Der Pfeiler der Gerechtigkeit. Johanna von Wild
einige wenige trauten sich, die Hand nach ihm auszustrecken, doch die meisten blieben ehrfürchtig und staunend stehen, hofften auf eine Segnung. Die Prozession zog durch die Gassen bis zum ärmsten Viertel der Stadt.
»Aus dem Weg, alte Vettel«, hörte man eine schnarrende Stimme, und eine vom Alter gebeugte, in Lumpen gehüllte Frau fiel Julius Echter vor die Füße. Jemand aus der Menge hatte sie gestoßen. Bevor noch ein anderer sie von der Straße ziehen konnte, reichte Echter ihr die Hand und half ihr auf. Ein Raunen glitt durch die Gasse. Das hatte niemand erwartet.
»Welch niederes Geschmeiß stößt ein altes Mütterlein, sodass es zu Fall kommt? Schämt euch«, sagte er und ließ seine Blicke schweifen. »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, sprach der Herr.«
Betretenes Schweigen setzte ein, lediglich unterbrochen von gelegentlichem Füßescharren und vereinzeltem Räuspern.
»Gott segne dich«, wandte er sich an die alte Frau und schlug das Kreuz über ihr.
Ein zahnloses Lächeln breitete sich über ihrem faltigen Gesicht aus. »Möge der Herr Euch ein langes Leben schenken.«
Der Fürstbischof schwor sich einmal mehr, dass unter seiner Regentschaft mehr für die Armen, Kranken und Bettler getan werden sollte.
Als er sich spät am Abend in seine Gemächer zurückzog, dachte er plötzlich sehnsüchtig an das süße Geschenk jenes Bäckers, als er die Gesandtschaft nach Rom zu Gast gehabt hatte. Seelenbrot und Gebete zum Herrn hatten ihm immer in schwierigen Lebenslagen geholfen.
Arkan war damals gesund geworden, aber zur Jagd hatte er nicht mehr getaugt. Doch sein Vater hatte ihm erlaubt, den Hund zu behalten und ein Jahr später mit nach Schloss Henneburg bei Stadtprozelten zu nehmen, wohin sein Vater zum kurmainzischen Amtmann bestellt worden war. Vielleicht sollte er den Hofmeister einmal damit beauftragen, den Namen des Bäckers herauszufinden.
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