhr mit der Hand bedächtig über seinen gestutzten Bart, lehnte sich leicht gegen die Schmuckbalustrade des Flaggschiffes und setzte das Spektiv dann an das rechte Auge. Lange Zeit sprach er kein Wort, sah nur immer wieder starr auf die gewaltige Armada und wandte sich endlich an seinen ersten Offizier. Seine Stimme war ruhig wie immer, nichts schien den Lordadmiral zu erschüttern.

      „Es hat den Anschein, als beabsichtige Medina Sidonia Weymouth anzugreifen, Mister Gardiner. Vermutlich will er dort landen. Die Spanier sind uns gegenüber eindeutig im Vorteil, denn sie haben die Luvposition.“

      „Richtig, My’lord, bis auf einige wenige.“

      Die einigen wenigen, wie Gardiner sagte, strichen wie hungrige Wölfe um die Armada, bereit zum Zupakken, um sich auf einen der Spanier zu stürzen. Aber bisher war noch nichts passiert, die Gegner belauerten sich, warteten auf eine Schwäche des anderen und ließen sich vorerst noch nicht in Gefechte verwickeln.

      Da war Admiral Frobisher mit der gewaltigen „Triumph“, einer der größten englischen Kriegsgaleonen, eintausendeinhundert Tonnen groß und armiert mit vierundvierzig Kanonen schwersten Kalibers.

      Die begehrte Luvposition hatten außerdem drei bewaffnete englische Handelsfahrer, dann die „Le Vengeur“ unter dem ehemaligen Karibik-Piraten Jean Ribault und schließlich die „Isabella VIII.“, das Schiff des Seewolfs Philip Hasard Killigrew, eine schlanke Galeone mit flachen Aufbauten, überlangen Masten und Culverinen, die wesentlich weiter feuern konnten als die anderen Schiffe.

      Unter dem Oberbefehl Lord Howards fuhren außerdem Admiral Sir John Hawkins, der das Flaggschiff „Victory“ befehligte, und Admiral Sir Francis Drake auf der „Revenge.“

      Das Gros der englischen Flotte befand sich zu diesem Zeitpunkt leewärts, hinter der gigantischen Sichelformation der Spanier, größtenteils hinter ihrem rechten Flügel.

      Die Spitze der Armada stand jetzt vor der Landzunge von Portland Bill, dem südlichsten Punkt der Insel Portland, Weymouth noch vorgelagert, als Lord Howard seine Bedenken äußerte. Noch immer war er der Ansicht, daß die Spanier Weymouth angreifen würden und ihnen eine Landung gelingen konnte. Lord Howards Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die anderen Schiffe, auf diese gewaltige Massierung von wuchtigen oder schlanken Schiffsrümpfen, Masten, Segeln, Seesoldaten. Er versuchte, sich in die Gedankengänge eines Medina Sidonia zu versetzen.

      Es gelang ihm nur sehr schlecht, denn der Generalkapitän dachte nicht daran und hatte auch nicht die Absicht, Weymouth anzugreifen, geschweige denn dort zu landen. Die eigentliche Absicht der Spanier war, sich mit Parmas Truppen in den Niederlanden zu vereinigen und erst dann den großen Schlag gegen England zu führen.

      Der Ostwind war fast eisig, der jetzt über das Achterkastell der Kriegsgaleone „Arc Royal“ aus Osten heranfegte.

      Lord Howard zog das Genick ein, rieb sich nachdenklich über seinen sauber gestutzten Bart und ließ kein Auge von der spanischen Formation, die, auf Backbordbug liegend, Nordkurs steuerte.

      Howards Blickrichtung wechselte. Er schaute in die harten grauen Augen des ersten Offiziers, der die Luft angehalten hatte und sie erst nach einer Weile hörbar wieder ausstieß.

      Da begann Lord Howard sekundenlang sanft zu lächeln.

      „Ganz richtig, Mister Gardiner“, sagte er bedächtig, „Medina wird mit diesem Schlag leewärts von Portland Bill stehen, und das wird er sich jetzt selbstverständlich ausgerechnet haben. Es sieht so aus, als hätten wir eine Chance, in die spanische Herde einzubrechen, sobald er auf den anderen Bug geht.“

      „Ja, My’lord, die Formation muß sich dann in die Länge ziehen“, antwortete Gardiner. „Aber wer weiß, vielleicht tut er es nicht.“

      „Medina ist kein überragender Seemann, Mister Gardiner. Ich muß allerdings hinzufügen, daß auch ich keine besonderen seemännischen Qualitäten aufzuweisen habe. Dennoch …“

      „Aber My’lord“, protestierte der Erste. „Sie sind ein hervorragender Könner, Sie verstehen es meisterhaft, die Flotte taktisch einzusetzen, und Ihre Admirale haben genügend Handlungsfreiheit und Spielraum. Man sagt Ihnen Intuition nach, My’lord, und das haben Sie gerade eben wieder bewiesen. Sie ahnen die Bewegungen des Gegners im voraus.“

      Der alte Herr lächelte immer noch und neigte den Kopf, als wolle er in sich hineinlauschen.

      Nein, er paßte nicht so richtig auf das Achterkastell eines Flaggschiffes. Ein Frobisher, Drake oder Hawkins paßte sicher besser hierher. Das waren Männer, die sich täglich im Kampf auf See bewährt hatten, die ihren Ruhm auf den Meeren erworben hatten, im Gegensatz zu ihm. Er war von erlauchter Herkunft. Bereits drei Mitglieder seines Hauses hatten den Tudors als Lordadmirale gedient. Aber das mit der Intuition und Taktik mochte stimmen, überlegte er. Er hatte das, was man den „richtigen Riecher“ bei der Flotte nannte, und das war ein unschätzbarer Vorteil.

      Lord Howard wog immer sorgfältig ab, er war keiner der Heißsporne wie Drake, die auf Biegen oder Brechen drauflossegelten, wie Wölfe in die Herde der Spanier einbrachen und mitunter in ihr eigenes Mißgeschick gestolpert waren.

      Ihm war das noch nie passiert, aber das mochte wohl an seiner Abgeklärtheit liegen, an seiner Ruhe und dem sinnvollen Planen.

      Er war keineswegs in tiefe Gedanken versunken, wenn es auch den Anschein erwecken mochte. Seine wachen Augen waren überall, und so entging ihm auch


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