14 Falken. Kathrin Schobel

14 Falken - Kathrin Schobel


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      14 Falken

      Kathrin Schobel

Originalausgabe Copyright © 2021 der deutschsprachigen Ausgabe A. FRITZ VERLAG Umschlaggestaltung: A. James Satz: A. James Lektorat: Benjamin Schäfer a-fritz-verlag.de tw Drogen, Gewalt, Tod, Queerfeindlichkeit

      Inhalt

       Prolog

       I

       II

       III

       IIII

       5

       5 I

       5 II

       5 III

       5 IIII

       5 5

       5 5 I

       5 5 II

       5 5 III

       5 5 IIII

       5 5 5

       5 5 5 I

       5 5 5 II

       5 5 5 III

       5 5 5 IIII

       5 5 5 5

       Epilog

      Prolog

      In alten Zeiten, als die Tage noch dunkel und die Venner Länder noch bis hinunter zum Wiehengebirge fruchtbar waren, besiedelten Moorbauern das Land. Der Lohn ihrer harten Arbeit wog kaum die Gefahr auf, der sie sich stellten, denn draußen im Moor konnte ein falscher Schritt bisweilen auch der letzte sein. Inmitten seiner lauernden Einsamkeit lebte die Moorhexe Grimetto in einer Schilfburg. Kein dunkles Wasser spiegelte ihre Anmut, und nur der jaulende Wind sprach von ihrer Schönheit, wie ein geschlagener Hund, der seinem Herrn doch treu ist. Aus Angst vor ihrer großen Macht wagte sich nie eine Seele zu ihr hinaus. So war es auch nicht die Absicht eines jungen Moorbauern, der sich eines Tages in ihre Heimat verirrte; dorthin, wo es keine Pfade mehr gab, wo der Nebel gierig seine Rufe verschlang und die knorrigen Finger der abgestorbenen Äste ihn zu sich in den Morast lockten. Als er schon drohte, die feste Erde zu verlassen, rief ihn die Stimme einer Frau zurück. Das Leben des jungen Mannes war gerettet.

      Vor ihn trat Grimetto. Ein einziger Blick in ihre grünen Augen brachten den Moorbauern schier um den Verstand, und er wich ihr nicht mehr von der Seite. So dachte man ihn bald als vermisst, und ihr Vater ließ das Gehöft Trauer tragen. Als der schwere Winter jedoch vorbei war, am Morgen des ersten Frühlingstages, da klopfte es an seine Tür. Dort stand sein Sohn, und an der Hand führte er Grimetto. Er bat den Vater um seinen Segen für ihre Hochzeit. Der alte Moorbauer jedoch erkannte Grimetto und schalt seinen törichten Sohn, dass er eine Hexe auf sein Gut gebracht hatte. Mit einem Pfiff ließ er seine drei großen, schwarzen Hunde auf sie los und jagte die verängstigte Grimetto vom Hof.

      Der junge Bauer jedoch fiel in tiefe Trauer über den Verlust seiner Geliebten. So sehr sein Vater sich auch mühte, das Dorf Glauben zu machen, er sei aus dem grausamen Zauber der Hexe erwacht, es zog seinen Sohn immer wieder hinaus in das Moor. So schloss er ihn in schließlich seine Kammer ein und bot ihm die Freiheit nur gegen eine Hochzeit mit der Enkelin der Pilzgrete. Ein ganzes Jahr verging, bis der erschöpfte Mann einwilligte. Sein Vater vollzog die Hochzeit noch am selben Tage.

      Ein Jahr später bereits gebar die Frau des jungen Moorbauern ein Kind, das gleich darauf starb. Ebenso geschah es im nächsten Jahr. »Die Moorhexe sitzt ihm im Blut«, munkelte man. Im dritten Jahr jedoch brachte seine Frau einen Jungen auf die Welt, und obwohl sie dafür ihr Leben ließ, schien das Kind gesund. So wuchs es zu einem Jüngling heran. Als er in das Alter kam, den Hof zu verlassen, nahm ihn sein Vater mit der Kutsche auf eine Reise zu einer entfernten Hochzeit. Je tiefer sie ihr Weg in das Venner Moor verschlug, desto schweigsamer wurde der Vater. So fragte ihn der Junge: »Was macht dich so traurig? «

      Der Moorbauer antwortete nur: »Ihre Augen.«

      Und wie er das sprach, da scheuten die Pferde unter fürchterlichem Getöse und warfen sich zur Seite. Der Karren kippte und begrub Vater und Sohn unter sich. Als die Knechte schließlich den erschlagenen Vater und seinen verletzten Sohn bargen, rief es im gesamten Dorf: “Das hat die Hexe Grimetto getan!”

      I

      Es ist noch nicht mal zwölf, aber schon dunkel und erstaunlich schwül. Gwen hasst diese unvorhersehbaren Übergänge von Sommer und Winter, die sich Frühling und Herbst schimpfen. Für sie sind das keine Jahreszeiten, sondern undefinierbare Zwischensphären von Wetterumstellung und vor allem immer genau so, dass sie nicht zu dem passen, was Gwen gerade trägt. Und weil sie ihre Lederjacke mehr vergöttert als alles andere, ist ihr der Winter lieber, wenn sie schon wählen muss.

      Nichts an diesem Abend passt zu Gwen. »Nichts, außer der Kneipe vielleicht«, hat sie schon beim Reingehen gedacht. Leichter Nieselregen sitzt ihr im Nacken und wenigstens das Timing mit dem Schauer stimmt, denn es beginnt mit ihrem Schritt über die Türschwelle zu schütten. Der klägliche Rest Regen lässt sich von ihrem Haar schütteln wie Blütenstaub. Ohne mit den Augen bei der Sache zu sein, zieht sie ihre Jacke aus und wirft sie über einen Barhocker, bevor sie sich daraufsetzt. Es ist ironisch, denkt sie, dass sie schon so oft in der Spiel-Bar war, dass sie die Stadien der Bezeichnung als stille Streunerin über eine Drogenfahnderin bis hin zu einem Stammgast alle schon durchlaufen hat. Ironisch nicht, weil die Leute damit Unrecht haben, sondern weil sie genau weiß, dass ihr Dienstausweis nur einen Handgriff entfernt ist. Gwen fragt sich, ob es die Sache zu doppelter Ironie macht, dass sie tatsächlich nicht wegen der halbstarken Dealenden oder den Illegalen kommt, sondern für den Whiskey.

      »Blended Malt.«

      »Kommt.«

      Eine Kneipe, findet Gwen,


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