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Archiv- und Quellenauswertungen als auch auf intensiven eigenen Beobachtungen basieren. Götzingers Werke wurden bereits zu Lebzeiten als beachtliche heimatkundliche Beiträge gewertet. Sie leisteten einen wesentlichen Beitrag zum Bekanntwerden der Sächsischen Schweiz legten somit den Grundstein für eine touristische Entwicklung der Region.
Die Besucher ergötzen sich an den bizarren Felsen, erschauderten vor den dunklen Abgründen und bewunderten die herrliche Aussicht ins Elbtal.
„Es wird Dich, lieber Naturfreund, ein unnennbares Wohlseyn ergreifen, sobald Du hierher trittst und schaust. [...] O wie gern und wie lange weilt das Auge an diesem herrlichen Gemälde“, notierte Götzinger 1804, als er die Basteiaussicht beschrieb. Nicht nur Reiseführer, auch Stiche und Gemälde verbreiteten das romantische Bild und davon können wir uns gleich im Ersten Kapitel überzeugen.
Nicht unerwähnt soll auch Carl Heinrich Nicolai (1739-1823) bleiben. Er war Lehrer, Theologe und Schriftsteller. Nicolai war einer der ersten Wanderführer in der Sächsischen Schweiz.
Die Sächsische Schweiz und das Elbsandsteingebirge
aben Sie schon einmal einen so sonderbaren Werbespruch „Wenn Sie Urlaub am Meer machen wollen, dann kommen Sie hundert Millionen Jahre zu spät“ gehört? Doch dieser Spruch trifft auf das Elbsandsteingebirge zu. Er ist unglaublich, aber wahr: Das Kreidemeer wurde zum Felsenmeer.
Hunderte von Felsentürmen und tiefe, wildromantische Schluchten inmitten eines unendlich erscheinenden Waldmeeres. Die Sächsische Schweiz ist eine der merkwürdigsten und faszinierendsten Landschaften Europas.
Das Gebirge besteht, wie es der Name bereits ausdrückt, aus Sandstein, der vor ungefähr hundert Millionen Jahren vom Wasser des Kreidemeeres hier abgelagert wurde. Die Wasser wälzten Steine, die Winde trieben Quarzsande und Ton vor sich her. Als das Meer abgeflossen war, wurde der vom Kreidemeer zurückgelassene Sandsteinblock zur Modelliermasse. Es entstand eine Landschaft mit freistehenden Felstürmen und schroffen Steilwänden, flachwellige Ebenheiten, die von Tafelbergen überragt werden und von Schluchten durchschnitten sind. Tafelberge wie der Lilienstein, der Königstein und der Pfaffenstein – Schluchten und schlanke Felsnadeln wie die Barbarine – bizarre Felsformationen wie die Schrammsteine und die Affensteine.
Das Erscheinungsbild prägen drei „Landschaftsstockwerke“. Zu ersten Stockwerk zählen wir die Täler und Schluchten, auf dem auch die Elbe fließt. Das zweite Stockwerk bilden die „Ebenheiten“, die vorwiegend aus einer leicht gewellten Ebene bestehen. Darüber erheben sich die Tafelberge und Felsenriffe aus Sandstein. Die Höhenunterschiede betragen dabei bis zu 450 Meter.
Das ausgeprägte Relief des Elbsandsteingebirges trägt die Verantwortung für eine klimatische Besonderheit, der Klimaumkehr: Unten ist es kalt, oben warm. Pflanzen und Tiere haben sich an dieses sogenannte Keller-Klima optimal angepasst.
Abb. 2: Die Sächsische Schweiz gehört zu den einzigartigsten und schönsten Landschaften in Europa. Blick auf die Schrammsteine von Kleinhennersdorf aus
So finden wir in den tiefsten Gründen gewaltige Fichten, die eigentlich in den Mittelgebirgslagen wachsen. Auch haben hier das Gelbe Veilchen oder der Sumpfporst überlebt, Relikte der Eiszeit. Bereits im zeitigen Frühjahr blühen auf dem Großen Winterberg der Hohle Lerchensporn, Frühlingsplatterbse, der Neunblättrige Zahnwurz oder das Gelbe Buschwindröschen.
Auch seltene Tierarten fühlen sich in der einmaligen Felsenlandschaft der Sächsischen Schweiz heimisch. Fischotter und Schwarzstörche, Gemsen und Uhus – und selbst der extrem scheue Luchs sowie der Wanderfalke, der Symbolvogel der Sächsischen Schweiz.
Der mannigfaltige Formenreichtum der Sandsteinlandschaft ist eine Folge chemisch-physikalischer Erosion und biologischer Prozesse von Gesteinen, die aus den in der Kreidezeit abgelagerten Sanden gebildet wurden. Wie bereits erwähnt transportierten die Zuflüsse eines kreidezeitlichen Meeres und mariner Strömungen über große Zeiträume hinweg in eine Flachmeerzone Sand, welcher über diagenetische Prozesse bei verschiedenen Druckregimen zur Ausbildung von Sandsteinschichten führte. Die erstmals von den sächsischer Landesmuseumspfleger Friedrich Lamprecht (1893-1941) – ein deutscher Geologe und Bergsteiger – vollständig beschriebene Schichtung des Elbsandsteins ist durch wechselnde horizontale Strukturunterschiede (Einlagerungen von Tonmineralen, Korngrößen des Quarzes, Unterschiede in der Kornbindung) sowie eine typische aber überwiegend geringe Fossilführung sowie mehr oder weniger Wasser führende Schichten charakterisiert.
