Von einem, der auszog, einen Staat aufzubauen. Martin Heipertz

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      Martin Heipertz

      Von einem, der auszog,

       einen Staat aufzubauen

      Ein Bericht

      © Frances Heipertz

      © 2021 zu Klampen Verlag · Röse 21 · 31832 Springe

       www.zuklampen.de

      Lektorat: Rainer Wieland ⋅ Berlin

       Satz: Germano Wallmann · Gronau · www.geisterwort.de Umschlaggestaltung: © Stefan Hilden unter Verwendung mehrerer Motive von www.shutterstock.com · München · www.hildendesign.de E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH

      ISBN 978-3-86674-909-2

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.dnb.de› abrufbar.

       Dem Andenken meines Vaters gewidmet

       Diese Reportage ist eine Fiktion, inspiriert von der Realität.

       Wenn es nicht so war, dann war es zumindest so ähnlich.

       Ähnlichkeiten mit realen Personen, soweit es sich nicht um solche des öffentlichen Lebens handelt, sind jedoch unbeabsichtigt.

       Der Autor vertritt überdies keine offizielle Auffassung im Namen von Institutionen, für die er tätig war oder ist.

      Was ist ein Staat ohne Recht anderes als eine große Räuberbande?

       (Augustinus, »De Civitate Dei«)

      Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       Prolegomena

      1 Unter Soldaten

      2 Ankunft auf dem Amselfeld

      3 Staatsgeburt

      4 Macchiato-Diplomaten

      5 Unruhe

      6 Von Macht und Glaube

      7 Spiegelfechten

      8 Highway to Hell

      9 Diesseits und jenseits der Zivilisation

      10 Das bißchen Haushalt

      11 Der Anschlag

       Epilog

       Anhang

      Prolegomena

      Frühling zieht in die Berge ein. Mein Blick gleitet das satte Grün der Hänge hinauf in die höheren Lagen des Zahmen Kaisers. Da oben liegt noch ein wenig Schnee, der in der Sonne gleißt. Von Osten her fahre ich den Kamm der Gipfel entlang: Heuberg, Hagerköpfe, Vordere Kesselschneide, Jofenspitze, Pyramidenspitze, Elferkogel … Dieser allem Zeitlichen entrückte Anblick ist meinem Gedächtnis tief eingeprägt. Es sind die noch sanften Vorposten des Alpenhauptkamms, den man hier vom Tal aus nur erahnen kann. Sobald man jedoch einen dieser Gipfel erklimmt, sieht man sich den schroffen Felsen des Wilden Kaisers gegenüber und spürt mit Gewißheit, daß hier eine andere Welt beginnt. Ein steinernes Reich von stiller Erhabenheit. Es erweist dem Menschen die Kleinheit seiner Existenz. Welche seiner Bemühungen hätte Bestand vor diesem Urbild der Schöpfung, das vor Anbeginn aller Zeitrechnung erschaffen wurde und in völliger Ungerührtheit auch dann noch bestehen wird, wenn alte Weltreiche zerfallen und auch nachfolgende Mächte längst wieder erloschen sind?

      Im Bann dieser Kulisse will ich Bericht erstatten über das, was sich mir damals, im Jahre 2008, im entlegenen Kosovo zugetragen hat. Ich will nichts unterschlagen und nichts erdichten, sondern ausschließlich und vollständig das darlegen, was ich mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren selber oder aus verläßlicher Quelle vernommen habe. Die Ruhe von Personen, die nicht im öffentlichen Leben stehen, will ich schützen, indem ich ihnen andere Namen verleihe. Mit ihnen als Figuren aber will ich getreulich das Bild jener eigenartigen Situation zeichnen, welche ein Fehlgriff der Geschichte in jenen Tagen am äußersten Rande Europas geschaffen hat.

      Damals stand das Kosovo für kurze Zeit im Licht allgemeinen Interesses. Schnell aber vollzog sich das, was ich Ihnen erzählen werde, wieder im Schatten der Öffentlichkeit. Gewisse Dinge bedürfen dieses Schattens, um überhaupt vonstatten zu gehen. Immer nur kurz, wenn es doch einmal wieder Unruhe gibt dort unten oder wenn Wanderer aus Not und Armut an die Türen unserer Ämter in Stuttgart oder Passau klopfen, erinnern wir uns vielleicht. Dann diskutieren wir in unseren Gazetten, daß es vor gar nicht langer Zeit politische Entscheidungen und historische Weichenstellungen gab, die dieser befremdlichen Realität dort unten den Weg bereitet haben. Dieser Weg – war er etwa vorgezeichnet und ohne gangbare Alternative? Oder trägt jemand die Verantwortung dafür, keinen besseren gewählt zu haben?

      Erzählen will ich von den Menschen, die dort leben. Es treten auf: Ohnmächtige Entwicklungshelfer, Nato-Soldaten, die von der Mafia ausgelacht werden, Macchiato-Diplomaten und Technokraten der sogenannten Internationalen Gemeinschaft. Glücksritter und blutbespritzte Guerillakämpfer, die sich das neugeborene Staatsgebilde zur Beute machen. Kriegsverbrecher, die über Nacht zu Staatsmännern mutieren, und Frauen von blendender Schönheit. Straßenhunde, Staub, Schlamm und Panzerkolonnen.


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