Träume - Spiegel der Seele. Reinhold Ruthe

Träume - Spiegel der Seele - Reinhold Ruthe


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die Menschen dazu verleiten, bei ihren Träumen nach nur einer Art von Bedeutung Ausschau zu halten, während die wichtigste Regel sein sollte, alle möglichen Bedeutungen aufzuspüren, die ein Traum im Licht ihrer derartigen Erfahrung haben kann … «7

      Freud war der Meinung, die Seele nehme Zuflucht zu einer symbolischen und verhüllenden Sprache, um sexuelle und »unanständige« Vorstellungen zu vertuschen. Ann Faraday, die einige weit verbreitete Bücher über Traumdeutung geschrieben hat, ist genau gegensätzlicher Meinung. Sie behauptet, Träume seien die Möglichkeit der Seele, in einem einzigen kompakten Bild Gedanken und Eindrücke dieses Menschen zu spiegeln. Träume wollen uns nicht täuschen, sondern Wahrheiten offenbaren. Bilder enthalten verdichtete Überzeugungen des Menschen. Faraday schreibt:

      »Es ist jetzt weitgehend anerkannt, dass Symbole in Träumen dem Träumer die Wahrheit eher enthüllen als verhüllen und sie überdies in sehr präziser, gedrängter Form darstellen. Wenn ich zum Beispiel in einer Nacht träume, dass ich ein Schwein umbringe, und in der nächsten Nacht, dass ich meinen Mann zu Tode prügele, dann ist es vernünftiger anzunehmen, dass das Symbol Schwein zusätzliche Empfindungen vom irrtümlichen Chauvinismus meines Mannes darstellt, statt als (höchst unwirksame) Verhüllung zu dienen, um uns eine peinliche Konfrontation mit meinen mörderischen Gefühlen zu ersparen. Tatsächlich ist der Hauptgrund für den Zweifel an Freuds Verhüllungstheorie, dass die in Träumen auftauchenden Bilder sich nicht von den Metaphern und Slang-Ausdrücken unterscheiden, die wir dauernd im Wachleben gebrauchen. Die symbolische Sprache ist keineswegs eine Verhüllung, sondern scheint die wirksamste Art und Weise zu sein, eine ganze Sammlung von Gefühlen zu artikulieren, und das gilt gleichermaßen, ob die Gefühle nun abscheulich oder edel sind.«8

      Träume sind die Logik des Herzens, sie wollen enthüllen, nicht verhüllen. Die Bilder und Gleichnisse werden genauso in Büchern, Filmen und auf der Bühne wie im Traum verwandt. Bilder und bildharte Ideen sind älter als das abstrakte Sprachvermögen der Menschen.

      Schauen wir uns die Bibel an. Ein Meer von Bildern und Gleichnissen kommt uns beim Lesen entgegen. Nehmen wir die Psalmen. Die Schreiber leben von Bildern. Und wir verstehen sie. Wir haben vergessen, dass unsere Sprache Bilder, Symbole und Beispiele am laufenden Band benutzt. Wir sagen:

      »Dieser Schweinehund!«

      »Sie vermehren sich wie die Karnickel.«

      »Ein Wolf im Schafspelz.«

      »Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.«

      »Ein eitler Pfau!«

      »Ein Satansbraten.«

      »Ein Teufelsweib.«

      »Langsam wie eine Schnecke.«

      »Schnell wie ein Leopard.«

      »Flink wie ein Wiesel.«

      »Dunkel wie die Nacht.«

      »Trostlos wie eine Wüste.«

      »Strahlend wie die Sonne.«

      Wir können diese Liste ohne Schwierigkeiten mit hunderten von Bildern, Beispielen, Ideen und Symbolen ergänzen. Viele Träume enthalten konzentrierte Bilder, verwenden verständliche Gleichnisse und drücken Gefühle in einem Gemälde aus, das wir lernen müssen zu verstehen. Die Logik des Herzens ist eine andere als die Logik des Kopfes.

      Die Bildersprache ist ein Geschenk. Wenn Sie versuchen. Ihre Träume zu deuten, dann versetzen Sie sich in die Bilder hinein. Sind Sie Berater oder Seelsorger, gehen Sie mit dem Ratsuchenden in das Bild und erwecken Sie es zum Leben.

      »Woran werden Sie erinnert, wenn Sie im Traum in ein Loch fallen

      »Woran denken Sie, wenn Sie wie gelähmt sind?«

      »Versetzen Sie sich in das Gefühl: ›Ich stehe nackt auf der Kanzel!‹«

      »Erleben Sie nach, wie es ist, wenn Sie den Zug verpasst haben.«

      »Was geht in Ihnen vor, wenn Sie nicht von der Stelle kommen?«

      »Welche Assoziationen kommen Ihnen, wenn Sie vom Einbrecher überrascht werden?«

      »Was ist Ihr Hauptgefühl, wenn Sie im Traum über Ihre Stadt fliegen?«

       »wenn Sie selbst ermordet werden?«

       »wenn Sie als Mann ein Kind gehären?«

       »wenn Sie auf einer eingestürzten Brücke stehen?«

       »wenn Sie zum anderen Flussufer hinüberblicken?« usw.

      Bilder, Wortbeispiele, Slang-Ausdrücke und umgangssprachliche Redewendungen spiegeln das Lebensgefühl und die Erfahrungen eines Träumers wider. Seine Denk- und Handlungsmuster werden in die handelnden Personen oder Objekte hineinkomponiert. Sie helfen ihm, sich selbst zu verstehen.

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