Seewölfe - Piraten der Weltmeere 165. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 165 - Fred McMason


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immer die Fische flogen, gab es die großen Bonitos oder Makrelen, die sich auf ihre Beute stürzten und sie gierig verschlangen, sobald sie ins Meer zurückglitten.

      Hasard blickte nach achtern ins Wasser und sah seine Vermutung augenblicklich bestätigt. Ein riesiger, wie ein Komet dahinziehender Schwarm Bonitos begleitete das Schiff. Tausende von glitzernden Fischleibern zogen in einem riesigen Schwarm dahin und stürzten sich auf die fliegenden Fische. Hatte sich einer in einen der Flugfische verbissen, so geschah es nicht selten, daß ein Bonito sofort den anderen angriff und aus seinem Leib handtellergroße Stücke Fleisch herausfetzte. Bonitos waren grausame Kannibalen, und sie wiederum zogen Haie an, die sich an dem Mahl beteiligten.

      Ferris Tucker hatte sich von Will Thorne weiße Leinenfetzen geben lassen. Das weiße Tuch war ein guter und billiger Köder, den die Bonitos gierig angingen.

      In aller Eile wurden die weißen Lappen um dreizöllige Eisenhaken gewunden und mit langen dünnen Leinen versehen.

      Die ersten flogen bereits über Bord, als der Kutscher schon aufgeregt erschien und sich die Hände rieb.

      „Denkt an die Haie!“ schrie er. „Mit dem ersten Bonito als Köder fangen wir einen Hai, und dann gibt’s die nächsten Tage immer frischen Fisch. Wir haben jede Menge Tomaten an Bord von den Azoren. Ich werde euch ein Essen zaubern – ah – da werdet ihr ewig dran denken.“

      „Los, drauf auf die Burschen!“ rief der Profos. „Wir werden den Kutscher beim Wort nehmen.“

      2.

      Der erste Bonito biß an dem Fetzen an, den Smoky in der Hand an langer Leine hielt. In wilder Gier stürzte sich der Bonito auf den umwickelten Haken und hing fest.

      Der Decksälteste holte Hand über Hand die Leine ein und mußte sich mächtig anstrengen, seinen Fang an Bord zu hieven, denn jetzt begann der Bonito zu toben und zu zappeln.

      Smoky schleuderte ihn in die Kuhl, wo der Kutscher schon gierig auf ihn lauerte.

      „Himmel“, sagte er, „der Bursche dürfte gut und gern seine zwanzig Pfund haben.“

      Ein neuer Haken wurde gebracht, fast so stark wie ein Männerarm, auf den der Kutscher den Bonito als Köder spießte. Er wartete aber noch damit, ihn über Bord zu werfen.

      Inzwischen bissen auch an die anderen Leinenfetzen die großen Hochseefische in unbeschreiblicher Gier an. Kaum war der umwickelte Haken im Wasser, stürzten sich von allen Seiten die Bonitos darauf, bissen sich fest, schluckten den Haken und wurden von ihren eigenen Artgenossen noch am Köder hängend angegriffen.

      Hinter der „Isabella“ kochte und brodelte das Meer. Breite silberne Streifen wälzten sich durchs Wasser, dann erschienen die ersten dreieckigen Flossen in dem Rudel.

      Stenmark hievte seine Beute an Bord, Tucker zog den nächsten heraus, Shane holte seine Beute ein, und innerhalb kürzester Zeit lagen auf den Planken mehr als zwei Dutzend große Bonitos.

      Dann stob der Riesenschwarm blitzartig auseinander, als die Haie dazwischenfuhren. Das Gewühl wurde größer, in der See tummelten sich Riesenleiber, doch dann war es schlagartig vorbei.

      Die Haie hatten das Nachsehen, als der Schwarm aus blinkenden Leibern nach allen Seiten davonstob.

      Sechs oder sieben Haie bewegten sich flink im Kielwasser des Rahseglers, aber sie fanden keine Beute mehr.

      Der Kutscher warf seinen Köder über Bord und hielt die starke Leine in der Hand.

      „Du willst wohl über Bord gehen, was?“ sagte Carberry. „Glaubst du etwa, du kannst den Burschen lässig mit einer Hand halten, wenn er anbeißt! Mann, belege das sofort am Poller, oder gib mir die Leine! Du gehst garantiert nach achtern ab, wenn der Köder sitzt.“

      Carberry, Tucker und Shane befanden sich jetzt in der Kuhl.

      Die Leine war belegt worden. Der Bonito tobte an seinem Haken und sprang immer wieder aus dem Wasser.

