Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane. A. F. Morland

Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane - A. F. Morland


Скачать книгу
isses?", flüsterte Thomas Hansen, Ende vierzig, kräftig und noch mit vollem Haar, das allerdings in den letzten Jahren einen deutlichen Graustich bekommen hatte.

      Kalli flüsterte ebenfalls.

      "Keine Ahnung!"

      "Wahrscheinlich der Bäumer!", vermutete Thomas. "Dessen Wagen hätte schon letzte Woche fertig sein sollen!"

      Kalli grinste.

      "Na, dann: Viel Vergnügen!"

      Thomas verzog das Gesicht und nahm den Hörer.

      "Hallo?"

      "Ich geh noch an den Wagen vom Röder, okay?", rief Kalli dazwischen, während er sich zum Gehen wandte.

      Thomas nickte knapp.

      "Okay!"

      Während Kalli das Büro verließ und die Tür hinter zufallen ließ, murmelte Thomas in den Telefonhörer: "Autohaus Hansen. Wer spricht da bitte?"

      Pause.

      Keine Antwort.

      Durch den Hörer war nur das regelmäßige Atmen eines Menschen zu hören.

      "Sind Sie noch dran?", fragte Thomas ungeduldig. "Hier spricht Thomas Hansen. Was möchten Sie, bitte?"

      Pause.

      Nichts geschah. Aber auf der anderen Seite war jemand, daran konnte es keinen Zweifel geben.

      Dann machte es klick.

      Das Gespräch war zu Ende.

      "Seltsamer Kauz!", murmelte Thomas Hansen halblaut zu sich selbst. Es war nicht der erste Anruf dieser Art, den er bekam und er begann sich zu fragen, was das zu bedeuten haben konnte.

      Die Tür ging auf.

      Heiner kam herein, der schlaksige Azubi. Er kaute auf einem Kaugummi herum und das konnte Thomas Hansen auf den Tod nicht ausstehen. So eine Undiszipliniertheit, ging es ihm durch den Kopf. Zu unserer Zeit...

      Aber wen interessierte das noch? Niemanden, wenn man ehrlich war. Aber Thomas Hansen stand heute nicht der Sinn nach Ehrlichkeit. Die war ein Luxus für bessere Tage.

      Thomas blickte kurz auf.

      "Was ist?

      "Also, äh..."

      "Kannst du nicht reden oder was?" Thomas verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln und fügte noch hinzu: "Mit dem DING da zwischen den Zähnen ist das auch schwierig, was?"

      "Hm."

      "Und wenn ich jetzt ein Kunde wäre? Der wär' doch längst über alle Berge bei der Konkurrenz, ehe du das Scheißding so in deinem Rachen platziert hast, dass du was 'rauskriegst!"

      Heiner schluckte. Sein Adamsapfel wippte dabei auf und nieder.

      Dann sagte er: "Sie sind aber kein Kunde, sondern nur der Chef, woll?"

      "Wie wahr", seufzte Thomas. Bei jüngeren Leuten zog er irgendwie immer den Kürzeren. Das war mit seinem Sohn so und auch mit Heiner. Er hatte auch keine Ahnung, woran das lag. Es war einfach so.

      Zu meiner Zeit...

      Aber er hatte heute nicht die Energie, sich wirklich darüber aufzuregen. Ein lähmender Schatten lag schwer auf seiner Seele und drückte ihn nieder.

      Heiner machte mit dem Kaugummi im Mund eine Blase, ließ sie mit einem knall platzen und meinte dann: "Ich fahre zur Pommesbude. Wollen Sie wieder ein halbes Hähnchen, wie immer?"

      Thomas schüttelte den Kopf. Er schien gedanklich abwesend zu sein und nur halb hinzuhören.

      "Nein", murmelte er.

      Heiner runzelte die Stirn.

      "Was dann?", fragte er.

      "Nichts."

      "Was?"

      "Ich hab keinen Appetit."

      Heiner zuckte die Achseln und machte ein ungläubiges Gesicht.

      "Sind Sie krank oder was?

      "Hau schon ab und lass mich in Frieden!"

      "Ist ja schon gut!"

      Heiner wandte sich um, steckte die Hände in die Taschen seines Blaumanns und ging hinaus.

      Thomas Hansen sah ihm kurz nach.

      Verdammter Mist!, dachte er dabei. So ein gottverdammter Mist!

      4

      "Holst du uns noch ein Bier, Heiner?", fragte Kalli Radowski kauend.

      Heiner verzog das Gesicht und knurrte etwas Unverständliches. Dann murrte er: "Warum muss eigentlich immer ich das Bier holen?"

      Kalli blickte auf. Will wohl den Aufstand im Gemüsegarten proben, der Kleine, schoss es ihm durch den Kopf.

      Dann sagte er ziemlich gallig: "Weil du der Lehrling bist. Deshalb."

      "Auszubildender heißt das", knurrte Heiner. Aber es klang schon ziemlich kleinlaut.

      "Was auch immer. Jedenfalls holst du das Bier. Ob als Auszubildender oder als Lehrling. Hauptsache, du brauchst nicht den ganzen Tag und bist vor Feierabend noch zurück. Hast du mich verstanden?"

      "Ja, ja..."

      Heiner zog mit schlurfenden Schritten ab. Als er weg war, wandte sich Kalli an Thomas Hansen.

      "Sag mal, Chef, war das der Bäumer heute Mittag?"

      Aber der Chef schien mit den Gedanken meilenweit entfernt zu sein. Er brauchte volle zwei Sekunden, um zurückzukehren.

      "Was?" Er blickte Kalli verständnislos an. "Wovon sprichst du eigentlich?"

      "Na, von dem Anruf."

      Thomas starrte ins Leere.

      "Nein", murmelte er.

      "Ach, wirklich nicht? Ich hätte darum gewettet!"

      "Da hättest du verloren."

      "Wer war's denn? Klang wie so'n arroganter Sack. Aber wenn du sagst, dass es der Bäumer nicht wahr... Also, die Stimme klang jedenfalls ganz ähnlich!"

      Thomas atmete tief durch. Meine Güte, musste der denn immer tiefer in der Sache herumbohren?, ging es ihm ärgerlich durch den Kopf.

      Er sah Kalli ins Gesicht.

      "Können wir nicht über etwas anderes reden?"

      "Klar."

      "Na, also!"

      "Aber ich versteh das nicht..."

      "Da gibt's nichts zu verstehen!"

      Kalli verdrehte die Augen. Er war wirklich erstaunt. So kannte er den Chef gar nicht und er hatte geglaubt, ihn wirklich gut zu kennen.

      Lange, korrigierte er sich. Ich kenne ihn schon ziemlich lange.

      Aber gut?

      Er war sich nicht mehr sicher.

      Trotzdem machte er einen letzten Versuch. Das konnte


Скачать книгу