Ray Bradbury - Poet des Raketenzeitalters. Hardy Kettlitz

Ray Bradbury - Poet des Raketenzeitalters - Hardy Kettlitz


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neue Titel erhalten, unter denen die Texte auch später nachgedruckt wurden. Die von Bradbury vorgesehenen Titel finden Sie in den bibliografischen Angaben.

      (Juli 1944 in DETECTIVE TALES, in keinem Sammelband; nicht auf Deutsch)

      Ausgerechnet die erste von Bradburys Kriminalgeschichten ist nur ein Mal im Juli 1944 in dem Pulp DETECTIVE TALES erschienen und nie nachgedruckt worden. Zum Glück ist dies aber die einzige schwer zu findende Story, alle anderen sind in dem Band A Memory of Murder zusammengefasst.

      (Juli 1944 in NEW DETECTIVE, enthalten in A Memory of Murder; dt. »Die lange Nacht«)

      Bradbury selbst bezeichnete diese Erzählung als eine seiner besten Krimigeschichten, und tatsächlich ist sie viel atmosphärischer als die meisten anderen. Sie spielt in einem Mexikaner-Slum in einer nicht näher benannten Großstadt. Der Protagonist ist ein junger Mexikaner, der zwar viele Freunde hat, sich aber aus den Jugendbanden herauszuhalten versucht. Während der titelgebenden langen Nacht bricht ein Feuer aus, in dem ein Mann umkommt. Der Protagonist findet aber heraus, dass es sich hier um einen als Unfall getarnten Mord handeln muss. Es passieren weitere Todesfälle, bis der Held am Ende schließlich herausfindet, wer der Mörder ist und wer ihn für die Morde bezahlt hat. – Die Geschichte ist außergewöhnlich realistisch und schildert die Nöte der Jugendlichen in den Slums der 40er-Jahre.

      (Manuskripttitel »No Phones, Private Coffin«, August 1944 in FLYNN’S DETECTIVE FICTION, enthalten in A Memory of Murder; dt. »Gestern habe ich noch gelebt«)

      Die Hollywood-Diva Diana Coyle stirbt während der Dreharbeiten zu ihrem neuesten Film; offenbar wurde sie vergiftet. Der Produzent versucht anhand von fehlerhaften Aufnahmen, die für den Film nicht verwendet werden können, den Täter zu ermitteln. Tatsächlich gibt es einige Szenen, in denen sich die Hauptdarsteller versprechen und anschließend mit drastischen Worten beschimpfen, wodurch der Mordverdacht auf Dianas Filmpartner Robert Denim fällt. Doch dieser wird entlastet, weil einer der Techniker ermordet wird, während Denim bereits im Gefängnis sitzt. Erst drei Jahre später findet der Produzent den tatsächlichen Mörder heraus: Diana hatte während der letzten Sekunden vor ihrem Tod nicht direkt in die Kamera geblickt, sondern dicht daneben. Der Kameramann war der Mörder. – Die Geschichte überzeugt durch ihre logische Pointe und vor allem durch das stimmungsvolle Umfeld der Filmproduktionsgesellschaft. Eine gute Idee ist es auch, den Täter hier anhand von Archivfilmaufnahmen zu überführen. Bradburys Begeisterung für Hollywood, die er seit seiner Kindheit hegte, schlägt sich in der Geschichte nieder.

      (September 1944 in DETECTIVE TALES, enthalten in A Memory of Murder; dt. »Die Frau in der Truhe«)

      Johnny ist das einzige Kind der Familie, und weil er keine Spielkameraden hat, durchstöbert er oft aus Langeweile das Haus. Während die Erwachsenen unten im Haus eine Party feiern, findet Johnny auf dem Dachboden in einer Truhe die Leiche einer schönen, schwarzhaarigen Frau. Aufgeregt will Johnny alle Erwachsenen informieren, doch niemand scheint ihm zu glauben. Aufgebracht schleppt der Junge wenig später die Truhe zur Treppe und stößt sie hinunter, doch nun befindet sich darin nur eine Kleiderpuppe. Auch ein Polizist, den Johnny trifft, schenkt ihm keinen Glauben, sondern ist davon überzeugt, dass der Junge zu viel Phantasie hat und weniger Comics lesen sollte. Doch Johnny gibt keine Ruhe, bis er herausfindet, wer der Mörder und vor allem wer die Leiche ist. Und beinahe verliert er dabei selbst das Leben …

      Neben der Krimihandlung konzentriert sich Bradbury in dieser eher mittelmäßigen Geschichte auf die Einsamkeit und das Gerechtigkeitsempfinden des Jungen, der schließlich ein Familiendrama aufdeckt, das die Erwachsenen vor dem Kind verheimlicht hatten.

