Puls des Lebens. Robert Fulford
aufdringliches Bekenntnis zu Liebe, Spiritualität, Respekt und Fürsorge gegenüber allen Menschen und sein Konzept des Gebens und Zurückgebens bewegt. Hier steht er ganz in der Tradition Albert Schweitzers (1875 – 1965), und wie dieser besticht auch Fulford in seinen Erzählungen durch eine geradezu fesselnde Glaubwürdigkeit. Sie zu erlangen gelingt nur jenen Menschen, die ihrem Gewissen und ihren Idealen gegen alle Widerstände treu bleiben und ihre Überzeugungen, anstatt sie laut in die Welt zu posaunen, still und hingebungsvoll leben.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre.
Christian Hartmann Pähl, August 2005
Vorwort des Autors
Kürzlich erhielt ich einen Anruf von einem 45-jährigen Mann, der dringend Hilfe benötigte. Er hatte seit einigen Monaten unter den Symptomen eines Herzinfarktes gelitten, seine Ärzte konnten ihm jedoch nicht helfen. Das Problem bestand darin, dass alle an ihm durchgeführten medizinischen Tests und Elektrokardiogramme keinerlei Befunde am Herzen aufwiesen. Die meisten Ärzte verlassen sich bei ihrer Diagnostik gänzlich auf Tests und Apparate und stehen vor einem Rätsel, sobald die Testergebnisse besagen, dass das Herz scheinbar normal arbeitet.
Die Bitte des Mannes, jemand möge seinen gesamten Körper nach der Ursache der Beschwerden untersuchen, wurde jedoch abgelehnt. Gäbe es ein Problem mit dem Herzen, müsse sich die Erklärung dafür auch im Herzen befinden, und das war das Ende vom Lied.
Das passiert meinen Patienten sehr oft: Sobald kein anderer irgendeine Lösung finden konnte, werden sie an mich überwiesen.
Bei der Untersuchung des jungen Mannes entdeckte ich, dass er sich vor einigen Jahren den rechten Oberschenkel gebrochen hatte. Nachdem die Chirurgen sein Bein wieder hergestellt hatten, bildete sich eine ganze Menge Bindegewebe und beeinträchtigte bestimmte Muskeln, die hinauf zum Nacken führen. Diese Nackenmuskeln haben sich möglicherweise zusammengezogen oder sie sind derart locker und elastisch geworden, dass sie die umliegenden Knochen nicht mehr richtig abstützen konnten. Wie auch immer, bei dem Mann herrschte eine Disbalance, die zu einer Verdrehung der Halswirbelsäule am Ursprung der Nervenversorgung des Herzens nahe der Schädelbasis führte. So konnte das Herz nicht richtig arbeiten; nicht aufgrund einer Erkrankung, sondern weil das Bein viele Jahre zuvor verletzt worden war.
Nach vier Sitzungen mit osteopathischen Techniken hatte der Mann seine ausgezeichnete Gesundheit wiedererlangt. Jetzt, Monate später, drängen ihn die Ärzte zu weiteren Untersuchungen. Sie weigerten sich zu glauben, dass mit dem Herzen alles in Ordnung sei. Sie weigerten sich ebenso zu glauben, dass irgendetwas anderes als die ihnen vertraute Kategorie der Medizin ihm helfen konnte.
Hier noch eine andere Geschichte über einen kleinen Jungen, den ich erst vor ein paar Monaten kennen gelernt habe.
Seine Mutter hatte massive körperliche Beschwerden während der Schwangerschaft ausgehalten, und das Kind konnte kaum atmen als es geboren wurde – was, wie Du bald erfahren wirst, gleichbedeutend mit einer Gesundheitskrise unmittelbar von Beginn an ist.
Kurz nach der Entbindung wurde der Junge krank, und in den nächsten Jahren lag er ständig mit Lungenentzündung und anderen Erkrankungen danieder. War er nicht krank, raste er im Haus wild umher, stieß gegen Wände und Vasen, grabschte Aschenbecher von den Tischen und warf sie auf den Boden. Zu alledem kam noch, dass er kaum sprechen konnte, und seine Eltern befürchteten er sei geistig behindert.
Weder ihr Kinderarzt noch ein Kinderpsychologe konnten dem Jungen in irgendeiner Form helfen. Die Eltern waren verzweifelt.
Kurz nach seinem vierten Geburtstag brachten sie den Jungen zu mir. Just in dem Moment als ich die Tür meines Hauses im ländlichen Ohio öffnete, in dem ich noch immer praktiziere, rannte der Junge wortlos rein. Er preschte hinüber zum Telefon, begann am Kabel zu ziehen und versuchte es auf den Boden zu zerren.
