Tagebuch eines frommen Chaoten. Adrian Plass

Tagebuch eines frommen Chaoten - Adrian Plass


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abstoßendes Geräusch. Er fuhr hoch wie von der Tarantel gestochen, und Onkel Ralph lüftete das Sitzpolster, um eine kürzlich noch mit Luft gefüllte Gummiblase zu Tage zu fördern, auf der » HUPKONZERT « stand. Ralph kriegte sich kaum ein.

      Richard, der sich offensichtlich zu Herzen genommen hatte, was ich in der Küche gesagt hatte, begann mit seiner gekünstelten Fistelstimme zu gackern und sagte: »Oh, was für ein überaus gelungener Scherz! Ich missbillige ihn keineswegs. Oh nein! Ich denke, das war sehr spaßig. Ha, ha!«

      Schämte mich in Grund und Boden.

      Rief Richard später an und beichtete ihm, dass ich nicht sehr ehrlich gewesen war.

      Eins muss man ihm lassen: Der gute alte Richard ist nicht nachtragend. Weiß nicht, ob er bloß ein dickes Fell hat oder ob das Liebe ist.

      Als Anne und Gerald kamen, erzählte ich, was passiert war.

      Anne, die mit Tante Marjorie auf einer Missbilligungstour durch unser Viertel gewesen war, verhielt sich ziemlich reserviert.

      Gerald dagegen ließ mich die Ereignisse dreimal erzählen. Konnte ihn noch Stunden später wiehern hören, als wir alle längst im Bett waren.

      Welch ein Glück, dass Marjorie und Ralph morgen abreisen. Uns reicht’s erst mal.

      In der Nacht bohrende Zahnschmerzen …

      Die beiden sind weg! Endlich wieder Friede.

      Ging am Abend zur Unity Hall, um Bad News for the Devil bei der Probenarbeit zu belauschen. Als ich ankam, verharrte ich einen Augenblick vor der Tür und vernahm ein Geräusch, das sich anhörte, als ob ein Klavier durch einen Fahrstuhlschacht fallt, während jemand unter dem Klavierdeckel eingeklemmt ist.

      Erfuhr später, dass es sich um eine Nummer handelte, die den Titel trägt »Friede ist nah«.

      Dachte bei mir, ein besserer Name für die Gruppe wäre »Ziemlich ermutigende Nachricht für den Teufel«.

      Behielt das aber für mich.

      Sie sind ja alle so unheimlich motiviert.

      Gerald spielt Lead-Gitarre, Vernon Rawlings Bass und Elsie Burlesford Flöte. William Farmer ist zuständig für Schlagzeug (sehr laut) und Sologesang (absolut unverständlich).

      Im Gespräch erfuhr ich, dass keiner von ihnen im Traum an Ruhm oder Reichtum interessiert ist. Sie wollen mit ihrer Musik ausschließlich dem Herrn dienen.

      Habe Gerald noch nie so bei der Sache erlebt.

      Edwin hat sie eingeladen, in drei Wochen im Gottesdienst zu spielen, falls sie bis dann »soweit sind«.

      Hmmmm …

      Zahnschmerzen zwar erträglich, aber pausenlos. Anne braucht es nicht zu wissen.

      Aufgestanden.

      Zahnschmerzen.

      Wieder ins Bett.

      Über meinem Haupte verlöschen alle Lichter.

      Wachte um fünf wegen diesen vermaledeiten Zahnschmerzen auf. Trübsal! Intensives Gebet auf dem Klo. Vielleicht gehen sie ja einfach weg. Werde immer reizbarer. Muss aufpassen, dass Anne nichts merkt.

      Um 21 Uhr zur Silvesterparty der Kirche bei den Cooks. Zuvor hatte ich gesagt: »Wir bringen Tsatsiki mit, oder?«

      Anne hatte gemeint: »Kuchen wäre wahrscheinlich besser.«

      Erinnerte Anne sanft, aber bestimmt daran, dass uns die Schrift lehrt, dass der Mann das Haupt des Weibes ist. Wir nahmen Tsatsiki mit.

      Alle brachten Tsatsiki mit! Kein Brot, kein Kuchen, kein Pudding, nichts als Tonnen von – Tsatsiki.