Nachdem sich das kreidezeitliche Meer zurückgezogen (Regression) hatte, formten Verwitterungseinflüsse und Wasserläufe die Oberfläche, von denen die Elbe den stärksten Einschnitt erzeugte.
Geschichte der Menschen
Wenn wir von der Geschichte des Elbsandsteingebirges sprechen, verbindet sich das bei vielen vor allem mit den Felsenburgen oder der mittelalterlichen Kolonisation. Weitaus geringer aber und weniger bekannt, sind dagegen die Spuren von Menschen, die vor Tausenden von Jahren hier durchzogen, sich kürzer oder länger aufhielten, siedelten oder lebten. Das zerklüftete Felsengewirr belebt die Phantasie mit Geheimnissen.
Die Felsenwelt der heutigen Böhmisch-Sächsischen Schweiz haben schon in der Mittelsteinzeit (Mesolithikum) vor annähern achttausend Jahren kleine Gruppen von Jägern und Sammlern bewohnt. Es wird angenommen, dass ihre Lebensweise ähnlich war wie bei den Waldindianern Nordamerikas vor der Ankunft der Europäer. Ihre Werkzeuge und Waffen bestanden aus Holz, Knochen, Feuerstein oder Quarzitgestein. Es waren kleine Gruppen von Menschen, die in dieser Fels- und Waldwildnis gejagt haben und sich unter den Felsüberhängen Rastplätze errichteten. Die Funde aus dieser Zeit wie Knochensplitter, Feuersteinabschläge und verkohlten Holzreste sind zwar geringfügig, aber sie können für die Forscher bemerkenswerte Erkenntnisse bringen.
Auch von den ersten Landwirten wurden die Felsüberhänge der niedrigeren Lagen als Unterschlupf genutzt. Rund fünftausend Jahren sind die ältesten Funde im Elbsandsteingebirge alt. Als erstes wurde durch die jungsteinzeitlichen Landwirte das Landschaftsbild geändert. Auf abgeholzten Flächen legten sie Felder und Weideplätze an.
Anfänglich benutzten sie noch steinerne Werkzeuge und Waffen, später lernten sie Kupfer, Bronze und Eisen zu verarbeiten und erzeugten bereits Tongefäße.
Vor ca. 1000 Jahren dann war die Sächsisch-Böhmische Schweiz als Grenzgebiet dreier slawischer Gaue in Erscheinung getreten. Der Gau Nisane (ostelbisch von Dresden bis Pirna), der Gau Milzane (heutige Oberlausitz) und im Süden der Gau Dacine prägten die damalige politische und ökonomische Landschaft.
Seit dem 7. Jahrhundert u. Z. drangen Slawen (Sorben-Wenden) in das unwirtliche Waldgebirge ein. Ihre Zahl mag bescheiden gewesen sein. An sie erinnern noch verschiedene Orts- und Flur-, Berg- und Flussnamen; z. B. Kirnitzsch, Sebnitz, Pplenz, Wesenitz, Biela, Müglitz; Rathen, Wehlen, lähmen, Pirna, Olsen, – Weißig, Gohrisch, Postelwitz, Schmilka, Prossen, Wendischfähre, Wendische Aue (in Flur Heeselicht) und Wendisch-Heinersdorf, Wünschendorf („das Windische dorf“) usw. Auch in der Volkssprache der Sächsischen Schweiz sind manche wendische Reste erhalten geblieben. Die hauptsächlichste Nahrungsquelle der hier ansässigen Slawen dürfte der Fischfang und daneben die Zeidelweide (Waldbienenpflege) gewesen sein; Ackerbau und Viehzucht scheinen nur bescheidenen Umfang gehabt zu haben. Außerdem deuten Namen wie Lohnten (altslawisch lomu „Steinbruch“) und Kleppisch (slawisch klepafi „Hammer“) auf alte industrielle Tätigkeit. Man vergleiche auch Orts- und Flurnamen, wie Brausnitz, Bahra, Oatza. Die deutsche Kolonisation setzt hier frühestens im 12. Jahrhundert ein; ihren Höhepunkt erreicht sie offenbar erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Ob zuerst Wiprecht v. Groitzsch deutsche Siedler nach dem Meißner Hochland gerufen hat, da ihm Judith (gestorben 1109), die Tochter des Bohmenherzogs, späteren Königs Wratislaus, die beiden Gaue Milsca (Budessin) und Nisani, zu denen der größte Teil der Sächsischen Schweiz gehörte, als Mitgift zugebracht hatte, muss noch dahingestellt