Ein Licht Im Herzen Der Dunkelheit. Amy Blankenship
umso mehr wollte er sie vor allen anderen verstecken. Er wusste, dass er es konnte… wenn er wirklich wollte, und die Versuchung war tatsächlich sehr groß. Er hatte noch nie jemanden in das verwandelt, was er war… aber wenn er es wollte… konnte er.
Seine beschützenden Instinkte für das Mädchen, sowie die eifersüchtigen Gefühle verwunderten ihn und Kyou knurrte leise über seine eigenen Taten. Wie konnte dieses Mädchen ihn so durcheinanderbringen? Nachdem er endlich seinen Blick von ihrem engelsgleichen Gesicht losgerissen hatte, sah er hoch zu dem Mann, der ihn anschrie. Es schien, dass da immer mehr Männer waren, die sie wollten und die ihn aufhalten wollten.
Ein goldener Blick traf die amethystfarbenen Augen und er fühlte eine merkwürdige Vertrautheit. „Du hast hier nichts zu entscheiden, Zauberer“, warnte Kyou mit tödlicher Stimme.
In diesem Moment wusste er, dass nicht einmal Hyakuhei selbst sie ihm wegnehmen konnte. Sie gehörte ihm. Seine Arme schlangen sich fester um sie, denn ihm gefiel die Liebe für das Mädchen nicht, die er von der mächtigen Aura des anderen Mannes fühlen konnte.
Seine eigenen abtrünnigen Gedanken zurückweisend knurrte Kyou leise. Er würde nicht zulassen, dass das Mädchen seine Sinne verwirrte, aber… er war noch nicht fertig mit ihr. Er hatte zu viele Fragen und sie würde sie beantworten, ob sie wollte oder nicht.
Als er sicher war, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte, beschloss Kyou zu gehen.
Shinbe ging auf Kyoko zu, als der Mann sich bewegte. Bewegte? Das war vielleicht nicht das richtige Wort. Verblasste und verschwand, und dann aus dem Nichts wiedererschien, traf es eher.
„Was zur…“ Shinbe blieb stolpernd stehen, als er in das Gesicht hochsah, dessen Blick ihn töten wollte.
Seine Augen weiteten sich vor Schreck, er fühlte sich, als hätte sein Herz gerade seinen Dienst versagt. So nahe… konnte er deutlich sehen, dass die Haut des Mannes praktisch weiß wie Porzellan war und er sah Toya so ähnlich, dass es kein Scherz sein konnte. Blinzelnd hätte er schwören wollen, dass er Fangzähne aus dem Mund des Mannes hervorragen sah, als ein warnendes Knurren sie umgab.
Shinbe blieb wie angewurzelt stehen, als der Mann einen Finger hob und ihn gegen seine Brust drückte. Das nächste, was Shinbe mitbekam, war, dass er mitten am Boden saß. Er blinzelte noch einmal und schaute verwirrt zu, als der schwarz gekleidete Mann einfach an ihm vorbeiging und dann plötzlich verschwand.
Suki erreichte den Flur gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Shinbe nicht so sanft am Boden landete und ein großer, silberhaariger Mann mit Kyoko verschwand. Sie zwinkerte einmal und weg waren sie… zuerst da, dann weg.
Shinbe, der aussah, als hätte er ein Gespenst gesehen, saß noch einen Moment lang verwirrt blinzelnd da. „Was, zur Hölle?“
Mit eiligen Schritten kam Suki angelaufen, ihre Hände zitterten, als sie ihm beim Aufstehen half. „Wer war der Mann, der mit Kyoko verschwunden ist?“ Sie betrachtete Shinbe besorgt, als sie beide zur Tür liefen, um sie zu finden. ‚Hat er sich wirklich einfach in Luft aufgelöst?‘
Sie verließen das Gebäude und sahen sich überall um, aber konnten von dem Mann oder Kyoko keine Spur finden.
Als sie wieder zu Shinbe blickte, glänzten Sukis Augen. Sie fühlte sich, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. „Wo sind sie hin? Der Mann hat Kyoko entführt!“ Sie zitterte vor Angst. Was als eine lustige Feier begonnen hatte, war nun zu einem Albtraum geworden.
„Beruhige dich, Suki. Wir werden sie finden. Toya ist auch hier.“ Shinbe sah sich nervös nach seinem Freund um, der nun auch noch fehlte. „Ich dachte, dass er gleich hinter mir war!“
Seine Sorge verwandelte sich schnell in Wut, jetzt, wo er wusste, dass Suki in Sicherheit und in seiner Nähe war. Ein Schatten von Mitleid erschien kurz in seinen besorgten Augen, als er an die Vergangenheit dachte. „Und was, zur Hölle, hast du dir dabei gedacht? Es hätte dir etwas zustoßen können und ich hätte nie erfahren, wo du bist!“ Er packte sie grob an den Armen, als seine violetten Augen sich verdunkelten.
