Besser als nix. Nina Pourlak
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nina pourlak
besser als nix.
roman
Nach einem Einfall von Sebastian Lempe
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
eISBN 978-3-86506-417-2
© 2009 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Einbandgestaltung: Frederick Ring, Stuttgart
Titelfoto: Frederick Ring, Stuttgart
Satz: Satzstudio Winkens, Wegberg
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
Inhalt
1 der anfang vom ende zum anfang
4 die nacht des lebenden toten
7 der erste und der zweite abschied
11 zwei schritt vor, einer zurück
1 der anfang vom ende zum anfang
Mike trägt jetzt Skinny Jeans. Das sieht so scheiße aus bei ihm, wie ein Muskelmännchen. Oben breit und unten ganz dünn. Madlen steht wohl drauf. Er sagt, es war seine Idee, aber na ja. Mir soll es egal sein. Nur, wenn er sich bückt, seh ich seine Po-Ritze und das ist beileibe echt too much.
Die wissen überhaupt nicht, was diese Jeans bedeuten. Die bedeuten Musik, die bedeuten Gitarren und London und Punkrock und – na ja. Jedenfalls nicht Saufen im Feld, Karstadt und Klingeltöne. Ist egal. Ist vorbei, wie gesagt. Das ist nun mal ein Dorf. Bin ich wenigstens nicht der Einzige, der hier so rumläuft. Ich hatte meine zuerst, die musste ich mit der Kreditkarte von Papa online bestellen. Von Cheap Monday. Er hat das überhaupt nicht verstanden, dass meine Jeans nun unbedingt aus London kommen muss.
Ein Jahr lang haben mich alle damit ausgelacht. Und jetzt das. Jetzt ist es auf einmal cool. Ich frag mich nur – seh ich auch so blöd damit aus? Hier gibt es keine Ganzkörperspiegel, nur so kachelkleine Spiegel-Quadrate über den Waschbecken. Ist halt ‘ne Sportlerkabine.
Wir ziehen uns aus. Es stinkt nach Schweiß hier und das noch vor dem Training. Alter Schweiß, der sich überall reingefressen hat. Nach und nach kommen die anderen Jungs rein. Die meinen das ernst mit dem Sport. Die haben richtig Muskeln und so, weißt Du ja. Ich steh auf Mädchen, O.k. Aber ganz sicher nicht auf die, die es hier gibt.
Ich stell sie mir vor. Mädchen. Mädchen mit schwarz gefärbten Haaren in Vintage-Klamotten. Mädchen mit Bandshirts und Tätowierungen. Mädchen mit bunten Sonnenbrillen aus amerikanischen Indiefilmen. Wilde Mädchen, die nicht Steffi heißen. Ich weiß, dass es sie gibt, irgendwo. Mich hat das Internet verseucht.
Ich hab schon früh gemerkt, dass ich irgendwie nicht hierher gehöre. Dass ich anders bin. Ich hab mir aber am Anfang noch richtig Mühe gegeben, dass das keinem außer mir auffällt. Ganz normal sein, wie die anderen. Aber das hat nicht geklappt. Dann hab ich’s halt gelassen.
Papa ist erst ins Grübeln gekommen, als ich angefangen habe, meine Haare zu färben. Als ich dann auch noch meine Garderobe ganz allmählich auf Schwarz umgestellt habe und nächtelang am Computer saß, ist ihm richtig mulmig geworden. Und als beim Elternabend meine Lehrerin schließlich angemerkt hat, ich sei eher der Außenseiter im Klassenverband, da hat er wohl befürchtet, dass ich demnächst Amok laufe oder so was. Ich weiß, da macht man keine Scherze mit.
Jedenfalls hat er angefangen, seltsame Fragen zu stellen, mich zum Fußball zwangsverpflichtet – und ich glaube, er war auch heimlich an meinem Computer. Aber was sollte er schon groß herausfinden, erstens gab es wirklich nichts Besonderes, und zweitens: Er kann ja noch nicht mal eine E-Mail alleine verschicken ...
Ich hab ihm dann freiwillig verraten, dass ich auf diesen Streetstyle-Seiten surfe, wo man gut gekleidete Menschen in den Metropolen dieser Welt bewundern kann. Nicht, dass hier alle total hinterm Mond wären, aber das ist einfach noch mal was ganz anderes. Fernweh, sag ich nur. Hab dann eben gleich noch gefragt, ob ich die Nummer von seiner Kreditkarte haben kann, weil ich mir Klamotten online bestellen wollte. Aus England. Und da war er dann erst