From sunset to sunrise. Bernd Schlacher
DAS »MOTTO AM FLUSS« KOCHBUCH
FROM SUN
SET
TO SUN
RISE
FOOD, DRINKS & MUSIC
Inhalt
Sharing a meal is caring about details.
Bernd Schlacher
Sharing a meal is caring about details.
BERND SCHLACHER
Ich mag das angenehme Gefühl von Leichtigkeit, das die Abendstunden mit sich bringen. Wenn nichts mehr unbedingt muss, aber alles kann. Wenn alle die Zeit vergessen, nicht auf die Uhr und das Handy sehen und einfach auf sich zukommen lassen, was immer der Abend noch für sie bereithält.
Das Abendessen mit Freunden und Familie ist meine liebste Mahlzeit und für mich der Höhepunkt des Tages. Damit meine ich nicht das Schnell-etwas-Essen, wie es hierzulande oft lieblos und nebenbei praktiziert wird, ich halte es eher mit den Italienern und Spaniern. Im Süden trifft man sich in großer Runde und sitzt auch einmal vier oder fünf Stunden zusammen. Es wird gegessen, geplaudert, gelacht, und die gemeinsame Zeit wird richtig zelebriert. Ein gewisser Trubel gehört für mich zum Essen einfach dazu. Was ist ein Esstisch, wenn nicht Sinnbild für Kommunikation? Bei mir zuhause ist er der Mittelpunkt der Wohnung, der immer zum Einsatz kommt, ob wir Gäste haben oder nur eine Kleinigkeit mit den Kindern essen.
Das Restaurant sehe ich gerne als eine Bühne und die Gäste als Schauspieler. Wenn wir das Motto am Fluss aufsperren, heißt es „Bühne frei!“ und jeder darf mit seiner Rolle beitragen, was er möchte. Die einen suchen die Aufmerksamkeit, andere sind lieber Zuschauer. Fest steht: Je mehr mitspielen, umso lustiger ist es am Abend. Die Energie daraus nehmen wir mit in die Nacht und in den nächsten Tag. Man könnte sagen, ein guter Tag fängt mit einem guten Vorabend an. Oder anders ausgedrückt: Die Sonne muss erst untergehen, damit sie wieder aufgehen kann. Genau damit beginnt dieses Buch.
FROM SUNSET TO SUNRISE
Den Anfang am Nachmittag machen die beliebtesten Mehlspeisen aus unserer Patisserie, gefolgt von Ideen für den wohlverdienten Sundowner, zu dem kreatives Fingerfood die perfekte Ergänzung bildet. Ein derartig entspannter Feierabend ist die ideale Vorlage für ein Dinner in geselliger Runde, bei dem im besten Fall neben richtig gutem Essen auch eine liebevolle Dekoration auf den Tisch kommt. Wirklich lustig wird es meist erst nach Mitternacht – mit unseren Lieblingscocktails und dem passenden Party-Soundtrack auch schon davor. Zum Abschluss haben wir unsere begehrtesten Frühstücks-Rezepte zusammengestellt – denn die besten Abende enden erfahrungsgemäß in einem ausgedehnten Frühstück.
Viel Spaß damit!
BERND SCHLACHER
Creating a motto to live by
VORWORT
Es gibt etwas an der Stadt, ihrer Energie und ihren Menschen, das mich fasziniert. Das war schon mit fünfzehn so, als ich unter der Auflage, dass ich wie mein Vater einen Beruf bei der Eisenbahn erlerne, nach Wien gekommen bin. Die Steiermark war meine Kindheit, aus der ich in gewisser Weise herausgewachsen bin. Ich wollte Abenteuer erleben, Neues entdecken und die große weite Welt kennenlernen. Verglichen mit Knittelfeld kam Wien meiner Vorstellung von dieser schon relativ nahe. Ich konnte herumstreunen, mir meine neue Stadt und ihre Einwohner in Ruhe ansehen. Das verschlafene, graue Wien von damals hatte freilich wenig mit der bunten, internationalen und liberalen Stadt von heute gemein. Dasselbe gilt für die hiesige Lokalszene, von der Mitte der 80er noch viel zu wenig da war, als dass man sie überhaupt als solche hätte bezeichnen können. Trotzdem hat sie mich von Anfang an gereizt, ganz im Gegensatz zum Berufsbild eines Elektromechanikers, der ich auf dem besten Weg war zu werden. Ich bin kein Techniker, ich bin durch und durch Gastgeber. Der Umgang mit Menschen, für Gäste dasein, das hat mir schon als Jugendlicher sehr viel Spaß gemacht, wenn ich in den Sommerferien mein Taschengeld mit Kellnern und Schnitzelpanieren am Österreichring aufgebessert habe. Die Begeisterung dafür hab ich mir nicht ausgesucht, ich hab es einfach geliebt. Rückblickend ist es also wenig verwunderlich, dass ich gleich nach dem Abschluss meiner Lehre der Eisenbahn gekündigt habe und dem Ruf der Gastronomie gefolgt bin. Man muss wissen, wer man ist oder wenigstens, wer man nicht ist – das ist mir zum Glück recht früh bewusst geworden. Als ich mich mit zweiundzwanzig selbstständig gemacht habe und bei allen Lokalen, die ich später geführt habe, war mir deshalb eines besonders wichtig: dass ich „Meines“ mache und mich damit identifizieren kann. Das ist so ähnlich, wie wenn man als Kind sein Zimmer einrichtet und mit Postern dekoriert. Während bei mir damals Kiss prangte, hatte meine Schwester Boney M. und ABBA hängen. Der Unterschied ist, dass sich die Gestaltung eines Lokals nicht so einfach rückstandslos abziehen und von heute auf morgen ersetzen lässt, wenn sich die Zeiger der Trenduhren weiterdrehen. Mein Bewusstsein und meine Wertschätzung für das Zeitlose haben sich über meine dreißig Jahre in der Gastronomie verändert. Heute würde ich kein Szenelokal mehr eröffnen, das sich alle paar Jahre neu erfinden muss, stattdessen liegt mir daran, Klassiker zu schaffen, die Bestand haben und nachhaltig sind. Ein wahrer Klassiker ist Venedig für mich. Ich mag Orte am Wasser und da das Motto am Fluss direkt am Donaukanal liegt und zum Teil über dem Kanal schwebt, lag es für mich nahe, die venezianischen 50er dafür zum Vorbild zu nehmen. In den gemütlichen Loungemöbeln in sanftem Braun, Rot und Blau, umgeben von Kirschholz und dem schwarzweiß gemusterten Fliesenboden, werde ich auch, wenn ich einmal in Pension gehe, noch gerne sitzen. Am liebsten an einem Fenstertisch mit Blick aufs Wasser oder auf der Terrasse, wo ich der Sonne hinterherwandern kann.
EIN GASTGEBER GIBT
Bei