Der Zthronmische Krieg. Matthias Falke

Der Zthronmische Krieg - Matthias Falke


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      Matthias Falke

      Der Zthronmische Krieg

      © 2014 Begedia Verlag

      © 2009 Matthias Falke

      Umschlagbild – Alexander Preuss

      Covergestaltung und Satz – Begedia Verlag

      Lektorat – André Piotrowski

      ebook-Bearbeitung – Begedia Verlag

      ISBN-13 – 978-3-95777-031-8 (epub)

      Besuchen Sie uns im Web:

      http://verlag.begedia.de

      Das ENTHYMESIS-Universum

      Eine Science-Fiction-Saga in sieben Trilogien

      1. Laertes

      2. Exploration

      3. Gaugamela

      4. Zthronmic

      - Torus der Tloxi

       - Der Zthronmische Krieg

      - Palisaden von S'Deró

      5. Tloxi

      6. Jin-Xing

      7. Rongphu

      Laertes I

      Die Ordonnanz brachte die Getränke und stellte sie auf das zierliche gravimetrische Tischchen: einen Scotch in einem Tumbler aus echtem Kristall und einen alten spanischen Rotwein in einem Römer aus Elastalglas.

      »Haben die Herren sonst noch einen Wunsch?«

      Die beiden Männer verneinten wortlos. Dann sahen sie der jungen Offiziersanwärterin mit versonnenem Blick nach, wie sie mit elegantem Hüftschwung ihren Slalom zwischen den anderen Tischen und Sitzgruppen absolvierte und zu ihrer Bar zurückkehrte. Dort schmolz sie in die Silhouette einiger Palmen und genmanipulierter Ficusgewächse ein, die sich als filigrane Scherenschnitte von dem Hintergrund des Raumes abhoben. Die mächtige Kuppel aus polarisierendem Elastal war – wie immer zu dieser späten Stunde – vollkommen durchscheinend. Während man ihr tagsüber ein milchiges Aussehen zu geben pflegte, das einen hellen Erdhimmel imaginieren ließ, wurde die Polarisierung am Abend aufgehoben. Der Blick in den Kosmos wurde so zu einem »nächtlichen« Firmament – wenn auch zu einem, dessen Pracht die klarsten irdischen Winter- und Hochgebirgsnächte verblassen ließ. Millionen Sterne überstrahlten die Erinnerung an die paar Tausend, die man von der Erde aus hätte sehen können. Hinzu kamen die gewaltigen Artefakte, die scheinbar regungslos im Raum hingen: mächtige Schiffe, deren Parkraum eine Ebene von vielen Quadratkilometern bildete. Und in der Flucht stand die Hälfte des Torus als Regenbogen aus glitzerndem Titanstahl. Die Bewegung dieser Massen war vollständig synchronisiert. Sie teilte sich den Besuchern der Bar nur indirekt am gemächlichen Wandern des Sternenhintergrundes mit. Und daran, dass die roten und blauen Strahlen der Doppelsonne dieses Systems bisweilen zwischen den schweigenden Schiffskörpern durchbrachen und seltsame Halos auf ihre Flanken warfen.

      Die beiden Männer hatten schweigend ihre Gläser gehoben, einander zugenickt und dann den ersten Schluck getrunken.

      Die junge Ordonnanz hatte das Licht ein wenig weiter herabgedimmt und dezente klassische Musik angeschaltet. Es war die Stunde der Liebespaare, die nach Schichtende in die SkyLounge kamen, um sich Zärtlichkeiten ins Ohr zu flüstern.

      »Seltsam«, sagte der eine der beiden alten Männer, die einander gegenübersaßen und ihre Gläser in den Händen drehten.

      Der andere erwiderte nichts, sah aber auch nicht auf. Sein Schweigen ermöglichte es dem ersten, seinen Gedankengang ohne Eile darzulegen.

      »Da sitzen wir am anderen Ende der Galaxis, die zu unserer Jugend noch der Inbegriff des Unerreichbaren war, und was machen wir? Wir trinken schottischen Whiskey und spanischen Rotwein, hören Mozart, und die Pracht von tausend Sonnen vermag nicht die Nostalgie zu überstrahlen, die der Anblick einer schlanken Mädchenhüfte in uns auslöst.«

      Laertes ließ den Wein in dem Pokal aus synthetischem Glas kreisen und seine Blicke über die halbdunkle Feierabendlandschaft der SkyLounge schweifen. Er wirkte, als versuche er, Augenkontakt zu der Ordonnanz herzustellen. Aber sie hatte sich mit dem Oberkörper über ihre Theke gelehnt und spielte mit ihrem KomGerät. Vermutlich tauschte sie Nachrichten mit ihrem Liebhaber aus.

