Seewölfe - Piraten der Weltmeere 92. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 92 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-416-6

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      Die Nacht des Schreckens hatte ihren blutigen Auftakt genommen.

      Maccallion hob vorsichtig den Kopf und hielt Ausschau. Er lag auf dem Bauch und konnte im blassen Mondlicht die Körper seiner beiden Mitstreiter erkennen. Reglos lagen sie da, einer vor der leise rauschenden Brandung am Ufer, der andere auf dem Inselhang. Der Wind strich über sie weg, griff dabei in das harte Gras und eilte weiter, auf den Atlantik hinaus. Er summte die Melodie des Todes.

      Maccallions Kumpane waren tot.

      Er preßte die Lippen zusammen, bis sie blutleer waren. Kalter Haß war in ihm. Er tastete nach seinem Messer und fühlte sich stark und unbesiegbar, als er es mit den Fingern berührte. Als er sich hingeworfen hatte, hätte es ihm leicht entgleiten können. Jetzt war er froh, nicht danach suchen zu müssen.

      Den toten Engländer – er war Flanagan gerufen worden – hatten die abrückenden Männer des schwarzen Schiffes mitgenommen. Brian O’Lear, Maccallions Anführer, der hartgesottenste aller irischen Piraten, hatte den Mann getötet und war dann kurzfristig in dessen Rolle geschlüpft, um die Frauen zu überlisten.

      Maccallion erhob sich und begann zu laufen. Er hielt auf das Zentrum der Insel zu, sein Ziel war das Südufer mit der geschützten Bucht, in der die Schiffe der Gegner lagen.

      Er war nicht verletzt. Keinen Kratzer hatte er abgekriegt. Als sich O’Lear mit den drei anderen Kumpanen und dem gefangengenommenen Mädchen Severa ins Meer zurückgezogen hatte, hatte er, Maccallion, sich einfach nur fallen lassen. Die Seewölfe und die Männer der Frau mit den schwarzen Haaren waren an ihm vorbeigestürmt. Entweder hatten sie ihn für tot gehalten oder nicht gesehen.

      Schwimmend, wie O’Lear mit seinen Kumpanen auf die Insel gelangt war, hatte sich der Ire nun wieder zu seinen draußen auf See wartenden Schiffen entfernt. Der Seewolf hatte ihm folgen wollen, aber O’Lear hatte ihm zugebrüllt, er werde dem Mädchen die Gurgel durchschneiden, wenn man ihn nicht flüchten ließe.

      Der Seewolf, wie jener große, schwarzhaarige Mann von der Dreimast-Galeone genannt wurde, hatte daraufhin den Rückzug angetreten. Und die Schwarzhaarige mit der roten Bluse und den weißleinenen Schifferhosen – sie führte die Männer des schwarzen Viermasters an – hatte auch nichts anderes tun können, als seinem Beispiel zu folgen.

      Maccallion lief ihnen nach. Der Südwest blies ihm ins Gesicht, bald aber mehr und mehr gegen die rechte Wange. Er schien auf Westen zu drehen. Maccallion dachte, daß das gut war für Brian O’Lear. Er hielt die Hand um den Messergriff geschlossen und hetzte über die Inselhänge, mal in eine Senke hinunter, dann wieder auf eine Kuppe – weiter, ohne Aufenthalt.

      Die Schwarzhaarige – sie hätte das riskante Entführungsunternehmen beinahe verhindert. Diese wilde Amazone, dachte Maccallion zornig, sie wird noch dafür büßen.

      Mit ihrem Schuß aus der Pistole hatte sie nicht nur den einen irischen Piraten getötet, sie hatte auch ihre Freunde von den Schiffen alarmiert und auf den Plan gerufen. Der Seewolf war an der Spitze des Trupps herbeigestürmt und hatte Maccallions zweiten Komplicen niedergestochen. O’Lear hatte angesichts der Übermacht befürchtet, das Mädchen Severa könnte doch noch befreit werden. Deshalb hatte er es vorgezogen, sich erst einmal auf sein Flaggschiff „Black Eagle“ zurückzuziehen.