Es war nicht einfach den Jungen dazu zu bringen, ruhig auf meinem Behandlungstisch zu liegen, aber schließlich ließ er sich nieder und wir hatten eine gute Sitzung. Meine erste Aufgabe bestand darin, sein Steißbein mit meinen Händen zu lösen, und so konnte ich den vorderen recto-respiratorischen Reflex befreien. Dieser erstreckt sich in jenem Bereich vom Becken bis zum oberen Brustkorb, der als lymphatisches Abflussgebiet für die Ohren dient. Wenn sich dieser Reflex nicht im Einklang mit dem übrigen Körper befindet, stagniert der Lymphfluss. Obwohl der Junge einer meiner schwierigsten Fälle war, zeigt er deutliche Zeichen der Besserung. Er beginnt nun richtig zu atmen und während er das tut, wird er zusehends ruhiger. Seine Eltern sind für beide Ergebnisse sehr dankbar. Besonders interessant aber ist, dass das Sprachniveau des Jungen fast das altersentsprechende Niveau erreicht hat. Welche Befürchtungen seine Eltern bezüglich einer möglichen Geisteskrankheit auch hatten, sie sind zerstreut.
Eine der Lektionen, die ich während meiner Arbeit gelernt habe, besteht darin, dass das körperliche mit dem seelischen System verbunden ist. Wenn Patienten meine Praxis nach einer erfolgreichen Behandlung verlassen, fühlen sie sich nicht nur körperlich besser, sondern auch psychisch. Körper und Geist bilden mit Sicherheit eine Einheit, und die Hilfe für einen Teil verschafft üblicherweise auch dem anderen Erleichterung.
Ein anderer aktueller Fall, auf den ich später detaillierter eingehen möchte: Es handelt sich um die Geschichte eines Arztes und seiner Frau, die sich schon viele Jahre auf ihren fünfzigsten Geburtstag gefreut hatten. Und was für Pläne geschmiedet worden waren! – zu Reisen, zum Entspannen, ihr Leben zu genießen, nachdem sie so viele Jahre ums Überleben kämpfen mussten. Aber kurz bevor sie so weit waren, zeigten sich bei der Frau die ersten Anzeichen der Alzheimer-Krankheit. Der Arzt, obwohl versiert und fähig, konnte doch nur hilflos zusehen, wie sie in den vegetativen Zustand hinüber dämmerte. Schließlich war er gezwungen sie in einem Pflegeheim unterzubringen.
Da er sich ständig um seine Frau gekümmert hatte, erschütterte die ganze Angelegenheit den Arzt sowohl seelisch als auch körperlich zutiefst. Zu jenem Zeitpunkt, als sie in das Heim zog, war er gänzlich entkräftet, sein Gemüt teilnahmslos und sein Geist geschwächt.
Mutter Natur brauchte nicht lange um den Job zu beenden. Der Arzt entwickelte bald eine kongestive Herzinsuffizienz und wäre in seinem Sessel tot zusammengebrochen, hätte sein Sohn ihn nicht gerade noch rechtzeitig besucht und ihn im Eiltempo in ein Krankenhaus gebracht.
Heute hat sich der Mann gut erholt und sein Arzt sagt, er könne noch viele weitere Jahre erleben. Aber ich weiß, was den Mann fast umgebracht hätte – nicht sein schwaches Herz, sondern die Depression, die er über den Gesundheitszustand seiner Frau empfand. Sie schwächte seine Psyche derart, dass sein Körper und Geist angreifbar für jene Attacke wurden. Er erholte sich erst ab jenem Moment, als er den Entschluss fasste, sich mit dem Problem, das sein Herzversagen ausgelöst hatte, auseinanderzusetzen: Er hatte begonnen, sich für das Befinden seiner Frau verantwortlich zu fühlen. Natürlich machte ihn das traurig. Aber sobald er erkannt hatte, alles in seiner Macht stehende für sie getan zu haben, und dass sie von ihm gewollt hätte, so gesund wie möglich zu sein, gelang es seiner Seele und seinem Herzen wieder zu gesunden.
Der menschliche Körper ist viel komplizierter, als eine Anatomievorlesung Dich glauben ließe. Neben den jedermann bekannten Systemen und Prozessen besteht der Körper auch aus einem komplexen System ineinander fließender Energien. Werden diese Energiebahnen blockiert oder eingeengt, büßen wir das physische, emotionale und geistige Fließvermögen ein, welches uns potentiell zur Verfügung steht. Besteht die Blockade lange genug oder ist sie groß genug, wird das Ergebnis Schmerz, Unwohlsein, Krankheit und Leid sein.
Meine Aufgabe als Arzt ist es, meinen Patienten zu helfen, diese Energieblockaden zu lösen. Denn sobald die Energien ungehindert fließen können, ist der Körper in der Lage, seinen eigenen Heilungsprozess in die Wege zu leiten. Der hyperaktive vierjährige Junge zum Beispiel reagierte zwar gut auf meine Behandlung, aber es waren seine eigenen Selbstheilungskräfte, die es, einmal aktiviert, seinem Körper ermöglichten sich selbst zu normalisieren.
Diese Freigabe der Energien kann dem Körper, dem Geist und auch der Seele helfen.
Unglücklicherweise glauben das die meisten Ärzte nicht. Als Ergebnis findet sich die heutige Medizin in einer Krise wieder.