Die Welt der Poesie für neugierige Leser (9): Dramatiker und Dichter der Moderne (Bertold Brecht, Carl Zuckmayer, Gerhart Hauptmann, Karl Heinrich Waggerl). Anne-Gabriele Michaelis
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Anne-Gabriele Michaelis
Die Welt der Poesie
für neugierige Leser
Herausgegeben und mit einem Vorwort von Jan Michaelis
Neunter Band:
Dramatiker und Dichter der Moderne
Bertold Brecht
Carl Zuckmayer
Gerhart Hauptmann
Karl Heinrich Waggerl
Engelsdorfer Verlag
2016
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag
Alle Rechte bei der Autorin
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016
Inhalt
Karl Heinrich Waggerl (1897-1973)
Der Herausgeber und Autor des Vorwortes
Vorwort von Jan Michaelis
Die Moderne: Eine Zeit des Umbruchs
Dieser Band ist Dramatikern und Dichtern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewidmet, deren Leben und Werk von der Moderne geprägt wurde und diese mit ausgestaltete. Dabei sind die Lebensentwürfe so unterschiedlich wie das literarische Schaffen und die Innovationen dieser Meister des Wortes. Anne-Gabriele Michaelis hat wieder beispielhafte Werke herausgesucht, die zu den Lebensphasen passen, in deren Kontext sie zum Weiterlesen empfohlen werden. Diese Leseempfehlungen erleichtern den Zugang zu unbekannten Seiten der Dramatiker und Dichter. So kann jeder Entdeckungen machen. Der neugierige Leser wird dankbar dafür sein.
Anne-Gabriele Michaelis stellt den Dichter und Dramatiker Bertolt Brecht (1898 - 1956) in Leben und Werk vor.
Der deutsche Schriftsteller Brecht ist einer der einflussreichsten Dramatiker und Dichter des 20. Jahrhunderts. Er begründete das „epische Theater“, durch das er die Aktivität des Zuschauers weckte und zum Mitdenken der dargestellten Person und Verhältnisse anregte.
Wir empfehlen ausgesuchte Lyrik und Prosa Brechts zum Weiterlesen. Vielen dürfte gerade der Dichter Brecht noch eine Entdeckung wert sein. Seine Stücke werden ja noch immer an deutschen Bühnen aufgeführt. Aber wir wollen dazu verleiten, sich die Gedichte Brechts vorzunehmen.
Sein Konkurrent Carl Zuckmayer (1896 - 1977) wird von Anne-Gabriele Michaelis in Leben und Werk geschildert, was bei seinem langen Leben eine Herausforderung ist. Und sein Werk wirkt noch immer weiter, ist auf den Spielplänen der Bühnen zu finden, beeinflusst das Publikum und unterhält es mit einer Sprache, die wir noch immer problemlos als unsere erkennen und als zeitgenössisch empfinden, wenn auch die Themen teilweise überholt sind oder scheinen, man empfindet die Distanz zu dem Erleben im Kaiserreich und in den Zeiten der Weltkriege, das moderne ist die Form, der Inhalt droht historisch zu werden. Deshalb ist es wichtig sich auch die historischen Umstände für Zuckmayers Schaffen zu vergegenwärtigen und zu sehen, wie selbstverständlich seine Innovationen sind, wie frech modern er eigentlich war bis zum Skandal in seiner Zeit und wie moderat das heute wirkt und passt, als wäre es ein Stück über uns.
Gerhart Hauptmann (1862 – 1946) war einer der großen schlesischen Dichter und Dramatiker. Als Enkel eines schlesischen Webers wurde er berühmt durch sein Drama „Die Weber“ (1892). Darin, wie in den meisten seiner naturalistischen Werken, nahm er sich der gequälten Kreatur an. Der Russe Lew Tolstoi war sein großes Vorbild. Hauptmann erhielt 1912 den Nobelpreis für Literatur. Er erntete Ruhm und die Verführbarkeit dadurch, welche die Nationalsozialisten ausnutzen wollten.
Bei Hauptmann treten uns ein langes Leben und ein Schaffen über mehrere Jahrzehnte entgegen, wie es seines Gleichen sucht und womöglich in dem gern bemühten Vergleich mit Goethe findet. Dabei ist der Dichter „Der Weber“ mehrfachen Stilwechseln gefolgt oder hat sie gar vorgeführt und war selbst bahnbrechend. Expressionismus, Naturalismus, Symbolismus bis hin zum Surrealismus sind die Stile, die er mit dramatischen Werken vorangetrieben hat. Er hat Ruhm und Anerkennung zu Lebzeiten erfahren, aber auch Feindseligkeit und Ablehnung, wie auch Versuche durch Vereinnahmung und Missbrauch seiner Autorität ihn vor den Karren zu spannen.
Die besondere Dramatik des eigenen Lebens lag für Hauptmann in seiner Tuberkulosekrankheit, gegen die er den Kampf gewann, sowie in dem Kampf um seine wahre Liebe, die zu einer zweiten, über fünf Jahrzehnte haltenden Ehe führte. Doch die erste, gescheiterte Ehe gab ihm Stoff für sein Schaffen und er überhöhte in seinem Werk seine persönliche Erfahrung. Bei Hauptmann fließt also Biografisches in Literarisches ein, wird aber nicht einfach geschildert, sondern überhöht.
Der österreichische Schriftsteller Karl Heinrich Waggerl (1897 - 1973) ist in Leben und Werk vorgestellt durch Anne-Gabriele Michaelis, die den Dichter noch im Radio hat lesen hören.
Er gehört zu den Dichtern, die den Menschen in die Welt der kleinen Dinge einführten. Man nannte ihn einen Volksschriftsteller. Wobei das ein Begriff war, der lange Zeit als herabwürdigend klang. Jahrelang war Waggerl der Mittelpunkt des Salzburger Adventssingens. Dazu ein Künstler feiner Zeichnungen und kunstgewerblicher Dinge, also ein mehrfachbegabter. Wenn wir auf ihn hinweisen, auch um ihn neu zu entdecken, mit Abstand und neuer Grundhaltung des in Heimat und Volk nicht nur die missbrauchten Begriffe der Propaganda einer Diktatur zu sehen, sondern zu entdecken, dass hier auch Literatur stattfinden kann im Bereich des Vertrauten und Überschaubaren, nach dem wir uns heute wieder sehnen. Dabei hat sich Waggerl von den Nationalsozialisten missbrauchen lassen, hat sich in die Propaganda eingebracht. Dies wahrzunehmen und die Verführbarkeit auch der Gebildeten und der Intellektuellen zu erkennen, ist uns wichtiges Lehrstück.
Ich wünsche diesem Buch viele Leser, wie es erfreulicherweise den ersten acht Bänden ergangen ist. Und den Lesern des neunten Bandes wünsche ich tiefe Freude an den Lebensbildern, die so kompakt einzigartig sind. Sie machen in der Kürze dennoch die Person lebendig und greifbar. Wenn dann die Leser an ihre Bücherwand treten und zugreifen, was da Jahre bereit stand, um es noch einmal hervor