Schöpferisches Schlesien von A bis Z. Suzanna Wycisk-Müller
ging er an die Hochschule für bildende Künste nach Berlin und war dort von 1907 bis 1910 Schüler bei Ludwig Manzel5.
1911 gewann er ein Stipendium bei einem Wettbewerb, ging 1911/1912 nach Rom und war danach wieder in Breslau tätig.
Von 1924 bis 1932 war Bednorz Professor für Bildhauerei an der Breslauer Akademie für Kunst- und Kunstgewerbe/Akademia Sztuk Pięknych (ASP), Wrocław, pl. Polski. Nach der Schließung der Akademie und Entlassung aus dem Staatsdienst war er als freischaffender Bildhauer tätig.
1941 erhielt Bednorz eine Professur an der Krakauer Kunstakademie, an der er bis 1943 unterrichtete. Danach kehrte er nach Breslau zurück. Noch vor dem II. Weltkrieg stellte Bednorz viele Arbeiten fertig, die in seiner schlesischen Heimat zurückgeblieben sind, einige davon sind noch erhalten geblieben.
1946 nach der Flucht vor der Roten Armee ließ er sich in Wiesbaden nieder, wo er wieder als Bildhauer tätig war. Hier entstanden Porträts der schlesischen Dichter Gerhart Hauptmann, Hermann Stehr und Joseph von Eichendorff, um nur einige zu nennen. Hier schuf er auch die Skulptur des 1. Präsidenten der Weimarer Republik Friedrich Ebert und des 1. Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland Theodor Heuss.
Heute wird Robert Bednorz auch in Polen geehrt: In Grzybowice ist z. B. die Grundschule Nr. 32 nach ihm benannt, am Schulgebäude ist eine Gedenktafel in polnischer Sprache mit einer Skulptur zu seinen Ehren angebracht. Sie ist das Werk des polnischen Kunstbildhauers Krzysztof Nitsch.
Ehrungen und Anerkennungen:
1920 Rom-Preis der Deutschen Akademie, Rom Villa Massimo
1952 Großes Bundesverdienstkreuz
1966 Oberschlesischer Kulturpreis des Landes Nordrhein-Westfalen
3 heute Stadtteil von Hindenburg/Zabrze
4 Die Donnersmarck entstammen einer alten ungarischen Familie. Lazarus Henckel legte das Fundament für das Vermögen und den Aufstieg der Familie Henckel von Donnersmarck in Oberschlesien. Im Verlauf von Jahrzehnten gab es in Schlesien mehrere Linien der von Donnersmarcks.
5 Karl Ludwig Manzel (1858-1936), deutscher Bildhauer, Maler und Grafiker
Tympanon von Robert Bednorz am Wasserturm in Wrocław/Breslau
(Foto: Autorin 2012)
Bergius, Friedrich
* 11. Oktober 1884 in Breslau-Goldschmieden/Wrocław-Złotniki
† 31. März 1949 in Buenos Aires
Chemiker
1931 Nobelpreis für Chemie
1880 erwarb sein Vater eine chemische Fabrik in Goldschmieden, in der Bergius schon als Jugendlicher technische chemische Prozesse kennenlernte.
Nach der Reifeprüfung und einem Aufentahlt im Ruhrgebiet, um Erfahrungen in großen metallurgischen Betriebsanlagen zu sammeln, begann Bergius 1903 das Studium der Chemie an der Friedrich-WilhelmsUniversität in Breslau. 1905 wechselte er an die Universität Leipzig, wo er seine Doktorarbeit „Über absolute Schwefelsäure als Lösungsmittel" zu schreiben begann. Zurück in Breslau vervollständigte er seine Doktorarbeit und promovierte 1907 in Leipzig.
In den Folgejahren arbeitete er am Walter Nernst6-Institut in Berlin und studierte nebenbei ein Semester bei Fritz Haber7 an der Universität in Karlsruhe.
1913 habilitierte sich Bergius an der Technischen Hochschule Hannover. Da die Einrichtungen an der TH für seine Forschungsarbeiten nicht mehr genügten, richtete Bergius 1910 mit seinem Vermögen ein Privatlaboratorium ein. Hier untersuchte er 1912/1913 den Hydriereffekt von Wasserstoff auf Kohle und Schweröl unter Hochdruck. Um finanzielle Unterstützung für seine Versuche zu erhalten, verlegte Bergius sein Laboratorium von Hannover nach Essen zur Th. Goldschmidt AG und richtete in Mannheim-Rheinau eine Anlage zur technischen Entwicklung des Hydriereffekts ein.
