Ghosting. Sebastian Ingenhoff

Ghosting - Sebastian Ingenhoff


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      Sebastian Ingenhoff

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      Roman

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      Sebastian Ingenhoff, Jahrgang 1978, hat als Kulturjournalist gearbeitet und für Zeitschriften wie Intro, Spex, Groove und das Missy Magazin geschrieben. Zudem ist er Mitbetreiber des Kölner Labels baumusik und eine Hälfte des Elektronikduos Camp Inc. Im Ventil Verlag hat Sebastian Ingenhoff 2006 den Kurzroman »Rubikon« veröffentlicht.

      1. Auflage Mai 2021

      © Ventil Verlag UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG, Mainz 2021

      Abdruck, auch in Auszügen, nur mit ausdrücklicher

      Erlaubnis des Verlages. Alle Rechte vorbehalten.

      ISBN 978-3-95575-144-9

      eISBN 978-3-95575-614-7

      Covermotiv: Katharina Schmidt

      Satz: Oliver Schmitt

      Ventil Verlag, Boppstraße 25, 55118 Mainz

       www.ventil-verlag.de

       All that I wanted from you was to give me

       Something that I never had

       Something that you’ve never seen

       Something that you’ve never been!

      Rihanna, Work

      To me a dancer was a man from nowhere,

      without a nation or people,

      without obligations of any kind,

      and this was exactly the quality I loved.

      Zadie Smith, Swing Time

      Inhalt

       Intro

       ERSTER TEIL

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       ZWEITER TEIL

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Outro

       Intro

      Mir scheint, ich sollte mich doch kurz vorstellen. Damit ihr euch nicht wundert, wenn ich zwischendrin mal was sage. Weitgehend bleibe ich unsichtbar. Wie das bei uns halt so ist. Es kann aber sein, dass mir mal die eine oder andere Anmerkung rausrutscht. Nicht dass ihr dann denkt: Was geistert der jetzt hier rum? Das wird auch nicht oft passieren. Die Geschichte spricht im Prinzip für sich. Es gibt eine Heldin, und die geht auf Reisen, und ihre Reise führt um die ganze Welt. Es gibt sogar ganz klassisch ein Amulett. Viel mehr will ich nicht spoilern. Ihr denkt sicher eh schon: Hat der Hustensaft getrunken? Aus welcher Parallelwelt kommt der denn? Das ist nicht so wichtig. Sagen wir: Es ist eine von vielen. Wichtig ist, dass ich die Geschichte kenne, und wenn irgendwas ist, ich bin da. Alles klar? Na dann, Cheetos raus und los jetzt. Ihr solltet unbedingt Cheetos essen. Ihr werdet später verstehen warum.

ERSTER TEIL

       1

      Vom achtunddreißigsten Stock aus betrachtet, wirkt Tokio wie eine surrealistische Tiefseelandschaft, in der sich leuchtende Fische, funkelnde Korallen und fluoreszierende Quallen zu einem überwältigenden Neonspektakel verbunden haben. Solana hatte kürzlich erst eine Doku gesehen, in der es um die Farbenpracht in der Unterwasserwelt ging, darum, dass die Fische, wie wir Menschen, durchaus modische Gelüste hätten. Über körpereigene Proteine nähmen die Tiere Licht auf, wandelten die Strahlung um und könnten die totale Lightshow abziehen. Giftgrün, knallrot, yveskleinblau – in den Tiefen des Meeres ginge es zu wie auf einem Catwalk!

      Welchen Zweck das Ganze hat, darüber sind sich die Forscher uneins. Manche glauben an Paarungsrituale, andere wiederum behaupten, die Inszenierung habe irgendwas mit den Mechanismen von Angriff und Verteidigung zu tun. Wieder andere gehen davon aus, dass die Fische sich einfach nur schönmachen wollen.

      Auch Tokio strahlt in allen Farben. Würde Solana die Jalousie hochziehen, könnte sie die Lichtshow sehen. Sie aber will die Jalousie nicht hochziehen, weil es vier Uhr morgens ist und man um vier Uhr morgens eigentlich schlafen sollte.

      Was sie im Sekundentakt hochzieht, sind die Kurzhanteln aus Vinyl, die sie immer dabeihat, um ihre Oberarme in Form zu halten. Solana mag es, wenn man den Trizeps sieht. Sie ist hundemüde, aber der Körper wehrt sich gegen den Schlaf. Siebzehn, achtzehn, neunzehn …

      Sie wechselt die Position.

      Das Phänomen des Jetlags hat sie noch nicht ganz ergründen können. Es ergibt biologisch gesehen überhaupt keinen Sinn. Zumindest nicht in dem Maße, wie die fluoreszierenden Fische Sinn ergeben, denn die wollen sich halt paaren oder Nahrung anziehen oder einfach nur modisch sein.

      Aber dass man nachts nicht schlafen kann, obwohl man hundemüde ist und morgen wieder topfit sein muss, da spätestens ab neun wieder alle an einem rumzerren und auf einen einreden, das ergibt überhaupt keinen Sinn. Offenbar hat das was mit den Nervenzellen zu tun, die durch die Zeitumstellung überlistet wurden und jetzt denken, es sei schon wieder Tag, obwohl draußen Nacht ist, wie jeder Trottel sehen kann. Da kann die Stadt noch so sehr fluoreszieren, funkeln und in allen Neonfarben leuchten.

      Solana dachte, man könne


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