Krankheiten - Signale der Seele. Reinhold Ruthe
ist die größte Branche. Mit Medizintechnik und Biotechnologie macht dies zurzeit zwölf Prozent aller Berufstätigen in 800 Berufen aus. Daher: Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft ausbauen und ein neues Ministerium schaffen – heute vier Millionen, morgen acht Millionen Beschäftigte.“1
In seinen Augen ist der Gesundheitsmarkt unser größter Teilmarkt, bedeutender als andere Schlüsselindustrien und schafft mehr Arbeitsplätze als alle anderen.
Darum hat therapeutische Seelsorge auch den Sinn, dem Menschen zu helfen
sich gesund zu erhalten,
Leib, Seele und Geist in Gottes Namen zu pflegen und zu hegen,
Prävention, Sport und Bewegung zu praktizieren und den Körper als Gottes Eigentum wahrzunehmen.
Paulus betont unmissverständlich:
„Wisst ihr denn nicht, dass euer Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist? Gott hat euch seinen Geist gegeben, der jetzt in euch wohnt. Darum gehört ihr nicht mehr euch selbst“ (1. Korinther 6, 19).
Therapeutische Seelsorge versucht, den Menschen im Lichte der Bibel zu verstehen. Das heißt unter anderem: Wir haben keine Krankheiten, wie wir Haare auf dem Kopf haben, wir sind krank. Krankheiten deuten (fälschlicherweise) auf eine bestimmte Stelle im Körper hin – Kranksein meint den ganzen Menschen, der heil- und heilungsbedürftig ist.
Therapeutische Seelsorge ersetzt nicht den Arzt. Die medizinische Versorgung muss bei allen ernsthaften Funktionsstörungen beachtet werden.
Therapeutische Seelsorge will
falsche Lebensgrundüberzeugungen aufdecken,
ungeistliche Motive und Sünden ans Licht bringen,
alternative Lebenseinstellungen vermitteln,
Lebenslügen und Selbstbetrug ansprechen,
die Maßstäbe der Bibel und Gottes Willen aufzeigen.
I. Wie gehen wir mit Problemen um?
Acht Hinweise zum Verständnis
Diese Grafik ist der Versuch, das komplizierte Zusammenspiel der wesentlichen Faktoren zu erfassen, die den Menschen kennzeichnen. Für Beratung und Seelsorge ist eine gründliche Diagnose hilfreich. Dazu acht Hinweise.
Hinweis 1:
Erziehung, Umwelt und Sozialisation spielen für den Lebensstil des Menschen eine große Rolle.
Kasten 1 versucht, mit diesen Begriffen die Einwirkung von außen durch Eltern, Erzieher, Geschwister, Spielgefährten und Medien zu erfassen.
Wir werden nicht in ein bestimmtes Milieu hineingeboren, das uns prägt, formt und in bestimmte Rollen zwängt. Als Kinder gestalten wir unseren Weg entscheidend mit. Wir sind immer auch aktive Mitspieler.
Hinweis 2:
Der Mensch ist durch Erziehung, durch Vererbung und durch das, was er daraus gemacht hat, zu verstehen.
Kasten 2 beinhaltet die Vererbung, die das Geschlecht, ein bestimmtes Temperament, Organschwächen und Behinderungen, aber auch spezielle Begabungen und Vorzüge festlegt.
Wie viel Prozent unserer Persönlichkeit auf Vererbung zurückzuführen sind, kann kein Mensch genau sagen. Die Vererbung ist wichtig – aber sie ist nicht alles.
Hinweis 3:
Die schöpferische Fantasie (Kasten 3) ist eine Gestaltungskraft im Menschen, die Vererbung, Umwelt und Erziehung als Baumaterial benutzt, um daraus einen eigenen Lebensstil zu entwerfen.
Das menschliche Leben ist zielgerichtet. Die schöpferische Kraft des Kindes verarbeitet und beantwortet alle Herausforderungen, lernt aus Versuch und Irrtum und entscheidet sich für Lebensgrundüberzeugungen, mit denen sie die Zukunft plant.
