Seewölfe - Piraten der Weltmeere 458. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 458 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-866-9

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Massaker

       Sie retteten zu spät – und da packten die Haie zu

       Capitán Don José de Moncayo, Kommandant der spanischen Kriegsgaleone „San Jorge“, kümmerte sich zwar nicht um die Rettung seiner eigenen Männer, dafür aber um so mehr um sein eigenes kostbares Leben. Bei ihm heiligte der Zweck die Mittel: Seine Offiziere hatten die Pflicht, sein Leben zu decken. Er floh in den Urwald und setzte schließlich seine Flucht wie ein Affe von Baum zu Baum fort. Der Mann, der ihm allerdings zäh folgte, war Batuti, der schwarze Riese aus Gambia. Und er war es auch, der schließlich den flüchtigen Kommandanten überwältigte. An Bord der „Golden Hen“ meinte der Capitán, sich freikaufen zu können, aber er täuschte sich in Philip Hasard Killigrew. Dafür holte sich Don Juan den Capitán vor die Degenklinge …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Alberto Sanchez y Loyola – Kommandant einer spanischen Kriegskaravelle, die ihre letzte Fahrt antritt.

      Oliver Wyndham – Kapitän der „Seagull“, die in einem geheimen Auftrag nach Westindien gesegelt ist.

      Andrew Chester – der Erste Offizier der „Seagull“ stirbt als letzter.

      Philip Hasard Killigrew – der Seewolf gibt nicht auf, auch wenn alles dagegensteht.

      Old Donegal – seine Ahnungen setzen erst ein, als das Schicksal bereits zugeschlagen hat.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       1.

      Don Alberto Sanchez y Loyola war sechsundzwanzig Jahre alt – und bereits Kommandant eines Kriegsschiffes Seiner Allerkatholischsten Majestät, des Königs von Spanien. Noch vor zweieinhalb Jahren war er Dritter Offizier an Bord einer älteren Kriegsgaleone gewesen, die in Gibraltar stationiert war und im Verband mit anderen Schiffen die Meerenge kontrollierte. Dann hatte sich seine Karriere sprunghaft vollzogen. Er war Zweiter Offizier geworden, dann Erster, und danach hatte er den Posten eines alten Kapitäns übernommen, der plötzlich an Herzversagen gestorben war.

      Vor einem Jahr hatte man ihn, Sanchez y Loyola, in die Neue Welt versetzt. Er befehligte jetzt ein eigenes Schiff, die Kriegskaravelle „San Valentino“. Sie war erst zwei Jahre alt, solide, wendig und gut armiert. Sie hatte drei Masten, an denen sie Lateinersegel führte. An Schnelligkeit war sie kaum zu überbieten, auch nicht von der „Santa Foca“, mit der zusammen sie den Patrouillendienst südwestlich von Haiti versah.

      Haiti – Sanchez y Loyola hatte immer von der Neuen Welt geträumt. Von weißen Sandstränden, gebogenen Palmen, exotischen Früchten, Eingeborenensklavinnen, Gold und Silber. Haiti schien alles das zu halten, was er über die Karibik gehört hatte. Das Leben war herrlich, der Dienst nicht übermäßig hart. Hin und wieder galt es, ein paar Schnapphähne in die Flucht zu schlagen, die sich einbildeten, in der Nähe des Stützpunktes landen zu können. Das war alles. Mit zwei gut bestückten Karavellen wie der „San Valentino“ und der „Santa Foca“ gab es keine Probleme.

      Selbstverständlich hatte es Sanchez y Loyola, der dem Nebenzweig eines verarmten Adelsgeschlechts entstammte, nicht seinen besonderen Fähigkeiten als Seeoffizier zu verdanken, daß man ihn so rasch und großzügig befördert hatte. Vielmehr war dies auf die Tatsache zurückzuführen, daß seine jüngere Schwester Gracia Maria vor zwei Jahren einen Beamten der Casa de Contratación geheiratet hatte.

