Das Lachen des Pimmel-Gottes. Stanley Deschle
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Stanley Deschle
DAS LACHEN DES
PIMMEL-GOTTES
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
Stanley Deschle
Geboren 1982 in Leipzig. Gymnasium im beliebten Viertel Mockau.
Widerstrebend abgeschlossen. Zivildienst als OP-Zivi inder Uniklinik. Studium der Geophysik: abgebrochen. Studium der Soziologie: vollendet. Dann Arbeitslosigkeit. Maßnahmen waren: Begleitung von jungen Erwachsenen, die ihren HS oder RS nachholen wollten und Hausaufgabenhilfe (eigentlich Nachhilfe & Betreuung) für Kinder von Migranten.
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Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Inhaltsverzeichnis
KAPITEL 1
Ich arbeitete als freier Journalist und Schriftsteller. Einer der Redakteure schickte mich auf ein Konzert. Musik war meine Spezialität. Jean Pierretot ist mein Name.
Der Redakteur hatte etwas von Studenten erzählt. Aber ich brauchte das Geld, nahm meinen Notizblock und ging hin.
Auf dem Weg dachte ich: du Hure, was willst du dort nur? Du bist 42, dein Studium, oder der Versuch liegt über 20 Jahre zurück und nun kriechst du dort hin?
Allerdings.
Aber wirklich: was ich damals mitbekommen hatte an Studentenmusik, hatte mich abgestoßen. Weiße Musik, d.h. nette, beherrschte Musik mit internationalem Anstrich: ein bigotter Zwitter.
Das wird was werden, heute Abend, dachte ich. Aber für den Notfall hatte ich meinen Flachmann in der Innentasche meiner Lederjacke.
Der Ort war ein altes Kino; oder Theater; und auf den Granitstufen am Eingang standen Menschen, drängten sich zu plapperten Gruppen zusammen. Aus der Entfernung erschienen sie wie Schorf über einer Wunde.
Wie ich näherkam, verstärkte sich für mich der Eindruck des Ausgeschiedenen an den Leuten. Aber ich sah Gruppen von Menschen vor Gebäuden immer an als Ameisenkinder, die in den geschwollenen Schoß der Übermutter zurückkriechen wollten. Tief in mir drin war ich ziemlich schüchtern, ängstlich. Ich nahm einen Schluck aus dem Flachmann.
Ich stand beobachtend da, atmete tief. Der wollene Hauch des Windes strich mir durchs Haar. Noch ein Schluck und endlich fand ich den Mut und ging hinein; Atem flach, Berührungen vermeidend.
Im Foyer sah ich mich blinzelnd um. Schmutziges, rauchiges Licht. Es roch nach Schweiß, vermischt mit Deodorants: Kokosschweiß, Vanilleschweiß, Rhabarber, Möhren und etwas wie Bockwurst. Ich nahm einen Schluck aus dem Flachmann. Stimmfetzen wie Ohrfeigen verwandelten das Foyer in eine Vogelvoliere. Ich fand den Kassenschalter. Der Typ grinste blöd angesichts meines Presseausweises und ich bezahlte mit dem Vorsatz, es dem Redakteur auf die Rechnung zu setzen. Ich bestand auf einer Quittung: »ist nicht«; hinter mir begannen sie ungeduldig zu werden. Schließlich bekam ich eine handschriftliche Notiz und das war ᾽ s.
An der Garderobe ging ich vorbei. Ich war misstrauisch.
Ich entdeckte eine unscheinbare Ecke und dort stellte ich mich hin, an die Wand gelehnt, und ich spürte, wie sich eine Decke über das prasselnde, grelle Klatschen der vielen Stimmen legte; ich spürte, wie sich das Klatschen verwandelte