Perry Rhodan - Die Chronik. Alexander Huiskes

Perry Rhodan - Die Chronik - Alexander Huiskes


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Ideen hatte er zur Musik. »Wenn wir heute junge Leute packen wollen, müssen wir das über die Musik versuchen.« Er kannte Musikproduzenten, die wiederum gute Kontakte zu Studios und Musiker hatten; mit diesen wollte er rasche Fortschritte machen. Wenn PERRY RHODAN eine Marke sein wolle, müssten wir sie stärker außerhalb der bisherigen Vertriebskanäle verankern: »Nicht nur im Buch- und im Zeitschriftenhandel, sondern überall da, wo sich Leute für Science Fiction interessieren.« Dazu zählten für ihn im weitesten Sinne auch Techno-Clubs oder Fernsehsender wie Viva oder MTV, in denen Videos mit Science-Fiction-Charakter liefen.

      Wir warfen viele Ideen hin und her. Manches von dem, was Eckhard sagte, kam mir zu übertrieben vor, zu weit entfernt von unseren bisherigen Romanen. Aber mir war selbst bewusst, dass wir einiges ändern mussten, wenn wir in dem Medienumfeld, das es für Science Fiction gab, weiterhin bestehen wollten.

      Auf jeden Fall wurde an diesem Tag klar: Hier kam ein Marketingmann, der eine Vision von PERRY RHODAN hatte, die über das hinausging, was wir bisher getan hatten. Ob der Redaktion und den Autoren das alles gefallen würde, konnte man zu dieser Stunde noch nicht sagen …

      (aus der Kolumne »Der Redakteur erinnert sich«,

      Eintrag vom 22. März 2017)

      Auch Eckhard Schwettmann hat sich zu seiner Anfangszeit beim Verlag geäußert:

      Erinnerungen eines Mitarbeiters

      Garching ’96, mein allererster Con (und was danach kam)

      Ich erinnere mich noch genau, wie es war, damals, im Frühjahr/Sommer 1996. Alle meine Freunde hatten mich für verrückt erklärt, als ich von Hamburg nach Rastatt zu VPM wechselte. »Rastatt, wo liegt denn das überhaupt?«, war die häufigste Frage.

      Gefolgt von »… und was machst du dann da überhaupt?«

      Etwa ein halbes Jahr zuvor hatte ich für ein Fachmagazin einen Artikel verfasst über Unterhaltungsmarken und -serien aus Deutschland und wie wenig pfleglich doch damit umgegangen wird von den Verlagen.

      Warum wurde der deutsche Markt von angloamerikanischer Unterhaltung dominiert?

      Warum kam eigentlich nichts aus Deutschland und hatte Erfolg im Ausland, außer vielleicht die TV-Krimiserie DERRICK, die – ganz erstaunlich – von Holland bis China ein Publikum fand und begeisterte? Mir schien, als würde noch nicht einmal irgendjemand diese Fragen stellen.

      Musste eigentlich immer alles aus USA oder England kommen? STAR TREK, STAR WARS, »Per Anhalter durch die Galaxis«, »Der Herr der Ringe«, KAMPFSTERN GALACTICA und und und.

      Ich hatte ein flammendes Plädoyer gehalten für die stärkere Vermarktung von deutschen Unterhaltungsmarken, von PERRY RHODAN bis JERRY COTTON und FIX & FOXI.

      Die Amerikaner wären anders damit umgegangen, etwa wie mit SUPERMAN, BATMAN oder SILVER SURFER. Und hatten den »Markt« voll im Griff mit MONDBASIS ALPHA 1, BABYLON 5, STAR TREK, STAR WARS etc. …

      Es schien mir damals unglaublich, dass es hierzulande keine vergleichbaren Potenziale geben sollte.

      Nun, jedenfalls sah ich dann das Stelleninserat in w&v, einer Marketing-Fachzeitschrift, »Marketing-Spezialist gesucht für PERRY RHODAN, Aufgabengebiet von Public Relations über Veranstaltungen bis zu Multimedia und Merchandising«, und war wie elektrisiert.

      Natürlich hatte ich früher auch PERRY RHODAN gelesen, wie viele meiner Freunde, und war nach wie vor geradezu magisch fasziniert. Und ich dachte mir: »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!«

      Der Rest ist Geschichte: Ich bekam den Job (woran ich komischerweise auch vorher nie einen Zweifel hatte), verabschiedete mich mit einem ausschweifenden Umtrunk von meinen Freunden bei PopNet New Media in Hamburg und hatte am 3. Juni 1996 meinen ersten Arbeitstag bei VPM in Rastatt.

      Wunderbarerweise gab es nur wenige Tage später den großen Con in Garching.

      Perry Rhodans 60. Geburtstag (gemäß den Autoren ja am 8. Juni 1936 geboren) wurde im Rahmen der Garchinger Weltraumtage gefeiert. Mein allererster Con!

      Ein phantastischer Einstieg, denn dort sollte ich in geballter Ladung den gesamten PERRY RHODAN-Kosmos kennenlernen. Quasi eine dreitägige Hypnoschulung.