Der Lebensstil (Kasten 3) ist also eine Eigenschöpfung des Kindes. Er beinhaltet die Leitmotive des Denkens, Fühlens, Wollens, Lebens und Liebens. Der Lebensstil fasst die Verhaltensmuster, die Gewohnheiten, die Charakterstruktur und alle Persönlichkeitsmerkmale zusammen und drückt sie aus.
Im Lebensstil ist auch der christliche Glaube eingebunden, der durch Erziehung, gläubige Eltern, kirchlichen Unterricht und andere christliche Impulse geweckt und entwickelt und durch den Heiligen Geist zum Durchbruch kommen kann.
Hinweis 4:
Im Lebensstil sind Bewusstes und Unbewusstes (Kasten 4 und 5) eingebunden. Dabei handelt es sich nicht etwa um zwei getrennte Bereiche, die gegenläufige Ziele verfolgen. Die Interessen im bewussten und im unbewussten Bereich laufen parallel. Der Lebensstil, der die Einheit der Persönlichkeit verkörpert, spricht durch Bewusstes und Unbewusstes.
Da wir Menschen mehr, als uns lieb ist, vom Unbewussten gesteuert werden, spielen unerkannte Wünsche und Bedürfnisse, versteckte Absichten und sündhafte Fantasien eine große Rolle.
Die Bibel spricht schlicht und eindrücklich: „Denn aus dem Herzen (aus der Tiefe unserer Persönlichkeit, d. Vf.) kommen böse Gedanken und mit ihnen Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Verleumdung und Beleidigungen“ (Matthäus 15, 19). Es handelt sich um unverstandene Regungen unserer Persönlichkeit, die wir nicht wahrhaben wollen und die doch untrennbar mit den Leitmotiven unseres Selbst verknüpft sind.
Hinweis 5:
Wenn der Mensch durch den Heiligen Geist zum Glauben an Christus kommt, spiegelt auch der christliche Glaube in all seinen Äußerungsformen diesen Lebensstil wider. Der Glaube ist immer auch Spiegelbild dieses Menschen, mit seinen Wertvorstellungen, mit seinen Verhaltensmustern, mit seinen Angewohnheiten, Schwächen und Stärken.
Alle Erfahrungen des bisherigen Lebens (positive und negative Erlebnisse der Vergangenheit, gute oder schlechte Beziehungen zu Eltern und Geschwistern) hat der Heranwachsende kreativ verarbeitet und in seinen Lebensstil eingebaut.
Da wir Menschen Sünder sind und irren können, werden auch destruktive Verhaltensmuster, irrige und böse Strategien verwendet, um das Leben zu meistern. Im Zusammenspiel mit den genannten Faktoren können deswegen Störungen und Krankheiten auftreten.
Hinweis 6:
Die Grafik macht deutlich, dass Probleme, Konflikte und psychische Störungen (Kasten 6) in der Regel nicht nur eine Ursache haben, sondern dass die Inhalte in den Kästen sich wechselseitig beeinflussen.
Ein kompliziertes Zusammenspiel – das machen die Pfeile deutlich – ergibt die körperlichen und seelischen Schwierigkeiten im Menschen.
Wir dürfen daher auch nicht einseitig von gestörtem Glauben, einseitig von Erziehungsproblemen, einseitig von Körperkrankheiten und so weiter sprechen.
Der ganze Mensch wird jeweils in Mitleidenschaft gezogen. Christus will, dass der ganze Mensch Heil und Heilung erfährt.
Hinweis 7:
Was macht der Mensch, wenn er psychische Probleme und psychosomatische Krankheiten aufweist? (Kasten 7) Es gibt unzählige Wege und Strategien, die er benutzt, um damit fertig zu werden – konstruktive und destruktive, geistliche und ungeistliche.
Der Lebensstil (also die Summe der Lebensgrundüberzeugungen, die ein Mensch sich zugelegt hat) verrät, wie er das Leben meistert, ob er aktive oder passive, glaubensgemäße oder glaubensverneinende Muster benutzt:
Er kann seine Anstrengungen verdoppeln, seinen Ehrgeiz steigern und gegen die Symptome ankämpfen.
Er