Seewölfe - Piraten der Weltmeere 437. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 437 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-845-4

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Vor Perus Küsten

       Sie waren lebendig begraben – bis die Seewölfe in der Bucht ankerten

       Als die Flutwelle von Süden herandonnerte, war es Philip Hasard Killigrews schnelle Reaktion, die eine Tragödie verhinderte. Er tat das einzig Richtige, nämlich auf Nordkurs zu gehen und mit achterlichem Wind vor der Welle herzulaufen, um deren Anprall zu mindern. Auf dem bisherigen Kreuzkurs wäre eine Kenterung mit einer Rolle um einhundertundachtzig Grad so sicher wie das Amen in der Kirche gewesen. Sie überstanden diese furchtbare Flutwelle – nur in der Kombüse hatte es gewaltig gescheppert. Nur zwei Stunden später gab’s den nächsten Schrecken, als die „Estrella de Málaga“ plötzlich nach Steuerbord krängte und gleichzeitig das Heck hochstieg: Den Bug umarmte ein Riesenkrake, dessen Fangarme auch sogleich über das Vordeck krochen – und auch jemanden fanden …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Philip Hasard Killigrew – kämpft mit seinen Männern gegen die Zeit, um Menschenleben zu retten.

      Araua – erweist sich als nützliche Dolmetscherin.

      Smoky – sein Zauberspruch lautet: „Siehst du eine Wasserleiche, schnell nach Westen hin entweiche!“

      Don Hernan de Alcaráz – der Capitán einer spanischen Kriegsgaleone legt sich mit Hasard an.

      Aztlan – der Inkanachfahre hat allen Grund, dankbar zu sein.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Als Luis Carrero das Bewußtsein wiedererlangte, hatte er sofort wieder die gräßliche Szene vor Augen. Saugarme schlangen sich um seinen Körper, ein grausiges Monstrum packte und würgte ihn. Aus den Tiefen der See stieg es empor, kroch an Bord der Karavelle und tötete und zerfetzte alles, was in seine Reichweite gelangte.

      Nie zuvor hatte Carrero, der sich für einen starken und mutigen Mann gehalten hatte, etwas Schrecklicheres erlebt – und nie zuvor hatte er den Tod so unmittelbar und deutlich vor Augen gehabt.

      „Nein!“ Sein Schrei gellte durch das Schiff.

      Er versuchte, sich loszureißen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Das Ungeheuer entließ ihn nicht mehr aus seiner mörderischen Umklammerung, er war verloren. Schon öffnete sich das scheußliche Schnabelmaul, und er glaubte das Schmatzen zu vernehmen, mit dem sich die Kiefer mahlend bewegten. Gleichzeitig betäubte ihn ein infernalischer Gestank.

      „Nein!“ Wieder ertönte der verzweifelte Schrei.

      „Verdammt noch mal, jetzt hab’ ich aber die Schnauze voll!“ drang eine dumpfe Stimme an Carreros Ohr – offenbar aus den Tiefen der Finsternis.

      Carrero verstummte und hob lauschend den Kopf. Er verspürte starke, hämmernde Schmerzen, aber er bemerkte jetzt, daß es nicht die Bestie war, die ihn gefangenhielt. Er war gefesselt, an Händen und Füßen. Da fiel ihm alles wieder ein.

      Er schlug die Augen auf und blickte sich in seinem Gefängnis um. Das finstere, übelriechende Loch, in dem das Bilgenwasser unter der Gräting schwappte – der Vorhof zur Hölle –, war sein Aufenthaltsort geworden. Hier würde er auch die nächsten Tage verbringen, vielleicht Wochen. Alles war möglich, und der Feind, der ihn als Geisel genommen hatte, war unberechenbar.

      Wer aber war der Sprecher gewesen? Carreros Atem ging heftig und unregelmäßig. Welche neuen, entsetzlichen Dinge erwarteten ihn an Bord dieses Höllenschiffes?

      Eine Faust hieb gegen das solide Schott der Vorpiek. „He! Halt gefälligst das Maul, Carrero! Du hast schon genug geheult, verstanden?“

      „Was ist los?“ fragte Carrero verwirrt. Der andere hatte englisch gesprochen, und Englisch verstand er nicht, kein Wort.

      „Los ist alles, was nicht angebunden ist“, sagte Matt Davies an der anderen Seite des Schotts, diesmal auf Spanisch. Er hatte den zweiten morgendlichen Wachtörn übernommen, aber er verspürte nicht die geringste Lust, sich von dem Spanier die Ohren vollschreien zu lassen. „Du zum Beispiel bist nicht los“, fuhr er fort. „Weil du angekettet bist.“

      „Ich will raus hier“, sagte Carrero keuchend.

      „Diesem Wunsch, Señor, können wir leider nicht entsprechen“, sagte Matt Davies.

      „Ich möchte an Deck!“

      „Zu welchem Zweck?“

      „Zum Füßevertreten.“

      „Ist vorläufig nicht drin“, sagte Matt gelassen. „Du stiftest zuviel Unruhe, Amigo. Und unser Profos hat keine Lust, dir dauernd was aufs Maul zu hauen. Das wird ja langsam langweilig.“

      „Ich will den Capitán sprechen!“

      „Der Capitán will dich aber nicht sprechen“, sagte Matt. „Und jetzt bitte Ruhe in der Piek, oder ich hole doch den Profos.“

      Carrero verstummte. Die Schmerzen in seinem Kinn und in seinem ganzen Schädel erinnerten ihn wieder an die Handschrift dieses Kerls. Er fürchtete Carberry noch mehr als den schwarzhaarigen Teufel, der diese Mannschaft von Höllenbraten befehligte, und das wollte etwas heißen.

      Er versuchte, sich zu beruhigen, und atmete wieder etwas langsamer. Was war eigentlich los mit ihm, daß er sich derart aus der Fassung bringen ließ? Hatte er den Verstand verloren? Nein, das auf keinen Fall. Er war nur verwirrt und schockiert – über all das, was sich bisher zugetragen hatte.

      Er war von Potosi aus aufgebrochen, um eine „glorreiche Expedition“ durchzuführen – und nun dies. Sein Sargento war tot, von einer Drehbassenkugel getroffen. Die neunundzwanzig Soldaten, die zu seinem Kommando gehört hatten, Vasquez und die Besatzung der „Santa Teresa“ waren ausgesetzt worden, ebenso die sechs Bluthunde, die er bei sich gehabt hatte, um Indios zu jagen.

      Keine Jagd mehr, keine ausschweifenden Orgien mit den „Indianerhuren“ in der Kapitänskammer der „Santa Teresa“. Das alles konnte er vergessen. Mit einem Trick hatte ihn dieser vermeintliche „Don Esteban de Castellano“ an Bord der „Estrella de Málaga“ gelockt, hatte ihn ausgehorcht und dann festgenommen.

      Inzwischen wußte Carrero, was dieser schwarzhaarige Bastard vorhatte: Er wollte nach Potosi und dort den Cerro Rico, den „reichen Berg“, ausräumen und die spanische Krone um ihr Silber erleichtern.

      Carrero hatte versucht, diesen Kerl irrezuführen


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