Seewölfe - Piraten der Weltmeere 462. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 462 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-870-6

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Zu neuen Ufern

       Die Strände waren unberührt – aber dahinter lauerten Gefahren

       Die Sache, daß Old O’Flynn spurlos verschwand, hatte einen handfesten Hintergrund, nämlich eine Bratpfanne aus der Pantry der „Empress of Sea“. Diese Bratpfanne hatte ihm nämlich sein trautes Weib auf den sturen Schädel gedonnert, damit er begriff, daß er Vaterfreuden entgegensähe. Aber von denen wollte er nichts wissen, zumal er bereits achtmal Vater war. So hatte er sich etwas wackelig und mit dösigem Kopf an Land verholt, war querbeet über die Halbinsel gestapft – fluchend natürlich – und dann plötzlich abgesaust, hinein in ein finsteres Loch, das in eine Höhle führte. Es war kein Wunder, daß Old Donegal mit seinem verdwarsten Kopf und seiner üppigen Phantasie meinte, im Vorhof der Hölle gelandet zu sein …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Philip Hasard Killigrew – der Seewolf entwirft Pläne für die Zukunft.

      Jean Ribault – untersucht die Tropfsteinhöhle auf Great Abaco.

      Old O’Flynn – der werdende Vater leistet sich ein neues Abenteuer.

      Der Kutscher – weiß eine Menge über die Insel Andros und erzählt Spukgeschichten.

      Edwin Carberry – hat allen Grund, sauer zu sein.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      In den etwas späteren Morgenstunden des 20. April 1595 schlug Old Donegal Daniel O’Flynns Stimmung um. Nach dem „Schreckenserlebnis“ in der Tropfsteinhöhle war er an Bord der „Empress of Sea II.“ wieder „ins Reich der Lebenden“ zurückgekehrt, sprich, er hatte das Bewußtsein wiedererlangt.

      Wenn die Freunde nicht mit Fackeln nach ihm gesucht hätten, hätte er noch jetzt in der „Geisterhöhle“ gelegen. Statt sich aber für die Rettung zu bedanken, hatte er sich knurrig und verbiestert gezeigt. Er war eben total „durch den Wind“ gewesen – wegen der Tatsache, daß Mary O’Flynn, geborene Snugglemouse, ihm am Vortag die freudige Nachricht mitgeteilt hatte, daß sie ein Kind von ihm erwarte.

      Da mußte erst ein Jean Ribault an Bord der „Empress“ entern und dem alten Knurrhahn „was zwischen die Hörner“ geben – von wegen, was das für eine Art sei, einfach wegzulaufen, wenn man Vater werde, und daß auch ein Old O’Flynn sich gefälligst abzumelden habe, wenn er seine Alleingänge unternähme.

      Das saß. Old O’Flynn war jetzt einigermaßen geläutert – und zerknirscht. Er übte gewissermaßen Selbstkritik und überlegte sich, wie er die Sache wieder ausbügeln oder geradebiegen konnte. Bei Mary um gut Wetter anhalten? Sicher, das war der beste und direkteste Weg. Warum, zur Hölle, war er aber auch so brummig und verbiestert gewesen? Hätte er nicht anders reagieren können?

      Hätte, wenn und aber – es nutzte nicht viel, sich selbst Vorwürfe zu machen. Er mußte die Sache anders anpacken. Wieder marschierte er auf die Pantry der „Empress“ zu, verharrte im offenen Schott und blickte zu Mary, die nach dem Frühstück mit dem Aufklaren beschäftigt war.

      Die „Empress of Sea II.“, die „Golden Hen“, die „Wappen von Kolberg“ und die „Pommern“ ankerten in der Cherokee-Bucht an der südlichen Ostseite der Insel Great Abaco. Bei der Ankunft der Schiffe hatte es einigen Wirbel mit den Piraten des Mubarak gegeben, doch bei einem Nachtangriff der „Alis“ hatten die Männer des Bundes der Korsaren sich erfolgreich zu verteidigen gewußt. Inzwischen war keiner der algerischen Freibeuter mehr am Leben.

      Jetzt warteten die Männer auf das Eintreffen der „Isabella IX.“, der „Caribian Queen“ und des Schwarzen Seglers. Der Seewolf, die Rote Korsarin und der Wikinger waren hierher unterwegs. Es konnte nicht mehr lange dauern, und auch sie hatten den gemeinsamen Treffpunkt erreicht.

      Probleme gab es derweil – außer mit dem alten O’Flynn – mit der Dreimastkaravelle „Golden Hen“. Ihr Ruder war auf der Fahrt nach Great Abaco von einem Hai gerammt worden und zu Bruch gegangen.

      Jean Ribault hatte einen der Langriemen, mit denen das Schiff ausgerüstet war, als Notruder benutzt, doch natürlich war dies keine Dauerlösung. Damit man das Ruder reparieren konnte, mußte die „Golden Hen“ jedoch gekielholt werden. Das war eine langwierige, schweißtreibende Arbeit.

      Old O’Flynn schaute seine Mary an, und der Wunsch nach Versöhnung wurde in ihm übermächtig. Was für ein Prachtweib war sie doch! Jetzt würde sie sogar Nachwuchs auf die Welt bringen, was erstens ein Beweis für ihre Gesundheit und Fruchtbarkeit und zweitens für seine Mannes- und Zeugungskraft war. Das mußte man sich mal vor Augen halten! Der Alte tat’s und war jetzt versessen darauf, sich mit der werdenden Mutter auszusöhnen.

      Er räusperte sich, aber Mary schien es nicht zu hören. Sie war mit den Töpfen und Pfannen beschäftigt und hantierte ziemlich laut herum.

      „Na, Mary“, sagte der Alte. „Wie geht’s uns denn heute morgen so?“

      Sie antwortete nicht. Eigentlich nahm sie ihn überhaupt nicht zur Kenntnis. Beim Wassermann, dachte der Alte, das geschieht mir wohl ganz recht.

      Was war der richtige Weg, erfolgreich Abbitte zu leisten? Old O’Flynn scharrte ein bißchen mit dem Holzbein herum und sann angestrengt darüber nach. Er kam sich idiotisch vor, wußte aber gleichzeitig auch, daß er die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen konnte.

      „Ja“, sagte er, „wenn ich mir das recht überlege, ist heute doch ein feiner Tag, nicht? Wäre das nicht ein Grund zum Feiern?“

      Mary sah ihn plötzlich an. Sie hielt mit ihrer derzeitigen Tätigkeit, dem Scheuern der Pfannen, inne. „Sag mal, bist du immer noch in deiner verdammten Geisterhöhle, Mister O’Flynn?“

      „Ich? Nein, wieso?“

      „Weil du Selbstgespräche führst.“

      „Ich bin doch hier an Bord der ‚Empress‘“, sagte er und versuchte es mit einem Grinsen, das ihm allerdings mißlang und zu einer Grimasse geriet.

      „Und du hast nichts zu tun?“

      „Doch, ja, jede Menge.“

      „Dann tu deine Pflicht“, sagte sie frostig. „Und halte hier keine dummen Reden.“

      Am liebsten wäre er gleich wieder „aus der Haut gefahren“, wie er das nannte – aber nein, er hatte ja beschlossen, sich


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