Für immer? Ja!. Matthias Hipler
bestimmten Punkt zu sprechen, hilft es, Deine Unsicherheit oder Angst in Worte zu fassen: „Es fällt mir nicht ganz leicht, Dir zu sagen, wie ich mich im Moment fühle, und ich bin unsicher, ob ich es Dir richtig erklären kann. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass Du mich besser verstehst.“
Die Sprecher-Regeln helfen, ein Gespräch konzentrierter zu führen und nicht vorschnell abzuschweifen. Gutes Zuhören ist eine Kunst, in der Mann und Frau sich immer wieder neu üben müssen. Wer aktiv zuhören will, sollte vier einfache Grundregeln beachten.
Die vier Zuhörer-Regeln
1. Sei ganz Ohr!
Signalisiere Deinem Partner verbal und nonverbal, dass Du ganz auf Empfang eingestellt bist. Schau ihm in die Augen und zeige Dein Interesse. Lächle oder nicke zustimmend mit dem Kopf. Du musst Dir bewusst sein, dass Deine Denk- und Zuhörgeschwindigkeit schneller ist als die Sprachgeschwindigkeit des Sprechers. Der Mensch kann dreimal mehr Worte aufnehmen als sprechen. Deshalb ist die Versuchung so groß, dass Du als Zuhörer gedanklich spazieren gehst. Du schweifst innerlich ab und hörst nicht mehr wirklich zu. Möglicherweise hast Du eine Bemerkung gehört, auf die Du am liebsten sofort antworten willst. Jetzt wartest Du nur darauf, dass Du endlich Deine Sichtweise schildern und den Sprecher korrigieren kannst. Und wieder hörst Du nicht mehr aufmerksam zu. Nur wer diese beiden Versuchungen überwindet, ist in der Lage, den Sprecher wirklich zu verstehen und seine Ausführungen stehen zu lassen.
2. Gib mit Deinen Worten wieder, was bei Dir angekommen ist!
Um Dich zu vergewissern, dass Du alles richtig verstanden hast, gib das Gehörte noch einmal mit Deinen Worten wieder: „Habe ich Dich richtig verstanden …?“ oder „Bei mir ist angekommen, dass du …!“ Versuche, auf Interpretationen zu verzichten. Frage nach, wenn etwas für Dich unklar geblieben ist. So erfährst Du, ob Du den anderen verstanden oder missverstanden hast. Der positive Nebeneffekt dieser Regel besteht darin, dass sich der Sprecher ernst genommen fühlt und er sich durch Deine Wiederholung klarer darüber wird, ob er genau das sagen wollte, was bei Dir als Zuhörer angekommen ist.
3. Stelle offene Fragen!
„Wie genau war das für dich? Wie kommst du auf diesen Gedanken? Was bewegt dich besonders?“ Durch solche offenen Fragen motivierst Du den anderen Sprecher, seine Sichtweisen noch konkreter und ausführlicher zu schildern.
4. Sag, wie es Dir mit dem eben Gehörten geht!
Vielleicht bist Du überrascht. Möglicherweise bist Du nachdenklich geworden oder Du merkst, wie Ärger in Dir hochkommt. Versuche, dem Sprecher eine taktvolle Rückmeldung zu geben. Einer der größten Fehler in der partnerschaftlichen Kommunikation ist die Bemerkung des Zuhörers: „Das stimmt nicht! Das ist falsch!“ Diese Aussage unterstellt dem anderen, nicht ehrlich geredet zu haben, und er wird darauf entsprechend negativ reagieren. Zuhören bedeutet: „Ich will dich verstehen und deine Sicht der Dinge, deine Gedanken und Gefühle stehen lassen, auch wenn ich es völlig anders sehe.“
Praxis-Übung: Wechsel der Sprecherrollen
Die acht Gesprächsregeln sind Euch sicherlich nicht neu. Das Geheimnis liegt in ihrer Umsetzung. Übt sie in der Praxis miteinander ein und schaut, was passiert. Eure Gespräche bekommen einen etwas anderen Charakter. Ihr werdet konzentrierter und effektiver miteinander kommunizieren. Je schwieriger allerdings die Thematik, umso schwerer fällt die Einhaltung der Regeln.
Wie könnt Ihr die Regeln konkret ausprobieren?