      »Ich weiß, was jetzt kommt«, sagte General a. D. Dr. Randolph Valerian Rogers. Er ließ die Eiswürfel in seinem Tumbler aneinanderklacken und verfolgte ihre Bewegungen dabei, als handle es sich um ein besonders spannendes Baseballspiel. »Warum sind wir hier? Was machen wir hier eigentlich?«

      Er sah auf und grinste Laertes spöttisch an. Der selbst ernannte Chefideologe zuckte nicht einmal die Schultern. Die feine Ironie seines alten Weggefährten nahm er schon lange nicht mehr wahr.

      »Warum nicht?«, sagte er leise. »Was schadet es, hin und wieder das Ganze infrage zu stellen?«

      Er lehnte sich zurück und sah zu der mächtigen, nahezu unsichtbaren Kuppel hinauf, jenseits der das Universum lohte wie ein blauer Brand. Dann schüttelte er die grüblerische Stimmung ab und fasste Rogers scharf ins Auge.

      »Wir müssen reden«, sagte er mit verwandelter Stimme.

      Rogers musterte wieder die komplizierten Manöver seiner Eiswürfel.

      »Dazu sind wir da«, meinte er halblaut, ohne auf Laertes’ neu angeschlagenen Ton einzugehen.

      Der weißhaarige Philosoph setzte sich noch eine Spur gerader auf.

      »Wir müssen über das Imperium reden«, sagte er eindringlich.

      Sein Gegenüber schien noch immer so von dem Inhalt seines Tumblers fasziniert, dass es fraglich blieb, ob er überhaupt zugehört hatte. Nach einer Weile kippte er den Rest seines Getränkes mit einer zackigen Bewegung hinunter und setzte das Glas abrupt auf die Tischplatte aus künstlicher Gravitation.

      »Ich bin froh«, sagte er, »dass sie den Ordonnanzen neue Uniformen gegeben haben. Die alten waren zu zivil. Diese hier«, er nickte mit dem Kopf über die Schulter in Richtung Theke, »haben mehr Schneid. Sie sind den Ausgehuniformen der fliegenden Crew nachempfunden, das finde ich wesentlich angemessener.«

      Laertes hatte Rogers’ Ausführungen geduldig angehört. Er kannte den alten Schlachtenlenker und bei Generationen von Akademieabgängern gefürchteten Schleifer viel zu gut, als dass er sich von einem solchen Capriccio aus dem Konzept hätte bringen lassen.

      Als das Schweigen zwischen ihnen wuchs wie die Feindseligkeit zwischen zwei konkurrierenden Mafiapaten, begegnete der pensionierte General schließlich dem Blick des Philosophen.

      »Das ist ja neuerdings ein Lieblingswort«, knurrte er. »Man hört es immer wieder.«

      Laertes lächelte schmerzlich.

      »Das spiegelt nur die Realität. Wir haben – neuerdings – eine veränderte Situation und ich weiß nicht, ob wir sie schon angemessen reflektiert, ob wir sie überhaupt begriffen haben!«

      Dr. Rogers nahm die Schultern zurück und drückte das Kinn auf die Brust. »Jetzt lass aber mal die Kirche im Dorf!«, sagte diese Körperhaltung. Aber er sah, dass der unausgesprochene Vorwurf an Laertes abprallte.

      »Das Imperium«, begann dieser, indem er jedes Wort betonte, als spreche er für die Protokollfunktion des StabsLogs, »das Imperium ist Realität. Dieser Tatsache müssen wir ins Auge sehen. Alles andere wäre Selbstbetrug.«

      Er fixierte den texanischen Haudegen, bis dieser seinen Blick mürrisch erwiderte.

      »Schlimmer: Selbstmord. Wir können es uns in unserer Lage nicht mehr leisten, an der Wirklichkeit vorbeizuschauen. Mit dem Sieg über Sina ist uns eine Macht in den Schoß gefallen, auf die wir nicht vorbereitet waren. Wir kamen dazu wie die Jungfrau zum Kind. Oder«, wieder setzte er das schmerzliche Lächeln auf, das ausdrückte, wie unwohl ihm selber bei der Sache war, »oder wie der Schlafwandler auf den First seines Daches …«

      »Da soll man ihn nicht aufwecken«, knurrte Dr. Rogers.

      »Doch«,


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