      Los ging es schon im Hotel, wo ich nach und nach alle Autoren und Illustratoren persönlich kennenlernte. Man saß in lockerer Runde bei schönem Wetter draußen vor dem Hotel beisammen und redete über dies und das. Johnny Bruck war ja ein halbes Jahr zuvor verstorben (den ich sehr gerne kennengelernt hätte), Peter Griese nur wenige Wochen zuvor. Gleich drei neue Titelbildzeichner sorgten nun für die Gestaltung der Heftromane, zudem hatte Klaus N. Frick erst kurz zuvor die Redaktionsleitung übernommen. Es war also einiges im Umbruch und mit mir ein weiterer Neuling im Team. Für Gesprächsstoff war gesorgt.

      Dann ging es hinüber ins Bürgerhaus. Draußen wehten die PERRY RHODAN-Fahnen (extrem diebstahlsgefährdet …), und über dem Eingang begrüßte ein riesiges Schild die Besucher. Im Vorraum ging es sehr lebendig zu: Jede Menge Clubtische, Händler, eine Carrera-Mondbahn wurde ausgestellt, es gab an einem Stand ein PERRY RHODAN-Computerquiz (mit sehr schwierigen Fragen, wenn ich mich recht erinnere) und noch viel mehr, dazu jede Menge Fans überall. Ich nahm mir die Zeit, redete mit vielen und sah mich sehr gründlich um.

      Natürlich kaufte ich auch einiges zusammen, Fanzines, Anstecknadeln, Aufkleber, Bücher, alles Mögliche. Irgendwann traf ich zwischendurch Swen Papenbrock, der mir stolz ein Bündel von 100 Perry-Heftromanen zeigte: »Der komplette Meister der Insel-Zyklus, Erstausgabe, soeben komplett und günstig erworben.« Ich weiß noch, dass mich das irgendwie neidisch machte.

      Dann traf ich am Eingangsbereich die Witwe von K.H. Scheer und ihre Tochter. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich auf sie zuging und mich vorstellte. Als Nächstes lernte ich H.G. Ewers kennen, dessen Romane ich immer gerne gelesen hatte. Mit ihm ging ich später hinaus zu den Raketenstarts und redete relativ lange mit ihm. Es gibt sogar ein Foto, das irgendwo bei mir daheim bei meinen Bergen von PERRY RHODAN-Material vergraben sein muss.

      Die Raketenstarts waren klasse (eine landete irgendwo auf einem Dach, stand auch später in der Zeitung), und ich ließ mir ausführlich die (Druckluft-)Mechanik erklären.

      Wieder zurück im Bürgerhaus ging es recht turbulent zu. Klaus N. Frick gab ein TV-Interview für den Bayrischen Rundfunk, und zahlreiche andere Journalisten suchten Interview-Partner. Wie alles Übrige auch, so hatte dies Dieter »Dida« Wengenmayr perfekt organisiert, den ich schon am Freitagabend in irgendeinem Hinterzimmer bei geschäftiger Tätigkeit kennenlernte (ich glaube, er kümmerte sich gerade um die Lautsprecheranlage).

      Die Pressearbeit war wirklich sehr gut von ihm organisiert. Aufhänger in der Presse war, glaube ich, dass Astronaut Neil Armstrong eine Grußbotschaft zu Perry Rhodans Geburtstag geschickt hatte. Natürlich hatte Dida auch das vorab hinbekommen!

      Besonders imposant präsentierte sich der große Saal: Auf der Bühne fanden sich die großen Atlan- und Blues-Tafeln wieder (die seither nie wieder gezeigt wurden und bei VPM in irgendeinem Winkel der riesigen Lagerhallen schlummern). PERRY RHODAN-Banner rechts und links, in der Mitte ein langer Tisch mit einem PERRY RHODAN-Tischbanner.

      Alles in allem sehr festlich und liebevoll dekoriert.

      Nach der Eröffnungsansprache von Dida folgten Vorträge und Diskussionen, die ich sehr aufmerksam aus der Rolle eines Zuschauers heraus beobachtete. Bei einigen Vorträgen, z. B. von Arndt Ellmer über Extraterrestrische Kulturen, machte ich mir Notizen (die Idee zur späteren Blues-CD-ROM entstand eigentlich schon damals in Garching). In den kleineren Räumen war ich bei den Gesprächsrunden im kleinen Kreis mit den Autoren dabei. Ich erinnere mich noch, wie die Fans H.G. Francis und H.G. Ewers Fragen stellten, und hörte sehr aufmerksam zu, was sie so alles wissen wollten.

      Abends gab es dann das PERRY RHODAN-Dinner, wo ich mit Schirmherr Konsul Sieger, den Witwen Scheer und Mahn sowie Dida an einem Tisch saß. Man hatte mir einen Ehrenplatz reserviert!

      Den weiteren Verlauf des Abends habe ich nur noch nebulös in Erinnerung, wohl aufgrund des zugesprochenen Alkohols. Jedenfalls


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