Colt-Helden: Super Western Sammelband 7 Romane. Pete Hackett
sich herüber. »Was ist denn das?«
Jay schaute in die Tasche und sah, dass die nun freigelegte untere Hälfte damit ausgefüllt war. »Die Beute. Jetzt begreife ich das Spiel.«
Rio lenkte sein Pferd dichter heran, um den Inhalt der Tasche auch sehen zu können.
»Die stellen uns irgendwo wie Banditen, die McClure überfielen. Mit der Beute. Und das kann so gut wie in der Wildnis auf einer Farm, einer Ranch oder auch in einer Stadt sein.«
»Vorausgesetzt, wir hätten da nicht gute Bekannte, die uns so ein Verbrechen nicht zutrauen, was?«
»Dass wir von einer Ranch kommen, nahmen die uns nicht ab und haben sie vielleicht auch längst wieder aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Die halten uns für Satteltramps.« Jay überlegte. »Bis San Angelo müssten es die Pferde durchhalten.«
»Und weiter?«
»Dort kennen wir die Leute und den Marshal und könnten den Spieß umdrehen. Damit rechnen die ja nicht. Sie glauben, wenn wir in einer Stadt von ihnen gestellt würden, machen alle Leute mit gegen uns. Ein paar gezielte Schüsse, dann gilt nur noch, was diese Halunken erzählen. Und alles wäre erledigt!«
Die Verfolger schossen wieder.
Jay warf das Silbergeld in die Tasche, sprang ab, hob die Lappen auf und steckte sie. ebenfalls in die Tasche. Er saß auf. »Dann mal los. Mitternacht könnten wir dort sein!«
Sie galoppierten über die Hügelkuppe hinweg und schlugen die neue Richtung nach Südosten ein.
*
Marshal Tate Clayburn zwirbelte seinen Schnurrbart, wischte über den Weißblechstern an der Jacke und verließ den Schutz des Vordaches.
Barbier Keach aus Montrose hob die Hand und zügelte sein Pferd. Im Schritt näherte er sich mit seinen Leuten der Stadtmitte. Er grinste erfreut, weil er die beiden gesattelten Pferde vor dem Saloon sah. Im Haus brannte Licht. Die anderen Hütten lagen in tiefer Dunkelheit im silbernen Mondschein.
»Hallo«, sagte der Marshal.
Die Reiter hielten bei ihm an.
»Wir sind hinter zwei Banditen her«, erklärte Keach. »Aufgebot aus Montrose.«
»Banditen?«
»Kann man wohl sagen.« Keach schaute zu den Pferden hinüber. »Die ermordeten einen fahrenden Händler und brachten achttausend Dollar Silbergeld an sich. Zwei Satteltramps. Hergelaufene Halunken. Ein Mann von uns wurde auch noch umgebracht, als wir sie in Montrose stellen wollten. Sie werden uns sicher Amtshilfe leisten, Marshal?«
Türen öffneten sich vor und hinter den Reitern. Männer mit Gewehren in den Händen betraten die Straße. Die Gewehre wurden repetiert und zielten auf die Leute aus der anderen Stadt. Und aus dem Saloon kamen Jay und Rio, ebenfalls mit Gewehren bewaffnet, die auf die Reiter zielten.
»Sind das die Kerle, Durango?«, fragte der Marshal.
Keach zog den Kopf ein. Der Schmied fluchte.
»Ja, Marshal. Das sind die Kerle, die ihren eigenen Marshal niederstreckten. Und das alles nur, damit nie jemand erfahren sollte, wie unser Cowboy Jeff Logan zu Tode kam.«
»Das sind Banditen!«, stieß Keach mit schriller Stimme hervor.
Marshal Clayburn trat zurück. »Jay Durango ist der Vormann von Rancho Bravo, Mister. Dürfte schwer sein, seinen Boss Tom Calhoun davon überzeugen zu wollen, dass er ein Mörder und Wegelagerer ist.«
Jemand lachte hinter den Reitern.
»Aber das werden wir natürlich alles gerichtlich klären. Morgen verständigen wir den US-Marshal und das Distriktsgericht. Bis zu Ihrem Prozess muss ich Sie bitten, mit meinem Jail Vorlieb zu nehmen.«
»Zur Hölle, wir haben uns selbst eine Falle gestellt!«, brüllte der Schmied.
Keach trieb sein Pferd an.
Jay ließ sein Gewehr fallen, sprang vom Fußweg, erreichte den Reiter noch, sprang an dem Pferd empor und riss Keach aus dem Sattel. Das Tier galoppierte weiter. Keach und Jay landeten im Staub, rollten durch den Sand und sprangen gleichzeitig auf. Jay nahm genau Maß und legte alle seine Kraft in den Schlag, der Keach gegen die Stirn traf.
Wie ein vom Sturm entwurzelter Baum fiel der Barbier aus Montrose um.
»Keiner bewegt sich!«, befahl Marshal Clayburn den Reitern. »Hände hoch und einer nach dem anderen absteigen. Euch werden wir schon zeigen, dass das Gesetz das Papier wert ist, auf dem es geschrieben steht!«
Keachs wilde Horde gehorchte. So wie sie abstiegen, wurden sie entwaffnet und vom Marshal eingesperrt.
Keach bewegte sich, rollte auf den Rücken und sah Jay groß wie einen Riesen über sich.
»Hallo, Mister Keach«, sagte Durango schleppend. »Ihre Freunde warten schon im Jail auf Sie!« Er bückte sich, packte den schurkischen Barbier und zog ihn auf die Füße. »Das hattet ihr euch ein bisschen falsch ausgedacht.«
»Der verletzte Cowboy wäre sowieso gestorben!«
»Ja, das ist gut möglich. Aber darum wird es nun höchstens noch am Rande gehen.«
ENDE
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