Seewölfe - Piraten der Weltmeere 118. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 118 - Fred McMason


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Alte stieß einen lauten Entsetzensschrei aus und sprang in die Höhe, als der Seetang mit dem zerfetzten Fisch direkt vor seinen Füßen landete. Er stand danach da wie erstarrt, unfähig zu der kleinsten Bewegung.

      „Da hast du deinen verdammten Höllengeist!“ rief Carberry und begann dröhnend zu lachen. „Hoffentlich ist dir das endlich mal eine Lehre, Donegal, wenn du wieder Geister und Gespenster siehst. Das ist nichts weiter als Tang und darin steckt ein halbvergammelter Fisch. Und jetzt, verdammt noch mal, zeig mir mal die gelben, gefletschten Zähne und das blutige Maul, du Schellfisch!“

      O’Flynn stieß ärgerlich mit dem Holzbein auf, nachdem er seinen ersten Schreck überwunden hatte.

      „Das ist nicht nett von dir“, fluchte er laut, „einen alten Mann zu erschrecken. Ich habe schon Piraten gejagt, als du noch in den Windeln schwimmen gelernt hast, und ich sage dir trotzdem, daß auf dem Tang der Höllengeist hockte. Jawohl, was ich gesehen habe, das habe ich gesehen.“

      Carberry starrte ihm verdutzt nach, als der Alte sich mit grimmigem Gesicht abwandte und zum Achterdeck humpelte.

      „Da hört sich doch alles auf“, schimpfte er, „dem Burschen kann man erzählen und zeigen, was man will, er glaubt es einfach nicht! Er faselt weiterhin von seinen Geistern.“

      Carberry packte das übelriechende Zeug mitsamt dem toten Fisch und schleuderte es ärgerlich über Bord.

      Der Profos kontrollierte den Stand der Segel, hob fröstelnd die Schultern und blickte zum Horizont, wo das Meer mit dem Himmel zusammenschmolz. Es will einfach nicht hell werden, dachte er.

      Sie befanden sich jetzt ungefähr auf der Höhe von Tsingtao und segelten mit südwestlichen Winden in Richtung Shanghai. Peking lag weit hinter ihnen, der Empfang durch den Großen Chan, die feierliche Beisetzung der Mumie, der Tod Hungwans – das alles lag schon wieder weit zurück, obwohl es erst ein paar Tage her war.

      Carberry ging in den Aufenthaltsraum, wo schon Batuti, Bob Grey, der junge Dan O’Flynn und sein Freund Ferris Tucker saßen. Der Kutscher hatte einen großen Topf voll Tee aus diesen grünen Blättern gekocht. Er war mit Sirup gesüßt und kochend heiß.

      Carberry nahm eine Muck und trank in kleinen Schlucken.

      „Je mehr man davon trinkt, desto besser schmeckt es“, sagte Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann. „Ich glaube, an das Zeug kann man sich gewöhnen.“

      Carberry blickte in seine Muck und nickte.

      „Wir kriegen Sturm“, sagte er, „und wenn mich meine Knochen nicht tauschen, einen verdammt knüppelharten Sturm. Wenn ihr ausgetrunken habt, wird das Deck klariert, alles verschalkt, die Boote nachgesehen und das Gut überprüft. Bill!“ wandte er sich an den Schiffsjungen, der etwas verschlafen eintrat und grüßte. „Du überprüfst nachher die Wasserfässer und zurrst sie fest.“

      „Die Fässer sind festgezurrt, Mister Carberry“, sagte der Junge.

      „Dann zurr sie noch fester!“

      „Aye, aye, Sir!“

      Ferris Tucker setzte seine Muck auf die Back zurück und stand auf.

      „Lausekälte“, schimpfte er leise. „Ich bin froh, wenn wir das chinesische Meer hinter uns haben und weiter im Süden eine stille Bucht finden, wo wir die „Isabella“ endlich wieder einmal krängen können. Wir laufen nicht mehr so hart wie früher. Wenn es so weit ist, könnt ihr euch alle auf eine Heidenarbeit gefaßt machen.“

      „Nichts Neues für uns“, sagte der junge O’Flynn. „Muscheln und Algen abkratzen, Teer drüber und fertig.“

      Tucker grinste ihn an.

      „Diesmal nicht, Söhnchen. Ich fürchte wir haben den Schiffsbohrwurm im Rumpf, von den Algen und Muscheln ganz abgesehen. Das bedeutet, daß wir den Rumpf ausbrennen müssen, kalfatern, schwefeln, mit Pech bestreichen. So einfach wird es diesmal nicht. Immerhin schwimmt die „Isabella“ jetzt schon ein paar Jahre im Wasser, und in den salzigen Meeren setzt der Schiffsbohrwurm dem Holz am meisten zu, auch dem härtesten.“

      Tucker verließ den Raum, die anderen sahen sich freudlos an, als des Profos ausgestreckter Daumen sie ebenfalls an Deck scheuchte.

      Schon an Deck spürte jeder, daß der Wind etwas Unangenehmes an sich hatte. Er war ekelhaft kühl, fiel mitunter in Böen ein und änderte leicht die Richtung.

      Am Horizont verdeckten jetzt schwere graue Schichtwolken die Sonne. Immer mehr frischte der Wind auf, bis die „Isabella“ in der stetiger werdenden Dünung zu rollen begann.

      Die Ladeluken wurden verschalkt, die Boote nachgesehen, fester gezurrt und überprüft. Die schweren Kanonen sicherten Al Conroy, Big Old Shane und Matt Davies ab, damit sie bei schwerer See nicht selbständig wurden und die Schanzkleide durchbrachen.

      Gegen Mittag begann es dunkel zu werden.

      Der Seewolf ließ die Schiffslampen anzünden und aufhängen.

      Er, Ben Brighton, der junge O’Flynn und Pete Ballie befanden sich auf dem Achterdeck.

      Hasard blickte aus schmalen Augen dorthin, wo er die Küste vermutete. Zu sehen war außer einer schwarzen Wolkenwand und schäumenden Wasserwirbeln nichts. Aber man hörte den Regen, der sich in einer breiten Front der „Isabella“ näherte.

      Die „Isabella“ fuhr Sturmsegel, denn es stand außer Frage, daß der Wind immer stärker wurde und sie bald in einen lausigen Sturm geraten würden, einen Sturm, wie sie ihn in diesem Meer wahrscheinlich noch nicht erlebt hatten.

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