Seewölfe - Piraten der Weltmeere 94. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 94 - Fred McMason


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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-418-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Ferris Tucker, den hünenhaften Schiffszimmermann der „Isabella“, hatte eine eigenartige Lähmung erfaßt. Total verkrampft blieb er am Rand der Eisfläche stehen und wäre fast noch in das eisige Wasser gestürzt, wenn Edwin Carberry ihn nicht schnell am Arm ergriffen hätte.

      Der Seewolf und Matt Davies waren fast gleichzeitig unten angelangt und starrten über die See.

      An den unbekannten Toten in der Eishöhle dachte in diesem Augenblick niemand mehr.

      „Ich habe es gewußt“, stammelte Tucker entsetzt. „Ich habe es die ganze Zeit geahnt. Die ‚Isabella‘ ist weg!“

      „Ja, sie ist weg“, murmelte Hasard tonlos. „Sie ist abgedriftet, der Wind hat sie weitergetrieben, aber Ben wird es schon schaffen, er kehrt zurück.“

      Der Seewolf versuchte, auf die drei Gefährten beruhigend einzuwirken, aber die hatte alle die gleiche Angst erfaßt wie Ferris Tucker.

      Die Situation war auch geradezu makaber.

      Da standen sie, einsam und verlassen auf einem mittelgroßen Eisberg, irgendwo in einem eisigen Meer, und vor ihnen auf der Eisschwarte lag ihr Boot, die Schaluppe, mit der sie von der „Isabella“ zu dieser Eisinsel gepullt waren.

      Vom Schiff aus hatten sie ein Boot gesehen, eingeschlossen in das treibende Eis, und diese Entdeckung hatte sie vermuten lassen, daß zu dem Boot auch ein Mensch gehörte, der sich hierher verirrt hatte.

      Deshalb waren sie losgepullt, und etwas später hatten sie einen Mann gefunden. Er hockte hoch über ihnen, in einer Grotte aus Eis, neben angekohlten Holzplanken, die er aus seinem Boot geschlagen hatte, um sich zu wärmen.

      Doch dieser Mann war seit Ewigkeiten tot. Das Eis hatte seinen Körper für alle Zeiten konserviert. So hockte er stumm vor seinem längst erloschenen Feuer, mit weitaufgerissenen eiserstarrten Augen und einem wilden Bart, der ebenfalls nur noch aus Eis bestand. Es war eine grausige Entdeckung gewesen.

      „Ben wird nicht zurückkehren“, sagte Tucker hart. „Er kann es gar nicht, ohne das Risiko einzugehen, einen Totalverlust der ‚Isabella‘ zu riskieren. Sieh dich doch um, Hasard. Ringsherum gibt es immer mehr Eisberge, sie tauchen praktisch aus dem Nichts auf und scheinen sich rasend zu vermehren. Wie soll Ben uns da jemals finden?“

      Hasard hatte das schon vorhin bemerkt.

      Anfangs waren es nur einige kleine treibende Eisfelder gewesen, dann tauchten ganze Eisinseln auf, und jetzt waren sie von etlichen Eisbergen umgeben, die auf einem unbestimmbaren Kurs in irgendeine geheimnisvolle Richtung trieben.

      „Wir versuchen, auf die andere Seite zu gelangen“, sagte der Seewolf, ohne auf Tucker einzugehen. Der Schiffszimmermann war nervös, Hasard hatte ihn selten so gesehen.

      Aber auch er selbst war erregt, aufgeputscht und hatte ein banges Gefühl, das gab er vor sich selbst zu. Kehrte die „Isabella“ nicht zurück, dann würden sie zweifellos das erbärmliche Schicksal des toten Mannes teilen, der in seiner Grotte an der Wand lehnte wie ein Verfluchter des Eismeeres.

      „Wenn wir mit dem Boot aus Leibeskräften pullen, dann müßten wir doch das Schiff finden“, sagte Matt Davies.

      Carberry lachte unecht auf.

      „Ha, wie stellst du dir das vor, Mann? Die ‚Isabella‘ befand sich vor einer Weile Backbord von uns, jetzt versperren Eisberge die Sicht, diese lausige Insel, auf der wir stehen, dreht sich um sich selbst, und unser Schiff driftet ab. Wir würden uns hoffnungslos verirren, außerdem haben wir keinen Kompaß im Boot, und an Bord haben wir ebenfalls keinen mehr. Hoffentlich geht das in deinen Schädel, Matt!“

      „Verflucht“, sagte Matt Davies leise.

      „Rüber zur anderen Seite, wir nehmen das Boot“, drängte Hasard. „Beeilt euch, jede Minute, die wir hier sinnlos verquatschen, verkürzt unsere Aussichten, die ‚Isabella‘ zu finden.“

      Carberry packte den Anker, den sie aufs Eis gelegt hatten, damit das Boot nicht wegtrieb und legte ihn ins Boot.

      Sie sprangen hinein, und der Seewolf drückte mit dem eisenbewehrten Haken die Schaluppe von der Eisinsel ab. Dann legten sie sich alle vier in die Riemen und pullten um den Eisberg, der sich wie ein atmender Mensch rhythmisch hob und senkte.

      Die See war immer noch stark bewegt, der Himmel sah aus wie graues dickes Blei, und der Horizont wallte in kleinen weißen Schleiern aus Eisnebeln. Wo er begann, ließ sich nicht feststellen.

      Es war eine unheimliche Welt, so still und ruhig mitunter, daß einem diese Stille schmerzhaft auf die Nerven ging. Dann wieder erklangen aus dem Eis knisternde und seufzende Geräusche, Risse bildeten sich in den treibenden Inseln, und ab und zu fielen mit Donnergetöse riesige Eisblöcke in sich zusammen.

      Zum Glück waren die vier Männer dick vermummt, denn die lausige Kälte fraß sich durch alles hindurch, sie biß sich bis ins Knochenmark und ließ die Glieder taub und gefühllos werden.

      Als sie die Eisinsel mit dem unheimlichen Toten darauf, zur Hälfte umrundet hatten, tauchten neue Hindernisse auf. Kleine Brocken aus Treibeis, mitunter nur faustgroß, schoben sich unmerklich zu großen Flächen zusammen und behinderten das Vorwärtskommen ganz beträchtlich.

      Von der „Isabella“ war weit und breit nichts zu sehen. Keine Mastspitze zeigte sich, nichts verriet ihren Kurs. Die vielen treibenden Eisklötze versperrten die Sicht, und dazu kam noch eine diesige neblige Masse, die auf dem Wasser lag und wie glimmender Schwefel zu dampfen schien.

      Die andere Seite „ihrer“ Insel wuchtete steil aufragend vor ihren Blicken annähernd achtzig Yards nach oben. Sie war so glatt, daß niemand sie besteigen konnte. Die höchste Erhebung wurde von einem glatten Buckel aus glänzendem weißblauen Eis gekrönt, das gefährlich glitzerte.

      Hasards Sorge wuchs ganz beträchtlich. Er riß sich zusammen, um sich nichts anmerken zu lassen, denn er sah Tuckers zuckendes Gesicht, sah wie Carberry schluckte und Matt Davies mit großen, erschreckten Augen in die Wasserwüste blickte.

      Sie hatten schon viel erlebt, doch ein Meer, das sich zusehends vor ihren Augen immer mehr mit Eis bedeckte, in dem riesige große Inseln aus blauweißem Eis trieben, das hatten sie noch nie erblickt.

      Daher wuchs spürbar die Panik, in dieser absolut fremden Umgebung ganz allein zu sein, einem ungewissen Schicksal ausgesetzt,


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