Nach Verdun. Jan Eik
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Horst Bosetzky/ Jan Eik
Nach Verdun
Kappes vierter Fall
Kriminalroman
Jaron Verlag
Horst Bosetzky alias -ky lebt in Berlin und gilt als «Denkmal der deutschen Kriminalliteratur». Mit einer mehrteiligen Familiensaga sowie zeitgeschichtlichen Spannungsromanen avancierte er zu einem der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Zuletzt erschien von ihm der Berliner Familienroman «Bratkartoffeln oder Die Wege des Herrn». Für die Reihe «Es geschah in Berlin» verfasste er auch die Krimis «Kappe und die verkohlte Leiche» (2007) und «Der Lustmörder» (2008).
Jan Eik geboren 1940 in Berlin als Helmut Eikermann, ist seit 1987 freiberuflicher Autor und Publizist. Er schrieb zahlreiche Kriminalromane und -erzählungen sowie Hör_ und Fernsehspiele. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. «Der siebente Winter» (1989), «Der Geist des Hauses» (Ein Friedrichstadtpalastkrimi, 1998), «Trügerische Feste» (2006) und «Schaurige Geschichten aus Berlin» (Neuausgabe 2007). In der Reihe «Es geschah in Berlin» erschien auch sein Krimi «Der Ehrenmord» (2007).
Originalausgabe
1. Auflage 2008
© 2008 Jaron Verlag GmbH, Berlin
1. digitale Auflage Zeilenwert GmbH 2013
Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.
Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin
Satz: LVD GmbH, Berlin
ISBN 9783955520038
Inhaltsverzeichnis
EINS
SEIT DIENSTAG, dem 4. Februar 1916, lag die Kompanie in der Nähe von Chaumont in Stellung, gleich hinter der Eisenbahnlinie, die Verdun einstmals mit dem Norden verbunden hatte. Von dem ansteigenden Gelände aus waren im Süden deutlich die Ruinen von zwei kleinen Dörfern zu erkennen, Flabas und Ville. Dahinter lag düster der Caures-Wald, durch dessen nördliche Zipfel sich die Frontlinie schlängelte.
Mehr über die Gegend wusste keiner aus dem ganzen Zug. Nicht einmal der oberschlaue Oberlehrer Seifert, der mit seinem Geschwafel allen auf die Nerven ging. Dass sie sich einige Kilometer nördlich von Verdun befanden und dass diese schwerbefestigte Stadt das Ziel ihres Angriffs sein würde, brauchte er niemandem mehr zu erklären, dennoch wiederholte er es zwölfmal am Tag. Jeder wusste, dass man die 5. Armee unter dem Oberbefehl des Kronprinzen nur zu diesem Zweck hierher verlegt hatte. Die Offiziere taten dennoch sehr geheimnisvoll, insbesondere der Oberleutnant von Zabelsdorff. Der stolzierte umher, als habe er den Plan für die Offensive mit dem Kronprinzen persönlich entworfen.
Seit Zabelsdorff kurz nach Weihnachten den Befehl übernommen hatte, war es ihm gelungen, sich mit seinen Garnisonsmanieren bei jedermann gründlich unbeliebt zu machen. Nur Seifert kroch ihm in den Hintern. Die anderen - gewiefte Frontschweine, die sie waren - gingen ihm aus dem Weg, soweit das zwischen den zerschossenen Häusern des kleinen Fleckens überhaupt möglich war. Von Wegen oder gar Straßen konnte sowieso keine Rede sein. Es regnete seit Tagen, und alles versank nach und nach immer tiefer im Schlamm.
«Jenau wie daheim in Astpreißen», stellte der Riesenkerl Böwert mit seiner gewohnten stoischen Ruhe fest, während Heinrich Pietsch vergeblich nach begehbaren Stellen im aufgeweichten Grund fahndete. Als Großstädter war er es nicht gewohnt, bei jedem Schritt ins Bodenlose zu versinken - in Stiefeln aus Ersatzleder und mit Holzsohle. Dieser ganze Krieg stank ihm zum Himmel. Wenn er eine Möglichkeit gesehen hätte zu desertieren, hätte er es getan. Doch wohin sollte man sich in dieser zerschossenen Ödnis wenden? Und wie würden die Kameraden reagieren?
Der kleine Ludwig mit der verstimmten Mundharmonika würde vermutlich