      Und Maccallion? Er war nicht auf der Insel geblieben, weil er etwa den Anschluß verpaßt hatte. O nein. Sein Verhalten war eiskalte Berechnung.

      Vor Beginn ihres Unternehmens hatte O’Lear einen Freiwilligen gesucht, der ein „Himmelfahrtskommando“ durchzuführen hatte, falls irgend etwas schieflief. Maccallion hatte sich dazu gemeldet. Er haßte diesen Seewolf, weil er sie schon in der Vornacht wie Hunde von der Insel verjagt hatte. Jetzt haßte er ihn noch mehr, weil er einen seiner Kumpane getötet hatte – und weil Maccallion nun wußte, daß er ein Engländer war.

      Ein verfluchter, dreckiger Bastard von Engländer, dachte Maccallion. Seine Finger verkrampften sich um das Messer.

      Etwas war schiefgegangen, sonst hätte sich O’Lear nicht nur des Mädchens als Geisel bemächtigt. Er hätte auch danach getrachtet, sofort die Insel zu besetzen und die Schiffe zu vereinnahmen.

      So kam nun der „Sonderteil“ von Brian O’Lears Plan zum Tragen. Maccallion sollte, notfalls unter Einsatz seines Lebens, Terror stiften. Nach dem Motto: Beraube eine Schiffsbesatzung ihres Kopfes, und sie wird in Panik geraten.

      Ich werde dich töten, Seewolf, dachte er. Der Gedanke setzte sich in seinem Geist fest, er fraß und gärte darin. Er würde nicht eher ruhen, bis er seinen Auftrag ausgeführt hatte.

      Maccallion erreichte die Bucht im Süden der Insel. Er sah die beiden stolzen Schiffe in dem natürlichen Hafenbecken liegen, groß und wuchtig der Viermaster mit seinen merkwürdigen Aufbauten und den düsteren Segeln, schlank und erstaunlich flach gebaut die Galeone des Seewolfes. Als ausnehmend hoch registrierte Maccallion an ihr nur die Masten. Sie trugen viel Segelfläche und verliehen dem Schiff schnelle Fahrt, eine fortschrittliche Konzeption.

      Maccallion legte sich wieder auf den Bauch und robbte den Hang hinunter. Niemand entdeckte ihn. Die Laute aufgeregter Stimmen wehten zu ihm herüber. Beide Crews begaben sich in aller Hast auf ihre Schiffe. Ihr Vorhaben war offensichtlich: Sie wollten ankerauf gehen und O’Lear nachstellen.

      Auf dem Ufer ragten zwei gigantische Schatten wie Felsen auf. Maccallion hielt unwillkürlich den Atem an, als er sie identifizierte.

      Wale waren das, und was für Prachtexemplare! Der eine, wahrscheinlich ein Männchen, war fast doppelt so groß wie der andere. Beide schienen Humpbacks zu sein, Bukkelwale.

      Maccallion begriff. Am Tag hatte eine Patrouille der irischen Piraten beobachtet, wie der Seewolf mit Booten in die Passage zwischen den beiden Inseln gefahren war. Dort hatte er also auf den Wal gewartet! O’Lears Leute hatten allerdings nicht mehr gesehen, wie er ihn gestellt und erlegt hatte.

      Der zweite, kleinere Wal stammte vom Westufer der Insel. Dort jedenfalls war vor zwei Tagen so ein Tier angespült worden. Tot. Maccallion wußte nicht, welches Geheimnis mit diesem Vorfall zusammenhing, und er zerbrach sich auch nicht weiter den Kopf darüber.

      Die Engländer hatten mit dem Ausweiden der Wale begonnen, aber jetzt ließen sie ihre Arbeit liegen. Alle suchten sie die Schiffsdecks auf. Befehle wurden gerufen, Schritte trappelten über das Deck. Es herrschte heller Aufruhr – und keiner sichtete den Schatten, der da bis zum Ufer der Bucht robbte und dann ins Wasser glitt.

      Die Männer vom schwarzen


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