Die Kunst, verantwortlich zu erziehen. Reinhold Ruthe
Erziehung und die Macht der Gene
Laufen-lassen ist ein falsches Erziehungskonzept
Wenn Kinder um Überlegenheit kämpfen
Verantwortliche Erzieher besitzen Glaubwürdigkeit
Verantwortliche Erzieher praktizieren Gerechtigkeit
Verantwortliche Erzieher verfügen über Selbstbeherrschung
Selbstbeherrschung in der Erziehung
Verantwortliche Erzieher manipulieren nicht
Widersprüchliche Erziehungsmethoden können psychotische Störungen bei Kindern hervorrufen
Wie gehen wir mit Unterwürfigkeit um?
Verantwortliche Erzieher überbeschützen nicht
Folgen einer autoritären Erziehung
Wann der Mensch heute erwachsen wird
Kinder sollen ihren Eltern gehorchen
Menschen, die verantwortungsbewusst leben, realisieren Werte
Menschen mit Verantwortungsbewusstsein leben von der Autorität Gottes
„Mut zur Erziehung“ heißt . . . - Ein Selbsterforschungsfragebogen
Kapitel 11 Verantwortliche Menschen können ermutigen
Was löst Ermutigung in uns aus?
Warum Menschen einen Hang zum Ermahnen haben
Ermutigung ist eine Haltung, keine Technik
Wie kann man Ermutigung im Alltag praktizieren?
Eltern haben eine Vorbildfunktion
Vorwort
Wenn Kinder zu starken Persönlichkeiten heranwachsen sollen, brauchen sie verantwortliche Eltern, die sie antriebs- und durchsetzungsstark erziehen. Verantwortliche Erziehung ist eine Kunst. Kunst aber hängt mit Können zusammen. Dieses Können fällt weder Eltern noch Kindern in den Schoß. Es muss trainiert und eingeübt werden.
Verantwortliche Erziehung meint:
Kinder erfahren einen stabilen Selbstwert;
Kinder werden befähigt, das Leben zu bewältigen;
Kinder sind in der Lage, Selbstdisziplin zu praktizieren;
Kinder werden ermutigt, Wertmaßstäbe zu realisieren;
Kinder lernen, gewissenhaft, zuverlässig und moralisch ihr Leben zu gestalten;
Kinder lernen, glaubwürdig und identisch Leben und Reden zu handhaben.
Nur solche Menschen, die eine verantwortliche Erziehung erfahren haben, sind der Lage, später selbst verantwortlich zu handeln.
Wer verantwortlich erziehen und handeln will, braucht ein Gegenüber, dem er verantwortlich ist. Denn Verantwortung bedeutet: Ein Wort trifft mich und ruft mich zur Antwort. Der Höhergestellte zieht den Untergebenen zur Verantwortung. Das ist ein personhafter Vorgang, der sein Urbild darin hat, dass der lebendige Gott als Herr den Menschen ruft:
„Kain, wo ist dein Bruder Abel?“ (1. Mose 4,9).
Kain lehnte die Verantwortung ab. Er wollte nicht gefordert und haftbar gemacht werden. Die Konsequenz dieser Verantwortungslosigkeit kennen Sie. Das heißt für uns alle: Wir können nur von Verantwortung reden, wenn klar ist, vor wem der Mensch Verantwortung übernimmt. Menschen, die keinen Herrn über sich anerkennen, die keine klaren Maßstäbe bejahen, legen sich Antworten nach eigenem Gutdünken zurecht.
Verantwortung wirkt und lebt zwischen Personen. Sie ist die Antwort auf alle Herausforderungen des Lebens. Wir drücken uns als Eltern und Erzieher nicht. Und Kinder, die gelernt haben, Verantwortung zu tragen, machen nicht was sie wollen und überlassen diese Pflicht leichtfertig anderen Menschen oder Institutionen.
Kinder und Jugendliche brauchen ein funktionierendes Gewissen. Ein Gewissen, das nicht schläft, das nicht träge und dickfellig auf Moral und Maßstäbe reagiert. Wie gut, wenn es Eltern und Erziehern gelingt, dass der Geist Gottes der Lenker und Wächter unseres Gewissens wird!
Wie wollen Frauen und Männer in der Wirtschaft, in der Kirche und in der Gesellschaft verantwortlich handeln, wie wollen sie allgemein gültige Maßstäbe realisieren, wie wollen sie vorbildhaft leben, wenn alle Regeln, Gebote und Leitbilder fragwürdig geworden sind? Der Tagesthemen-Moderator Tom Buhrow hat es kürzlich in der katholischen Akademie in Hamburg unmissverständlich formuliert:
„Ich habe das Gefühl, was Eltern, Kinder, die Gesellschaft im Moment zutiefst bewegt und verunsichert, ist: Du weißt nicht mehr, wie die Regeln sind, weil wir alle Regeln infrage gestellt haben.“1
Kinder, Erwachsene, Eheleute und Führungspersonen, die Verantwortung tragen, sind kooperationsbereit. Zugehörigkeit, Gleichwertigkeit und Zusammenarbeit sind lebensnotwendig, und zwar in der Familie, im Kindergarten, in der Schule, in der Gesellschaft und unter Völkern. Fehlt eine dieser Komponenten, gibt es Reibung, Machtkämpfe, Auseinandersetzungen und Krieg. Keiner trägt Verantwortung. Jeder will sich durchsetzen, keiner gibt nach, keiner will teilen, keiner fühlt sich für das Wohl des anderen zuständig.
Dieser Titel ist die Neubearbeitung meines Buches „Autorität neu entdeckt“. Offensichtlich ist Autorität ein Begriff, der immer noch in weiten Kreisen unserer Bevölkerung falsch verstanden wird.