Sukis Lippen wurden schmal, als sie seine Wut fühlte. Was war das Problem? Es war doch nicht so, als wäre sie noch nie mit Freundinnen ausgegangen. Ihr Blick traf den seinen, als ihr eigener Zorn wuchs. „Was meinst du dammmf…?“ Ihre Worte wurden abgeschnitten, als seine Lippen sich in einem wilden, herzhaften Kuss auf ihre drückten.
Shinbe war so besorgt gewesen, dass er nicht verhindern konnte, dass seine Gefühle sich nun zeigten. Er wollte, dass sie jede einzelne seiner Emotionen fühlte, die im Moment durch seine Adern strömten. Er umarmte sie fest, schwor sich selbst, dass er sie nie wieder aus den Augen lassen würde.
Suki winselte leise über die Intensität von Shinbes Kuss. Es war als würde er jede rohe Emotion in seiner Seele mit ihr teilen. Sie konnte sie praktisch in ihren Fingerspritzen fühlen, als sie seine Schultern umklammerte. Wissend, dass sie nicht mehr stehen konnte, wenn sie losließ, angesichts der Tatsache, dass ihre Beine gerade butterweich geworden waren, hielt sie sich trotzdem an ihm fest.
Ihre Gedanken verstummten völlig und sie vergaß, dass sie sauer auf ihn war, und dass Kyoko gerade verschwunden war. Alles, was sie fühlen konnte, war Shinbe und eine Liebe, die zweifellos länger leben würde, als sie beide.
Langsam entspannte er seine Arme und beendete den Kuss, rieb seine Nase an ihrer. Seine Augen waren voller Erleichterung aber immer noch dunkel vor Verlangen. Er schüttelte leicht den Kopf, als er versuchte, sich wieder auf das Problem zu konzentrieren, und ausnahmsweise einmal die schmutzigen Gedanken und das Gefühl von Sukis weichem Körper in seinen Armen zu verdrängen… schließlich war sie schon in vielen Leben dagewesen.
„Es sind einige Dinge vorgefallen, und du musst davon erfahren. Es war zu gefährlich, dass du und Kyoko heute alleine hierher gekommen seid. Ich werde es dir erklären, während wir Toya suchen. Ich glaube, Kotaro ist auch hier irgendwo.“ Shinbe legte einen schützenden Arm um sie, als sie in die Richtung des Parkplatzes gingen, um Toya zu finden.
Suki war so sprachlos, dass sie im Moment nur nicken konnte.
*****
Toya raste über den Parkplatz und verfluchte Shinbe dafür, dass er schneller gewesen war als er. Er hatte durch die Beifahrertür aussteigen müssen, nachdem er erkannt hatte, dass er die Fahrertür nicht weit genug öffnen konnte. In seiner Eile hatte er zu nahe an der Mauer geparkt. Natürlich war ihm das erst aufgefallen, als er die Tür aufgestoßen hatte, sodass sie gegen die Mauer knallte, und jetzt hatte sein Baby eine Delle auf der Seite.
Das war aber nicht das, was ihn aufgehalten hatte. Als er in Windeseile über den Parkplatz gerannt war, war ein kleiner Junge aus dem Nichts aufgetaucht und er war mit ihm zusammengestoßen. Der Aufprall war so unerwartet gekommen, dass er zu Boden gegangen war. Als er wieder aufgestanden war, streckte er dem Jungen schnell die Hand hin, um ihm zu helfen.
„He, Junge… bist du in Ordnung?“ Toya riss seine Hand erschrocken zurück, als der Junge ihn anzischte und in die entgegengesetzte Richtung raste, als wäre der Satan selbst hinter ihm her.
Toya schüttelte das gespenstische Gefühl ab, das der Junge bei ihm hinterlassen hatte, und sah hoch zu dem zweistöckigen Nachtclub. Das unheimliche Gefühl wurde nur noch stärker, als er im oberen Stockwerk durch ein Fenster den Schatten eines Mannes sah, der jemanden vorbeitrug. Diese kleine Szene hatte einfach zu viele Fehler.
Seine Augen glitzerten silbern… seine Sinne wussten Dinge, die er selbst noch nicht verstand. Das alles hinterließ in ihm das Gefühl, als wäre gerade jemand über sein Grab spaziert.
Als er sich dem Club näherte, knurrte Toya genervt, als er erkannte, dass es zwei Eingänge gab. Einer schien der Haupteingang zu sein, aber vor dem anderen standen ebenso viele Leute. Nachdem er sich für den Haupteingang entschieden hatte, drängte er sich durch die Menschenmenge davor.
‚Ich hoffe, es geht ihr gut… Wenn ich sie finde, werde ich sie für immer an mich ketten, egal, ob es ihr gefällt, oder nicht…‘ Die silbernen Flecken in seinen Augen breiteten sich aus, als er nach Kyoko suchte.