Seewölfe - Piraten der Weltmeere 425. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 425 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-833-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Schnapphähne im Kielwasser

       Sie verfolgten den Zweidecker – bis dessen Breitseite krachte

       Luis Campos, der sich „Admiral“ nennen ließ, war verrückt auf Siri-Tong und ihren Zweidecker. Zwar hatte er in der „Schildkröte“ auf Tortuga bereits Dresche bezogen, und auch seine Rabauken hatten mit harten Fäusten unliebsame Bekanntschaft gemacht, aber das reichte offenbar noch nicht. Erst als der Admiral eine seiner Schaluppen verlor, wurde seine Mannschaft lustloser, und die Kerle begannen zu begreifen, daß dieser Gegner nicht nur über harte Fäuste verfügte, sondern auch verdammt genau zu schießen verstand. Den Admiral focht das nicht an. Die Kerle, die unter seinem Kommando fuhren, waren für ihn sowieso nur Kanonenfutter. Wer meckerte, kriegte was aufs Maul oder ein Messer zwischen die Rippen …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Luis Campos – der Admiral hat sich in das Ziel verbissen, den Zweidecker zu entern.

      Big Old Shane – hat eine Möglichkeit gefunden, die Schußweite seines Langbogens erheblich zu vergrößern.

      El Gordo – hat die Schnauze voll und will meutern.

      Siri-Tong – die Rote Korsarin lauert auf den Moment, es dem Admiral heimzuzahlen.

      Philip Hasard Killigrew – entwickelt drei Theorien, wie dem Admiral beizukommen ist.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Barry Winston aus der Crew der Roten Korsarin stammte aus England und war über vierzig Jahre alt. Gut die Hälfte seines Lebens hatte er nicht in seiner Heimat zugebracht, sondern auf See und in fernen, fremden Ländern, in denen er gelernt hatte, wie verschiedenartig und gegensätzlich die Menschen in ihren Gewohnheiten, in ihrem Glauben und ihren Sitten waren. Er hatte Unglaubliches erlebt, und daher gab es kaum noch etwas, das ihn erschüttern konnte.

      Eine Glatze hatte dieser Barry Winston, außerdem fehlte ihm das linke Ohr, doch nie hatte jemand gewagt, ihn deswegen aufzuziehen. Er war ein starker Mann. Jahrelang hatte er sich in der Karibik als Pirat durchgeschlagen, bis er zu Siri-Tong gestoßen war.

      Seine Waffe war das Messer, und er war ein ausgezeichneter Kämpfer, der weder Tod noch Teufel fürchtete. Aber selbst wenn er in größte Wut versetzt wurde, blieb er in jeder Auseinandersetzung stets fair und ehrlich und bediente sich keiner üblen Tricks.

      Und so waren sie alle, die Männer der „Caribian Queen“: Kerle, bei deren Anblick allein man das kalte Grausen bekam, aber eben doch keine Galgenstricke, die jedem die Gurgel durchschnitten. Sie gehörten zum Bund der Korsaren und hielten große Stücke auf die Rote Korsarin, Philip Hasard Killigrew, Arne von Manteuffel, Thorfin Njal, Jean Ribault und Jerry Reeves. Die ungeschriebenen Regeln einer sauberen Kampfesweise waren ihnen Gesetz, und sie hielten sich – ohne Ausnahme – strikt daran.

      In dieser Nacht nun, der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober 1594, hockte Barry Winston im Großmars der „Caribian Queen“ und grinste breit. Er hatte auch allen Grund dazu – denn erstens war das Unternehmen auf den Bahamas gegen Sir John Killigrew, Sir Andrew Clifford und Sir Henry, den Duke of Battingham, erfolgreich abgeschlossen worden, und, was am allerwichtigsten war, der Seewolf war nach dem Schuß in den Rücken, den Clifford ihm verpaßt hatte, am Leben geblieben und wieder genesen.

      Zweitens hatte man, zur Schlangen-Insel zurückgekehrt, beschlossen, zu den Silberminen von Potosi aufzubrechen, und zum erstenmal waren drei Crews an Bord der „Caribian Queen“ bis zum Ende der Überfahrt vereint: Hasard und seine Männer, Jean Ribault und dessen Mannschaft sowie die reguläre Besatzung des Zweideckers unter dem Kommando von Siri-Tong, außerdem – und nicht zu vergessen – Araua, die Tochter von Arkana.

      Der dritte Grund für Barrys Heiterkeit war die Tatsache, daß man dem aufgeblasenen Schnapphahn Luis Campos, genannt der Admiral, soeben eine empfindliche Schlappe beigebracht hatte. Dieser Kerl hatte sich auf Tortuga an Siri-Tong heranschleichen wollen, weil er offenbar von ihr fasziniert war. Sie hatte ihn kalt abfahren lassen und zum Teufel geschickt. Am Morgen des 4. Oktober verließ die „Caribian Queen“ Tortuga wieder und nahm Kurs durch die Windward-Passage – und schon geschah es: Drei Zweimastschaluppen hingen in ihrem Kielwasser, schnelle Schiffchen, die mit Drehbassen bestückt waren.

      Den ganzen Tag über verfolgte der Admiral den Zweidecker, dann, in den nächtlichen Morgenstunden des neuen Tages war es soweit. Die „Caribian Queen“ stand zu diesem Zeitpunkt bei gutem Nordost am Ausgang der Windward-Passage und hielt auf die Südwestspitze von Haiti zu. Rechtzeitig genug konnte Dan O’Flynn, der Mann mit den scharfen Augen, warnen, daß die beiden Außenschaluppen heranstaffelten, während sich der Verfolger im Kielwasser mit dem Admiral an Bord zurückhielt.

      Siri-Tong gab das Feuer frei, als die beiden Zweimaster in den Schußbereich der „Caribian Queen“ gerieten. Zunächst feuerten die Breitseiten der oberen Batterie, und der Schaluppe an Backbord wurde der vordere Mast abgetakelt, dann schoß die untere Batterie der Steuerbordseite auf den anderen Gegner und erzielte einen Volltreffer. Die Schaluppe flog regelrecht auseinander.

      Die Schaluppe im Kielwasser steuerte die Stelle an, um Überlebende aus dem Wasser zu fischen, aber die Rote Korsarin ließ anluven, und dieses Mal ging es dem Admiral an den Kragen, der jedoch sofort mit den Drehbassen feuern ließ und sich dann zurückzog, sehr schnell und sehr wendig.

      Mittlerweile lag die „Caribian Queen“ wieder auf dem alten Kurs. Es hatte keinen Zweck – darin waren sich Hasard, Siri-Tong und Jean Ribault einig –, diesem flinken Gegner hinterherzujagen. Lieber warteten sie ab, ob diese Kerle es noch einmal versuchten.

      Barry grinste Dan O’Flynn an, der in diesem Moment zu ihm in den Hauptmars kletterte.

      „Na, das ist mir eine Ehre“, sagte er. „Mister O’Flynn leistet mir Gesellschaft. Dann wird’s wenigstens nicht so langweilig.“ Er kniff die Augen ein bißchen zusammen und spähte nach vorn. „Und wer entert gerade zu Hilo in den Vormars auf?“

      „Jack Finnegan“, erwiderte Dan.

      „Na, großartig. Ausguckposten doppelt und dreifach, dann kann uns ja nicht mehr viel passieren.“

      „Sag


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