Verabredet Euch zu einem kleinen Paaraustausch in entspannter, ungestörter Atmosphäre. Legt jetzt die Sprecher- und Zuhörerrolle fest. Der Sprecher wählt ein Thema aus und schildert seine Gedanken und Gefühle, während der Zuhörer sehr aufmerksam bemüht ist, zu verstehen. Das Gespräch ist dann erfolgreich verlaufen, wenn der Zuhörer verstanden hat, was den Sprecher genau bewegt. Anschließend wechselt Ihr die Rollen. Der Zuhörer wählt entweder das gleiche oder ein anderes Thema aus, worüber er gerne reden will. Hier eine kleine Auswahl an konfliktfreien Themen:
■ „Was ich an unserer Kommunikation schätze.“
■ „Was mir besonders gut gefällt in unserer Partnerschaft.“
■ „Mich beschäftigt im Augenblick folgendes Thema: … “
■ „So stelle ich mir unser Leben in drei oder fünf Jahren vor:“
■ „Für unsere Freizeitgestaltung wünsche ich mir … “
Besonders herausfordernd können auch diese Themen sein:
■ „Ich habe mich das letzte Mal über dich geärgert, weil … “
■ „Ich würde mich in unserer Beziehung ein bisschen zufriedener fühlen, wenn wir … “
■ „Ich habe Schwierigkeiten damit, dass … “
■ „Ich fühle mich unverstanden im Blick auf … “
Frauen und Männer kommunizieren unterschiedlich
Männer und Frauen ticken unterschiedlich in ihrem Kommunikationsverhalten. Die sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten von Frauen sind in der Regel deutlich ausgeprägter als die des Mannes. Sie benutzt pro Tag etwa dreimal so viele Kommunikationszeichen (Worte, Gesten, Töne) wie ihr Partner. Auch wenn es sehr sprachgewandte Männer gibt, geben die Frauen stärker den Ton in partnerschaftlichen Gesprächen an. Nicht selten ist sie diejenige, die das partnerschaftliche Gespräch sucht, während er sich wortkarger gibt und sich schwerer tut, Emotionen in Worte zu fassen.
Harry sagt zu seiner Frau: „Hör mal, das ist interessant, Schatz. Ich habe gerade gelesen, dass einer Studie zufolge Männer durchschnittlich 9000 Wörter am Tag benutzen – Frauen dagegen fast 27 000. Das dürfte ja wohl endgültig beweisen, dass Frauen mehr reden als Männer.“ „Überhaupt nicht“, sagt seine Frau „Das beweist nur, dass wir immer alles dreimal sagen müssen, damit ihr es kapiert!“
In vielen Paarberatungen habe ich häufig wiederkehrende Kommunikationsmuster erlebt, die das Zweiergespräch erschwert haben.
Deine Art, Probleme anzugehen, ist aber nicht meine Art
Männer suchen nach Lösungen – Frauen nähern sich von verschiedenen Seiten einem Problem, wie zum Beispiel Markus und Katja:
Katja: „Meine Chefin war heute echt nervig. Sie hatte wieder andauernd etwas zu meckern. Ich gebe wirklich mein Bestes, aber das scheint sie nicht zu sehen. Manchmal würde ich am liebsten kündigen und eine neue Stelle suchen.“
Markus: „Ich habe dir schon ein paarmal vorgeschlagen, auf dieser einen Internetseite nach Stellenangeboten zu suchen.“
Katja: „Ich will von dir nicht gesagt bekommen, was ich tun soll. Höre dir doch einfach nur mal meinen Frust an. Kannst du mich wenigstens ein bisschen verstehen?“
Katja und Markus haben aneinander vorbeigeredet. Katja schildert ihren Frust, Markus schlägt ihr eine Problemlösung vor. Katja will mit ihm über die Chefin reden, Markus geht nicht wirklich auf ihre emotionale Stimmung ein. Katja fühlt sich unverstanden und nicht ernst genommen. Markus fühlt sich mit seinem Vorschlag, Katja zu helfen, nicht wertgeschätzt.
Eine Frau möchte zuallererst verstanden werden. Sie wünscht sich den einfühlsamen Zuhörer und nicht den Problemlöser. Dabei sind für sie auch Kleinigkeiten bedeutsam. Sie teilt ihre einzelnen Gedanken, Gefühle und