      (Manuskripttitel »Enter the Douser«, November 1944 in DETECTIVE TALES, enthalten in A Memory of Murder; dt. »Ein Abend für zwei«)

      Douser Mulligan ist ein ehemaliger Polizist und macht nun als Privatdetektiv auf eigene Faust Jagd auf Verbrecher. Er hat es auf Mr. Schabold abgesehen und bereits einige von dessen Gorillas ausgeschaltet. In Gegenwart einiger Polizisten steigt Douser nun in Mr. Schabolds Wagen – dabei handelt es sich um eine List, denn wenn Schabold ihn jetzt tötet, dann wissen die Polizisten, dass er der Täter ist, und können ihn verhaften. Douser seinerseits hat gar nicht die Absicht, Schabold umzubringen, er will ihn nur hinter Gitter bringen. Also macht er ihn so verrückt, dass sich Schabold am Ende stellt und seine Verbrechen zugibt.

      Eine schwache Geschichte, deren Pointe leider nicht unbedingt logisch und nur darauf angelegt ist, Douser als ausgebufften Helden dastehen zu lassen. Zumindest ist Douser eine außergewöhnliche Figur, da er nicht den Verbrecher überführt, sondern vielmehr dafür sorgt, dass dieser sich selbst stellt.

      (November 1944 in DIME MYSTERY, enthalten in A Memory of Murder; dt. »Kleine Flocken grauer Asche«)

      Der Erzähler dieser kurzen Geschichte ist der Ermordete selbst. Er schildert, was um ihn herum vorgeht, während die Polizei den Tatort sichert und der Leichenbeschauer seine Arbeit verrichtet. Die Ehefrau des Ermordeten ist auch zugegen, bei der Vernehmung ist sie jedoch widerspenstig.

      Es gibt keine Aufklärung des Mordfalls, wobei der Verdacht des Lesers auf die Gattin fällt. Die Geschichte endet damit, dass der Protagonist darüber nachdenkt, dass er in circa einer Woche bereits verbrannt sein wird und nur noch aus kleinen Flocken grauer Asche besteht.

      (Manuskripttitel »The Very Bewildered Corpses«, Dezember 1944 in DETECTIVE TALES, enthalten in A Memory of Murder; dt. »Begräbnis für vier«)

      In dieser Geschichte ist die Hauptfigur wiederum der Privatdetektiv Douser Mulligan, den der Leser bereits aus der im Monat zuvor im gleichen Magazin erschienenen Geschichte »Half-Pint Homicide« kennt. Diesmal ist Douser gleich an vier Verbrechern dran und spielt sie so geschickt gegeneinander aus, dass sie sich gegenseitig umbringen und die Polizei gar nicht erst eingeschaltet werden muss.

      (Februar 1945 in DETECTIVE TALES, enthalten in A Memory of Murder; dt. »Ich bin doch nicht blöd!«)

      In einem Dorf wurde ein Farmer namens Simmons ermordet. Der Sheriff und einige Dorfbewohner sind schnell zur Stelle. Erzähler der Geschichte ist der Dorftrottel Peter, der zusammen mit dem Sheriff den Fall aufklären soll, weil das alle für eine amüsante Idee halten. Und tatsächlich schafft es Peter, anhand von Indizien den Mörder herauszufinden. Peter gewinnt an Ansehen im Ort und wird sogar Hilfssheriff. Und am Ende stellt sich heraus, dass Peter gar nicht so blöd ist, wie alle anderen dachten, denn alles war nur ein Trick, um Peters eigene Tat zu verschleiern.

      Die Geschichte besticht durch die Erzählperspektive und die überraschende Pointe. Auf nur zehn Seiten überzeugt Bradbury hier mit einer raffinierten Detektivgeschichte.

      (Manuskripttitel »Mr Priory Meets Mr Caldwell«, März 1945 in NEW DETECTIVE, enthalten in A Memory of Murder; dt. »Eine halbe Stunde in der Hölle«)

      Ein blinder Mann namens Caldwell ist umgebracht worden, wobei das ganze Zimmer verwüstet wurde. Nun erfahren die Polizisten von Caldwells Vermieterin, die bettlägerig ist, dass der Lärm und der Kampf eine halbe Stunde gedauert haben. Man rätselt herum, warum der Kampf mit einem Blinden so lange dauert, doch der leitende Ermittler hat die Idee und stellt den Täter noch am nächsten Tag: Der Mörder ist ebenfalls blind.

      Bradbury


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