      Anne sagte: »Was nun, mein Herr und Gebieter?«

      Gerald meinte, das Gebet des Herrn sollte künftig geändert werden in »Unser tägliches Tsatsiki gib uns heute. Denn das ist das Einzige, was Christen essen.«

      Richard Cook stand in der Nähe und hatte alles mitgehört. Er sagte, das sei eine Verhöhnung des Wortes und ob Gerald wirklich ein reines Gewissen habe?

      Gerald erwiderte blödsinnigerweise: »Na klar, wir geben doch immer Lenor in den letzten Spülgang!«

      Richard floh in Richtung Himbeerbrause. Ich wünsche mir manchmal, Gerald würde nicht dauernd so was machen.

      Gingen nach ein oder zwei Stunden voller lauter und peinlicher Spiele, die George Farmer organisiert hatte.

      Beim Verlassen des Gartens stießen wir auf Leonard Thynn, der gerade eine theologische Debatte mit einem großen Gartenzwerg hatte und dabei fortwährend an einer eindeutig geformten und riechenden Flasche nuckelte. Brachten ihn heim. Gerald bestand darauf, ihn ins Haus und ins Bett zu schaffen. Typisch Gerald. Nicht fromm, aber lieb.

      1.30 Uhr. Anne schläft längst. Ich nicht. Mein Gebiss steht in Flammen!

      Da kann ich auch gleich meine Vorsätze fürs neue Jahr schriftlich niederlegen:

      (1) Jeden Morgen werde ich Anne eine Tasse Tee ans Bett bringen. Sie verdient es.

      (2) Jeden Morgen werde ich Stille Zeit halten, nachdem ich Tee gemacht habe. Werde Gott mehr von meiner Zeit schenken. Er verdient es.

      10 Uhr (bei der Arbeit): Entsetzlich! Bin hundemüde, nachdem ich noch so lange auf war und über meinen Vorsätzen gebrütet habe. Vergaß, den Wecker zu stellen, sodass wir alle verschlafen haben. Anne war auf 100. Gerald grinste auf seine unnachahmliche Weise, die einen auf die Palme treiben kann. Zu spät im Geschäft. Keine Stille Zeit.

      Zahnschmerzen entsetzlich, aber ich spüre, dass der Herr zu mir sagt: »Ich will dich heilen. Geh nicht zum Zahnarzt!« Gebet ist dran! (Nehme Schmerztabletten, bis Gebet erhört.)

      Zahnschmerzen SCHLIMM!!! Frau hässlich. Sohn lächerlich. Gott nicht-existent. Stille Zeit? Tee am Bett? Ha! Warum heilt Gott meinen Zahn nicht, wenn er doch angeblich so wunderbar ist? Hosentaschen voller zerknüllter Aspirin-Schachteln. Fürchte, Anne schöpft Verdacht.

      SCHMERZ! SCHMERZ! SCHMERZ!

      Richard kam abends vorbei, um sich bei Gerald zu entschuldigen, dass ihm Dienstag der Kragen geplatzt ist. Dann entschuldigte sich Gerald dafür, dass er Richard dazu gereizt hat, sich zu vergessen; dann entschuldigte sich Richard dafür, dass er nicht schon früher gekommen ist; dann sagte Gerald … usw. usw. So was Absurdes! Die haben keine Zahnschmerzen!

      Später sagte Gerald, eine Entschuldigung von Richard gleicht noch am ehesten dem juristischen Tatbestand grob fahrlässiger Körperverletzung. Fühlte plötzlich einen stechenden Schmerz in der Backe und nannte Gerald einen »arroganten Heiden«.

      Anne sah mich zuerst pickelhart und durchdringend an, dann nickte sie bedächtig. »Ich wusste es«, sagte sie, »du hast Zahnschmerzen.«

      Sie besorgt mir für morgen einen Nottermin.

      MORGEN, Herr! Bitte heile mich vor morgen! Sie arbeiten doch samstags sowieso nicht, oder? Doch?

      War beim Zahnarzt!!! Er hat meinen Zahn repariert!! Wie wundervoll, liebenswert


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