Traumzeit – auf den Spuren des Jakobus. Anna Malou
Mit Getränk kostet mich der ganze Spaß 13,00 Euro und das ist auch für meine Urlaubskasse mal erschwinglich.
Dieser erste Abend in Lagos endet für mich früh, denn ich bin müde nach dem langen, heißen Tag. Zum Glück finde ich mein Quartier fast mühelos wieder, so dass ich zufrieden ins Bett gehen kann.
7.Tag: Lagos, 25. August
Als ich wach werde, ist es fast 10.00 Uhr. Nun aber schnell, wenn ich diesen neuen Tag nicht ganz vertrödeln will. Nach einem selbst gemachten, reichhaltigen Frühstück in meiner Unterkunft gehe ich, mit meinen Strandsachen unter dem Arm, los, um die Strände von Lagos zu erkunden. Heute will ich mit dem Bus eine kurze Strecke bis Donna Anna fahren, um dort zum Camillo Strand bis Ponta da Piedade zu laufen. Dort soll es, wie meine Vermieterin mir erzählte, wundervolle Felsformationen mit idyllischen Sandbuchten, die sehr sehenswert sind, geben. So laufe ich nun los, quer durch die Innenstadt, um zum Bus-Terminal zu gelangen. Prompt verlaufe ich mich wieder einmal und stehe unvermittelt vor der Kirche „Paroquia de S. Sebastiao“. Die Tür steht offen und nun gehe ich hinein und – niemand ist da. Doch gehe ich durch das Kirchenschiff, das recht schlicht in Holz gehalten und bemalt ist, zum Altarraum. Dort höre ich Stimmen, nehme meinen Mut zusammen und gehe durch die rechte Tür neben dem Altarraum. Und so finde ich zwei Männer im Gespräch vor, denen ich mein Anliegen, ich möchte einen Pilgerstempel, vortrage. Die Konversation erfolgt hier wiederum auf Französisch und dann in gebrochenem Deutsch. Der eine der Männer, offensichtlich der Pastor, zivil gekleidet, ist auch bereit, mir zu helfen, und läuft los, um einen Stempel zu suchen. Doch auch diese Mal findet der Pastor den Stempel nicht sofort. Offensichtlich ist hier wirklich absolut niemand auf Pilger eingestellt. Jedoch ich bekomme nun einen schönen Stempel mit Datum, gute Segenswünsche für meinen Weg und gehe beschwingt und zufrieden weiter.
Nach einer halben Stunde etwa treffe ich am Busterminal ein und frage mich dort weiter durch. Die Dame am Schalter ist jedoch so unfreundlich und brummig, dass ich mich richtig behaupten muss, um meine Informationen zu bekommen. Für meine für heute geplante Tour ist es nun absolut zu spät, da der Bus, weil Ferien sind, erst wieder in eineinhalb Stunden fährt. Ich bin enttäuscht und ärgere mich, dass ich heute so spät gestartet bin. Jedoch erhalte ich einen Fahrplan für meine für morgen geplante Tour ans „Ende der Welt“, nach Cabo de S. Vincente.
Als ich nun auf der Promenade am Bootshafen entlanglaufe, um in die Stadt zurückzukommen, bemerke ich mehrere Stände, die Bootstouren anbieten. Ich entscheide mich für eine Motorbootsfahrt, die ca. eine Stunde dauern soll, zehn Euro kostet und mich zu den schönsten Stränden, von Felsen umrahmt, führen soll. Ein Herr und ich sitzen mit dem Fahrer allein im Boot und es kann sofort losgehen. Mit Vollgas rast das Boot durch die Wellen, schaukelt kräftig und mir wird schon ganz merkwürdig. Jedoch dauert es nicht lange und die ersten Felsformationen sind zu sehen. Unvermittelt ragen sie in riesiger Höhe aus dem blau-grün schillernden Wasser, bilden Höhlen, Grotten, sind wie Tiere geformt, die der Fahrer des Bootes mit Kamel, Affe usw. erklärt. Ich bin begeistert und völlig überwältigt von diesen Felsklippen, die in braun-roter Farbe derartige Formen durch das Meer erhalten haben. Die Fahrt führt mich durch diverse Grotten, die nur einen tunnelartigen Lichteinfall von oben haben. Dieses ist eine unglaubliche Natur und ich freue mich so, dass ich diese Strände, die ich heute besuchen wollte, per Zufall von der Meeresseite aus erleben kann. Was für eine merkwürdige Welt, wenn sich immer wieder etwas negativ Erscheinendes in etwas Positives verwandelt. Das Leben ist eben unberechenbar. Jedenfalls genieße ich diese Fahrt mit dem Motorboot, die mir wieder einmal zeigt, dass die Welt so schön ist, dass mir fast die Worte dafür fehlen.
Am Nachmittag lege ich nun eine Pause ein, ruhe einfach etwas aus. Am Abend bin ich verabredet und sitze mit meinem Bekannten aus Faro am Strand und genieße dort den Sonnenuntergang. Die Luft, die vordem noch warm war, kühlt relativ schnell ab und ein kalter Wind weht, so dass ich dringend meine Fleecejacke anziehen muss, um nicht zu frieren. In der Abenddämmerung sitzend, reden wir über den Pilgerweg, der hier an der Algarve so gar nicht so verläuft, wie wir es uns vorgestellt hatten. Zwar ist es hier landschaftlich wundervoll, doch es entspricht nicht dem, was ich mir vom Laufen her vorgestellt hatte. So klingt dieser Abend am Strand unter Sternen in ernsthaften Gesprächen aus.