      Ein Schatten schoß auf ihn zu und beschrieb eine halbe Drehung im Wasser. Sekundenlang klaffte ein entsetzlich großes, mit scharfen Doppelreihen Zähnen bewehrtes Maul auf. Der zwanzig Pfund schwere Fisch verschwand in dem Rachen und wurde verschluckt, einschließlich des schweren Hakens.

      „Aufpassen!“ schrie Carberry. „Jetzt geht’s rund!“

      Als der Hai merkte, daß er mit dem Fisch zusammen auch noch etwas geschluckt hatte, das er eigentlich nicht wollte, begann er wie rasend auf Tiefe zu gehen.

      Carberry fierte Leine nach, bis der Holzpoller zu qualmen anfing und kleine Rauchwölkchen emporstiegen.

      Tief unter ihnen begann das Tiefsee-Ungeheuer zu toben, kehrte wieder an die Oberfläche zurück und schoß halb aus dem Wasser.

      Carberry und Shane holten die Leine wieder ein, fierten nach, und begannen zu schwitzen.

      Immer öfter sprang der große Hai aus dem Wasser, riß den Rachen auf, um den Haken loszuwerden, schlug mit dem Schwanz wild um sich und krachte einmal gegen die Bordwand, daß die Erschütterung die Planken ächzen ließ.

      „So kriegen wir ihn nicht“, meinte der ehemalige Schmied von Arwenack, Big Old Shane. „Wir müssen ihn weiter achteraus toben lassen, bis er die Kräfte verliert und ermattet. Wir stecken noch eine Leine an die andere und lassen ihn hinterherschwimmen.“

      Das Tau wurde verlängert und Lose gegeben. Der Hai drehte ab und zog die Leine hinter sich her.

      Mehr als sechzig Faden liefen nach und immer mußte noch weitergefiert werden, denn der gefräßige Bursche fand sich noch lange nicht mit seinem Schicksal ab.

      Länger als eine Stunde tobte er im Kielwasser der „Isabella“ herum, sprang aus dem Wasser, wälzte sich herum, bis man seine helle Unterfläche sah, und versank dann wieder.

      Ab und zu tauchte er ganz überraschend neben der Bordwand auf, knallte gegen die Planken und schlug wild mit dem Schwanz.

      Die „Isabella“ segelte weiter, aber der Bursche brachte es fertig, die Fahrt des Schiffes merklich zu verzögern.

      Das ging nochmals eine Stunde so, dann war der Gigant der Tiefsee erschöpft und ließ sich ziehen.

      Der Kutscher sprang aufgeregt an Deck hin und her. Er konnte es nicht erwarten, bis der Riesenfisch an Bord war. Aber das dauerte noch eine ganze Weile und war nur mit der Hilfe von etlichen Männern zu bewältigen.

      Hasard ließ die Segel bergen, bis die „Isabella“ nur noch langsam in der See dümpelte.

      „Vorsicht, wenn ihr ihn an Bord holt“, warnte er. „Auch wenn er entkräftet ist, ist er immer noch gefährlich genug! Paßt also auf und geht nicht so dicht ran!“

      Die Jagd auf den Riesenfisch hatte die Gemüter erhitzt. Endlich gab es wieder Abwechslung und dazu die Aussicht auf frischen Fisch. Hai war ein Lekkerbissen, das wußten die Seewölfe zu schätzen, obwohl sein Fleisch von vielen anderen verschmäht wurde. Aber die waren auch noch nicht so weit herumgekommen wie die Crew des Seewolfs.

      Eine Talje wurde am Mast befestigt, dann eine weitere.

      Carberry ließ eine Tauschlinge ins Wasser, und nach vielen Versuchen gelang es ihm, sie dem Hai über die Schwanzflosse zu streifen und mit einem Block zu verbinden.

      „Hiev auf!“ rief der Profos. „Und denkt daran, was der Kapitän gesagt hat!“

      Mit vereinten Kräften wurde gehievt, bis der Hai mit dem gewaltigen Schwanz voran aus dem Wasser tauchte. Als er frei in der Luft hing, begann er noch einmal zu zappeln, und die Männer hatten alle Mühe, ihn in die Kuhl zu hieven.

      Er lag kaum auf den Planken, als Hasard wieder Segel setzen ließ und die „Isabella“ Fahrt aufnahm.

      Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann, griff zu seiner angsteinflößenden Riesenaxt und tötete den Hai mit drei blitzartig geführten Hieben.

      Dann


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