Seewölfe - Piraten der Weltmeere 517. Frank Moorfield

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 517 - Frank Moorfield


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dann los. „Was meint ihr, wenn mir dann aus Versehen einige glühende Holzkohlen in eure Stiefel fallen würden, he?“

      Die „Heringe“ lachten schallend, während der Koch die Holzkohle auf die Geschütze verteilte. Mit ihren fünfzehn Jahren waren sie ganz ordentlich herangewachsen und hatten sich zu kräftigen Kerlen gemausert, die auch im härtesten Kampfgeschehen ihren Mann standen.

      Die Drehbassen waren feuerbereit. Außerdem wurden Musketen, Tromblons und Pistolen an Deck gebracht. Batuti kümmerte sich um seinen riesigen Bogen und die raffiniert ausgestatteten Brand- und Pulverpfeile. In kurzer Zeit glich die kleine Karavelle einer schwimmenden Festung.

      „Wir sind bereit, Sir“, meldete Edwin Carberry seinem Kapitän. „Wenn es nötig ist, schießen wir diesen Galgenvögeln die Hosen von ihren Affenärschen.“

      Dan grinste. Ja, auf diese Kerle war Verlaß. Das bestätigte sich immer wieder. Mit ihnen konnte man notfalls die Hölle durchsegeln. Wer immer da glaubte, mit der „Empress“ leichtes Spiel zu haben, würde rasch eines Besseren belehrt werden.

      Es entging Dans scharfem Blick nicht, daß auf der heransegelnden Galeone ziemliche Hektik herrschte. Schon bald konnte er sogar den Namen des Schiffes entziffern – „Donna Emilia“. Der Mann auf dem Achterdeck, der einem spanischen Kaufmann glich, scheuchte seine Leute mit lautem Gebrüll über die Decks. Es gab nicht mehr den geringsten Zweifel daran, daß man die „Empress of Sea“ überfallen wollte. Die Geschützrohre der schwerfälligen Galeone blickten bereits drohend aus den geöffneten Stückpforten.

      „Bestimmt ist diesen Kerlen das kleine Gewitterchen nicht bekommen“, meinte Batuti. „Es soll Leute geben, die davon übermütig werden.“

      Ed Carberry rieb sich erwartungsvoll die mächtigen Pranken.

      „Sollen wir die Erbsenjäger mit einem kleinen Eisenkügelchen empfangen?“ fragte er.

      „Das könnte nicht schaden“, erwiderte Dan O’Flynn.

      Doch die Piraten unter Miguel Gordengo kamen den Seewölfen zuvor. Noch bevor Carberry und die übrigen Mannen an den Drehbassen die brennenden Lunten auf die Zündkanäle senken konnten, begannen die Kanonen der dickbauchigen „Donna Emilia“ Feuer und Eisen zu spucken.

      Fast hatte es den Anschein, als sei das Gewitter zurückgekehrt, um die Karibische See abermals mit Donner zu überrollen. Nur hatte sich inzwischen der bleigraue Himmel wieder in ein strahlendes Blau verwandelt, und die Sonne gleißte wie eh und je.

      Dan und seine Mannen mußten zugeben, daß sie es mit einem durchaus ernstzunehmenden Gegner zu tun hatten, denn die Kugeln der Piraten verfehlten ihr Ziel zum Teil nur um wenige Yards. Ein Geschoß klatschte unmittelbar vor der Steuerbordseite der „Empress“ ins Wasser und ließ eine gischtende Fontäne aufsteigen.

      „Na – was ist los, ihr Zackenbarsche?“ rief Carberry erbost. „Hat es euch die Sprache verschlagen, was, wie?“

      Nein, das hatte es nicht, und schon eine Sekunde später dröhnte ein vielstimmiges „Ar-wenack!“ aus den Kehlen der Seewölfe. Die Piraten Gordengos sollten sehr schnell spüren, was dieser Kampfruf zu bedeuten hatte.

      Die Steuerbord-Drehbassen der „Empress“ brüllten auf und stießen ihre Ladungen aus den Rohren. Im Nu zog grauschwarzer Pulverdampf über die Kuhl.

      Der geschniegelte Kerl auf dem Achterdeck der „Donna Emilia“ hatte hastig den Kopf einziehen müssen, denn eine Kugel der „Empress“ hatte mit Bravour einen Teil der Schmuckbalustrade weggefegt und ließ dem Gewitterregen einen Trümmerregen folgen. Eine weitere Kugel hatte den Besanmast getroffen und sorgte dafür, daß den Schnapphähnen weitere Holzstücke um die Ohren flogen.

      Aus dem Wutgeheul und den wilden Flüchen, die jetzt von der „Donna Emilia“ herüberdröhnten, konnte selbst Edwin Carberry, der um markige Sprüche kaum verlegene Profos, noch etwas lernen. Im übrigen beeindruckte dieses Echo die Seewölfe nicht im geringsten. Im Gegenteil – es ließ erkennen, daß sich die Piraten ihren Raid wohl doch etwas zu leicht vorgestellt hatten.