8.Tag: Lagos – Sagres (45 km) – Cabo S. Vincente (6 km), 26. August
Frühmorgens um 9.15 Uhr beginnt der Tag mit der Busreise vom Busterminal nach Sagres. Die Busfahrt, die 3,40 Euro kostet, dauert eine knappe Stunde und um 10.20 Uhr hält der Bus in Sagres. Zum Cabo S. Vincente sind es dann noch einmal ca. sechs Kilometer.
Am Strand von Sagres sitzend, nehme ich zuerst mein mitgebrachtes Frühstück zu mir, bestelle mir dazu einen „Café com Leite“ und genieße die Aussicht auf das Strandpanorama in Form von beachtlich hohen Felswänden. Mein Bus, der mich innerhalb von zehn Minuten nach Cabo S. Vincente bringen soll, kommt erst in einer Stunde, so dass ich noch ausreichend Zeit habe. In S. Vincente werde ich mich dann dreieinhalb Stunden aufhalten können, um mir alles anzusehen.
Schließlich gehe ich zur Busstation und warte auf den Bus, doch dieser kommt vorerst nicht. Nach einer weiteren Viertelstunde Wartezeit kann ich endlich weiterfahren. So ist es eben in Portugal, die Busabfahrtzeiten entsprechen bei Weitem nicht immer den Ankündigungen.
Am Cabo San Vincente angekommen, steige ich aus dem Bus und stelle erstaunt fest, dass es kalt ist, so richtig, und ein heftiger Wind weht. Zum Glück habe ich meine Fleecejacke mit, so dass ich mich sofort wärmer anziehen kann. Der südwestlichste Punkt Europas und Portugals, das sogenannte „Ende der Welt“, hat es offensichtlich in sich. Viele andere Touristen und Schaulustige befinden sich schon dort, alle sommerlich gekleidet und somit alle frierend. Demnach gibt es nicht nur Buden mit den üblichen Esswaren, sondern auch zwei Stände mit handgestrickten Wollpullovern und Strickjacken, die hier zu einem nicht allzu teuren Preis auf ihre Käufer warten. Leider kann ich keinerlei weiteres Gepäck transportieren, so dass all die zum Teil sehr schönen Waren von mir unbeachtet bleiben müssen.
Sobald ich dem Tourismusstrom entflohen bin, breitet sich, nachdem ich eine sehr steinige Ebene durchquert habe, eine absolut fantastische Sicht aus: Riesige Felswände ragen mehrere hundert Meter hoch, zerfurcht, in verschiedenen Rottönen schattiert, mit Höhlen und Vorsprüngen versehen, aus dem smaragdgrün schillernden Meer heraus. Das Meer umspült mit schäumender Gischt die scharfkantigen Felsbrocken, die sich im Laufe der Jahrhunderte aus den Felswänden gelöst haben und nun wie von einem Riesen dahingeworfen wild durcheinander im Wasser liegen. Das also ist die vielgerühmte Costa de Vicentina. Ich kann mich gar nicht satt sehen an diesem Naturschauspiel und mache viele Fotos, stehe einfach da und schaue mir die wundervolle Landschaft an. Was für ein schönes Land, das so atemberaubende Naturschauspiele zu bieten hat!
Die Hochebene besteht aus großen Flächen von Steinen, die in unterschiedlichen Größen überall herumliegen. Dazwischen wachsen verschiedenartige Gräser, Mittagsblumen, Erikapflanzen und vielerlei dorniges, blühendes Gestrüpp. Koniferen, die flach kriechend den Boden bedecken, gibt es auch. Ich muss sehr vorsichtig gehen, um zwischen den Steinen und Pflanzen nicht zu straucheln, setze also behutsam Schritt für Schritt. Auf jeder Seite des Hochplateaus, das ich langsam umlaufe, entdecke ich neue, wundervolle Ausblicke. An die Felsenkanten, die nirgends abgesichert sind, traue ich mich nicht allzu nahe heran, da überall Schilder aufgestellt sind, die vor herabfallenden Steinen warnen.
Und so habe ich nach etwa zwei Stunden alles gesehen. Da der Bus jedoch erst wieder um 15.00 Uhr zurückfährt, also nach gut drei Stunden, hole ich meine Verpflegung heraus und mache in Ruhe eine Essenspause. Da es hier oben nichts außer Bratwurst und Knabbergebäck zu kaufen gibt, bin ich froh, dass ich mein Brötchen, etwas Wurst und Käse und Tomate selbst mithabe, so dass ich alles autark regeln kann. So sitze ich nun, den herrlichen Blick auf das Meer und die Klippen vor mir, und es geht mir so richtig gut. Ich versuche, den schönen Anblick in meinem Kopf zu speichern. Damit vergeht die Zeit sehr schnell und schließlich bin ich sehr froh, dass ich um 15.00 Uhr in den Bus einsteigen kann, denn es ist hier, am „Ende der Welt“, doch ganz schön frisch, trotz meiner Fleecejacke.
Wieder in Sagres angekommen, frage ich bei der