Seewölfe - Piraten der Weltmeere 413. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 413 - Roy Palmer


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Nein, sie hatten sich nicht zum Dienst auf einem Piratensegler zwingen lassen wollen und ganz andere Pläne gehabt. Und doch hatten sie es sich in der Zwischenzeit anders überlegt.

      Natürlich plante die Queen Beutezüge mit dem Schiff, bei denen hart gekämpft werden würde. Sie würde Handelssegler überfallen, wahrscheinlich Engländer, Holländer und Franzosen, aber keine Spanier, weil sie ja vom Gouverneur von Kuba unterstützt wurde.

      So hatten die drei sich das zurechtgelegt, und sie glaubten an diese Version. Denn offenbar wollte der Gouverneur sich dieser Crew und dieses Schiffes bedienen, um Havanna von „Galgenstricken und Gesindel“ sauberzuhalten, die von der Seeseite her einen Versuch der Landung unternehmen konnten, wie es vor Monaten bereits einmal der Fall gewesen war.

      Kaperfahrt also – und Entermanöver. Grillo fühlte sich zum Helden geboren, außerdem wollte er der Black Queen beweisen, was für ein Kerl er war. Mantilla war von dem neuen, freien und abenteuerlichen Leben berauscht, das auf sie wartete, und Escobar hatte sowieso keine Angst, vor nichts und niemandem. Im übrigen winkte reiche Beute. Die Queen hatte fest versprochen, sie an jedem Fischzug zu beteiligen. Von Caligula und Pablo verlautete, daß solche Zusagen bei ihr nicht nur hohle Sprüche wären.

      „Auf unser neues Leben“, sagte Grillo. „Wir werden schnell reich. Auf Küstenseglern oder Fischerschaluppen hätten wir das nie geschafft.“

      „Aber vielleicht hätten wir ein längeres Leben, wenn alles so geblieben wäre wie bisher“, gab Mantilla nun doch zu bedenken.

      Grillo trank, setzte die Muck ab und beugte sich vor. „Das weißt du nicht, Mann. Du kannst auch mit einem elenden Küstenkahn absaufen und vor die Haie gehen. Oder?“

      „Ja, natürlich. Aber die Chancen, mit einem blauen Auge davonzukommen, sind doch größer.“

      Escobar lachte und hieb Mantilla auf die Schulter. „Irgendwann krepiert jeder, das ist mal sicher. Und man soll das Leben nehmen, wie’s ist.“

      „Prost“, sagte Grillo.

      Caligula trat ein, er hatte sich wortlos genähert. Ob er gehört hatte, was sie gesprochen hatten, wußten sie nicht, und er gab es ihnen durch seine Miene auch nicht zu verstehen.

      „Sauft nicht so viel“, sagte er. „In vier Stunden seid ihr mit der nächsten Wache dran. Wenn die Queen dann einen von euch torkeln sieht, zieht sie ihm die Haut bei lebendigem Leibe ab.“

      „Jawohl“, sagten sie wie aus einem Munde. „Zu Befehl.“

      Er zog sich zurück und inspizierte routinemäßig die anderen Räume des Vorschiffes, wie er es an jedem Abend tat. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn blinde Passagiere konnten sich wegen der Posten, die draußen aufgestellt waren, nicht einschleichen. Dennoch schien es ratsam zu sein, die Vorsicht nie zu vernachlässigen.

      Grillo, Mantilla und Escobar atmeten auf und grinsten sich zu. Dann tranken sie noch eine Muck Rotwein. Bis zum Wachwechsel war noch viel Zeit, und sie würden schon nicht torkeln.

      In der nächsten Nacht waren sie wieder mit der Wache dran. Eigentlich war es ein langweiliger Dienst, der nach Abwechslung verlangte. Fast wünschten sie, daß sich etwas ereignete.

      Dieser Wunsch sollte bald erfüllt werden.

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