      Nach altbewährter Seewölfe-Taktik ließ man den Angreifern nur wenig Zeit für neue Aktionen. Die Mannen an den vorderen Drehbassen senkten erneut die Lunten in die Zündlöcher, und unmittelbar danach trieben die Geschütze einen verheerenden Regen aus Eisenstücken mitten in die Wuhling, die auf dem Piratenschiff herrschte.

      Allein die hübschen Lochmuster in den Segeln bestätigten den Arwenacks ihren Erfolg. Einige der verluderten Kerle, die zuvor noch laute Verwünschungen über die kabbelige Wasserfläche gebrüllt hatten, lagen jetzt regungslos auf den Planken.

      Trotzdem gaben die Schnapphähne nicht so leicht auf.

      Miguel Gordengo schrie sich die Kehle heiser. Er versprach goldene Berge für rückhaltlosen Einsatz und drohte mit höllischen Foltern für den Fall, daß man seine Befehle nicht befolgte. Pausenlos heizte er seinen Kerlen ein und trieb sie beim Nachladen zu größerer Eile an. Kaum war der letzte Handgriff getan, gab er den Feuerbefehl.

      Die Geschütze der „Donna Emilia“ begannen abermals zu krachen. Diesmal war man erfolgreicher. Ein Siebzehnpfünder riß auf dem Vorschiff der „Empress“ ein Stück von der Balustrade weg, die die Back zum Galionsdeck hin abgrenzte. Eine weitere Kugel pfiff über die Kuhl und ließ die Arwenacks rasch die Köpfe einziehen – besonders Ed, der der Flugbahn des Geschosses am nächsten war. Und diese Reflexbewegung war es wohl auch, die ihn vor Schaden bewahrte. Die übrigen Kugeln waren zu kurz gesetzt und wühlten ein Stück von der Karavelle entfernt das Wasser auf.

      „Die Kerle werden rabiat“, stellte der Profos mit Verwunderung fest. „Ich glaube schier, die meinen es ernst.“

      „Sieht ganz danach aus“, bestätigte Dan, „aber wir werden den Burschen zeigen, daß unsere Backbord-Drehbassen ebenfalls funktionieren.“ Er gab das Kommando für einige taktische Segelmanöver, für die die kleine, aber sehr wendige Karavelle besonders geeignet war.

      Die Mannen auf der „Empress“ hatten die Ruhe weg. Jeder Handgriff, den sie taten, war überlegt, erprobt und sorgfältig abgewogen. Das war es, was sie ihren Gegnern voraushatten.

      Während die Rohre eifrig gewischt und nachgeladen wurden, verzog sich das tiefschwarze Gesicht Batutis zu einem Grinsen. Ohne Hast legte er den ersten Pfeil auf die Sehne seines Bogens. Noch war die „Donna Emilia“ in seiner Reichweite. Als Dan nickte, spannte der schwarze Riese den Bogen, dann schnellte der erste Pulverpfeil zu den Angreifern hinüber und zog eine beinahe magisch wirkende Feuer- und Rauchspur hinter sich her.

      Die Wirkung blieb nicht aus. Die Detonation versetzte die Piraten in größtes Erstaunen. Noch bevor sie eine Erklärung für das merkwürdige Geschehen gefunden hatten, züngelten am Tuch des Fockmastes bereits die ersten Flammen auf.

      „Feuer an Bord!“ schrie jemand. Dann begannen alle kopflos durcheinanderzubrüllen.

      Da die Schnapphähne noch nicht mit dem Nachladen ihrer Culverinen fertig waren, rissen etliche von ihnen die Musketen hoch und begannen in blinder Wut auf die „Empress“ zu feuern.

      Eine Stimme rief nach Wasser, und kurz danach rannten einige Kerle mit Pützen an die Schanzkleider, um das dringend benötigte Naß hochzuhieven. Zunächst half das jedoch nichts, denn mit dem Wasser gelangten sie nicht an das Focksegel heran, in dem sich das Feuer in rasender Geschwindigkeit ausbreitete. Da blieb nur der mühsame Weg über die Wanten.

      Edwin Carberry rieb sich das stoppelbärtige Kinn, das einem Amboß glich.

      „Jetzt brauchen die Bilgenratten wenigstens nicht zu frieren. Das Feuerchen wird ihnen die Achtersteven prächtig aufwärmen.“

      „Zumindest sind sie voll beschäftigt“, sagte Dan O’Flynn, der den Segler mit der gleichen Souveränität befehligte wie der Alte mit dem Holzbein. Dan war ein zäher Bursche. Einerseits galt er zwar als Draufgänger, aber andererseits hatte er auch die nötige Intelligenz und Umsicht, die man zum Führen eines Schiffes brauchte.

      Nachdem die „Empress“ über Stag gegangen war, präsentierte


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