Perelandra. C. S. Lewis
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Die Perelandra-Trilogie
Zweiter Band
Perelandra
C. S. Lewis
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
eISBN 9783865064295
© 2005 für diese Ausgabe by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH
Vollständige, ungekürzte Ausgabe. Übersetzung von Walter Brumm
Neubearbeitung von Nicola Volland
© der deutschen Übersetzung: Thienemann Verlag, 1990
PERELANDRA previously published in paperback by Voyager 2000
First published in Great Britain by John Lane (The Bodley Head) Ltd 1943
Copyright © C. S. Lewis Pte Ltd 1943
Einbandgestaltung: BrendowCreativ, Moers
Titelmotiv: GettyImages, München
Inhalt
1 _______
Als ich den Bahnhof von Worchester verließ und mich auf den drei Meilen weiten Weg zu Ransoms kleinem Landhaus machte, ahnte wohl niemand auf dem Bahnsteig, was es mit dem Mann, den ich besuchen wollte, auf sich hatte. Vor mir (denn das Dorf lag im Norden, auf der anderen Seite der Bahnstation) erstreckte sich flaches, etwas eintöniges Heideland, und der Fünfuhrhimmel war trübe, wie so oft an Herbstnachmittagen. Die wenigen Häuser und die roten oder gelblichen Baumgruppen fielen in keiner Weise auf. Wer konnte sich vorstellen, dass ich weiter draußen in dieser stillen Landschaft einem Mann gegenübertreten und die Hand geben würde, der auf einer vierzig Millionen Meilen von London entfernten Welt gelebt, gegessen und getrunken hatte; einem Mann, der die Erde als kleinen grünen Lichtpunkt im All gesehen und von Angesicht zu Angesicht mit einem Wesen gesprochen hatte, das schon lebte, als unser Planet noch unbewohnbar war?
Denn auf dem Mars war Ransom nicht nur den Marsianern begegnet. Er hatte Eldila genannte Wesen gesehen und vor allem den großen Eldil kennen gelernt, den Herrscher des Mars oder, in ihrer Sprache, den Oyarsa von Malakandra. Die Eldila unterscheiden sich sehr von allen erdgebundenen Geschöpfen. Ihr physischer Organismus, wenn man überhaupt von einem Organismus sprechen kann, ist ganz anders als der eines Menschen oder Marsianers. Sie essen nicht, atmen nicht, zeugen nicht und sterben keines natürlichen Todes, sodass sie sich eher mit denkenden Mineralien vergleichen lassen als mit irgendwelchen uns bekannten Lebewesen. Obgleich sie auf Planeten erscheinen und es unseren Sinnen zuweilen so vorkommen mag, als hielten sie sich dort auf, bietet die genaue räumliche Lokalisierung eines Eldil zu einem bestimmten Zeitpunkt große Schwierigkeiten. Sie selbst sehen den Weltraum (oder die Himmelstiefen) als ihr eigentliches Element an, und die Planeten sind für sie keine geschlossenen Welten, sondern einfach bewegliche Punkte – vielleicht sogar Unterbrechungen – in dem, was wir das Sonnensystem und sie die Gefilde Arbols nennen.
Ich besuchte Ransom auf ein Telegramm hin, in dem es geheißen hatte: »Kommen Sie Donnerstag, wenn möglich. Geschäftlich.« Ich ahnte, welche Art von Geschäften er meinte, und versuchte mir immer wieder einzureden, dass es höchst angenehm wäre, einen Abend mit Ransom zu verbringen; doch ich merkte, dass die Aussicht mich weniger erfreute, als sie eigentlich sollte. Die Sache mit den Eldila machte mir zu schaffen. Ich konnte mich gerade noch an den Gedanken gewöhnen, dass Ransom auf dem Mars gewesen war … aber einem Eldil begegnet zu sein, mit einem Wesen gesprochen zu haben, dessen Leben praktisch unendlich schien … Die Reise zum Mars war schon schlimm genug. Ein Mann, der auf einer anderen Welt gewesen ist, kehrt nicht unverändert zurück. Der Unterschied lässt sich nicht in Worte fassen. Wenn der Mann ein Freund ist, kann es schmerzlich sein: Das alte Verhältnis ist nicht leicht wiederherzustellen. Aber weitaus schlimmer war meine zunehmende Überzeugung, dass die Eldila ihn nicht
allein ließen. Kleine Ungereimtheiten im Gespräch mit ihm, eigenartige Wendungen, zufällige Anspielungen, die er dann mit einer unbeholfenen Entschuldigung zurücknahm, ließen darauf schließen, dass er sich in seltsamer Gesellschaft befand; dass es in seinem Landhaus – nun ja – Besucher gab.
Während ich die menschenleere Straße entlang durch das nicht eingezäunte Gemeindeland von Worchester stapfte, versuchte ich, mein wachsendes Unbehagen loszuwerden, indem ich es analysierte. Wovor fürchtete ich mich eigentlich? Kaum hatte ich mir diese Frage gestellt, als ich es auch schon bereute. Ich war bestürzt, dass ich in Gedanken das Wort »fürchten« gebraucht hatte. Bis dahin hatte ich versucht, mir weiszumachen, ich empfände nur Abneigung oder Verlegenheit oder sogar Langeweile. Doch das Wort »fürchten« hatte die Katze aus dem Sack gelassen. Mir