      Dieser Schwager hatte einigen Einfluß bei Hofe und pflegte auch Kontakte zur Admiralität, die viel mit Korruption und Schiebereien, jedoch sehr wenig mit ordentlichen und offiziellen Geschäftsverbindungen zu tun hatten.

      Nur zu verständlich war es, daß Gracia Maria dafür sorgte, daß es auch ihren Geschwistern so gutging wie ihr. Und Vetternwirtschaft war ja im Mutterland Spanien etwas ganz Gewöhnliches.

      Don Alberto Sanchez y Loyola stand an diesem Vormittag des 8. April 1595 auf dem Achterdeck seiner „San Valentino“ und blickte etwas verschlafen drein. Es war eine lange Nacht gewesen. Er warf einen Blick zur „Santa Foca“, die schräg versetzt Backbord achteraus zur „San Valentino“ segelte, und nahm sogar das Spektiv zu Hilfe. Nun, Don Julio de Andregona sah nicht sehr viel besser aus als er. Nicht einmal rasiert hatte er sich. Sanchez y Loyola mußte unwillkürlich grinsen.

      Angefangen hatte es mit einem üppigen Abendessen in der Kapitänsunterkunft des Stützpunktes. Der Rotwein war reichlich geflossen, und zum Abschluß hatte es Rum gegeben. Dann hatten Sanchez y Loyola und de Andregona ein paar junge Eingeborenenmädchen zu sich geholt, und der Höhepunkt der Feier war morgens gegen vier, fünf Uhr nahezu in eine Orgie ausgeartet.

      Der Stützpunkt war ständig von „diesen Wilden“ umlagert, wie de Andregona sie nannte. Sanchez y Loyola bezeichnete sie als „Indiopack“ und „Kanakenvolk“. Er ging von der Ansicht aus, daß sie getreten werden müßten. Je mehr man sie trat und mit der Peitsche schlug, desto untertäniger wurden sie.

      Sie hatten Hunger. Sanchez y Loyola konnte das nicht begreifen.

      „Sie sind stinkend faul“, sagte er. „Wenn sie nicht so faul wären, würden sie arbeiten. Wenn sie arbeiten würden, hätten sie genug zu beißen.“

      Er vergaß, daß es seine eigenen Landsleute gewesen waren, die diese Inselbewohner ihrer besten Ländereien und ihrer Schätze beraubt hatten. Manchmal fiel es ihm ein, aber er ging darüber hinweg. Im übrigen war er ein Wohltäter der Menschheit. Er gab diesen nackten Wilden zu essen und zu trinken. Sie brachten sich vor Dankbarkeit halb um. Er aber wollte keinen Dank, er wollte die Mädchen.

      Je jünger sie waren, desto besser. Für eine Speckseite tauschte man ein blutjunges Ding ein, das einem zu Diensten war, wenn man wollte, das ganze Leben lang. Aber Sanchez y Loyola wollte sie nur für eine Nacht. Danach warf er sie wieder hinaus. Tiere, dachte er, aber sie haben ein gewisses Talent.

      Niemals würde seine Schwester erfahren, was er in der Neuen Welt trieb. Sie war streng im katholischen Glauben erzogen und würde niemals billigen, was er tat. So hütete er sich auch, in den Briefen, die er an sie schrieb, die Eingeborenen zu erwähnen.

      Katholisch erzogen waren auch Männer wie Sanchez y Loyola und de Andregona. Aber auf Hispaniola sah die Welt anders aus als daheim in Spanien. Der Papst und die Kirche waren weit weg, und alles – die Auffassung und das tägliche Leben – war eine Sache der Auslegung.

      So lebten die beiden Kapitäne ihr Leben in vollen Zügen. Sie aßen, tranken und hurten, und keiner behelligte sie dabei, denn nur einmal im Jahr erschien eine


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