1924/25 übernahm Bergius die Finanzierung, die Verantwortung und das Risiko für die Weiterentwicklung des Hydrierprozesses. Er konnte schließlich die technische Durchführbarkeit der Kohleverflüssigung nachweisen und ein Verfahren entwickeln, das geeignet war, große Kohlevorräte der Erde zur Herstellung von Treibstoff zu verwenden.
1931 erhielt Bergius zusammen mit Carl Bosch8 den Nobelpreis für Chemie „für seine Verdienste um die Entdeckung und Entwicklung der chemischen Hochdruckverfahren".
Bergius befasste sich auch mit der Gewinnung von Zucker aus Zellulose. Schon während des ersten Weltkrieges widmete sich Bergius der Hydrolyse von Zellulose zu Zuckersubstanzen.
1936 erhielt Bergius die Ehrendoktorwürde der Harvard University. Damit verstärkte sich der Unmut ihm gegenüber: Seine Fabrik in MannheimRheinau wurde beschlagnahmt, sein Vermögen gesperrt, die Pässe eingezogen und er selbst in Haft genommen. 1942 wurde auch seine Heidelberger Villa beschlagnahmt. Auf Ersuchen seiner Gattin kam er frei, das Ehepaar zog nach Bad Gastein/Österreich.
Nach Kriegsende lehnte Bergius amerikanische und russische Angebote ab. Nachdem Verhandlungen mit der Schweiz, Italien, Spanien und der Türkei erfolglos verliefen, wanderte Bergius 1947 nach Buenos Aires aus, wo er bis zu seinem Tod das Institut für chemische Forschung leitete.
Ehrungen und Anerkennungen für seine Verdienste:
Ehrendoktorwürde mehrerer Hochschulen, Ehrensenator der Universität Heidelberg,
1931 Nobelpreis für Chemie, gemeinsam mit Carl Bosch, dem Erfinder der Ammoniak-Synthese, Liebig-Medaille, Mitglied des Aufsichtsrates vieler Vereinigungen und Unternehmen
Das Kompendium der Encyklopedia Wrocławia würdigt Friedrich Bergius mit einem Eintrag.
6 Walter Nernst, 1864 -1941, deutscher Physiker und Chemiker, 1920 Nobelpreis für Chemie
7 s. Haber, Fritz
8 Carl Bosch, 1874 - 1940, deutscher Chemiker, 1931 Nobelpreis für Chemie
Bernard, Anna
* 15. Juli 1865 in Breslau
† 27. August 1938 in Bad Kudowa/Kudowa Zdrój
Schriftstellerin
Anna Bernard verbrachte ihre Schul- und Jugendzeit in Neisse/Nysa. Nach dem Abschluss der allgemeinen Volksschule absolvierte sie eine Ausbildung als Schneiderin und gründete ein eigenes Damenschneidergeschäft in Neisse. Schon in dieser Zeit wandte sie sich der Dichtkunst zu und veröffentlichte unter ihrem Geburtsnamen Anna Scheer kleinere Arbeiten in der Neisser Zeitung.
Ihre Mutter war evangelisch, ihr Vater altkatholisch. Nach dem Tod ihres Vaters wandte sich Bernard der katholischen Kirche zu und konvertierte schließlich zum Katholizismus.
1904 heiratete sie den Schneidermeister Robert Bernard aus Bad Kudowa. Sie gab das Damenschneidergeschäft in Neisse auf, und das Ehepaar zog 1908 nach Bad Kudowa. Hier erwarben sie ein Haus, dem sie den Namen „Heimathaus" gaben, und Bernard widmete sich ganz der Schriftstellerei. Ihre finanziellen Verhältnisse sahen nicht rosig aus. Das Ehepaar entschloss sich, Kurgäste und später Logiergäste in ihrem „Heimathaus" aufzunehmen. Im „Heimathaus" lebte und wirkte Bernard 35 Jahre. Während des I. Weltkrieges war Bernard bei der Gemeinde Bad Kudowa für die Lebensmittelversorgung verantwortlich, nach dem Krieg übernahm sie die Leitung der Gemeindebibliothek. Bernard war im Kurort Bad Kudowa berühmt und das „Heimathaus" eine Sehenswürdigkeit.
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