Coaching. Sonja Becker
This is one of the greatest joys of my life – because what we have been able to do, to share it with you – and for you to peep that it’s real and that it’s blessed ... I mean, it just encourages us.“
HIGGINS: „Let me tell you something, please ... let’s please ... this might be the last time we do this. It made me understand a lot of what I’m trying to do ... but for us to be able to do it at the right time, in the right space ... What we doin’ is gettin’ our fire power to be able to do this on any level. We got to keep workin’ on this music.“
LLOYD: „Do you mean to tell me that you’re going to get up off the bed and come back to work on this with me?“
HIGGINS: „I didn’t say I would be there, but I will always be with you.“
Quelle:
Charles Lloyd/Billy Higgins: Which way is East.
ECM Records 2004.
1. EINFÜHRUNG - DEUTSCHLANDS MELANCHOLISCHER MARKT
DEUTSCHLANDS MELANCHOLISCHER MARKT
„Der Mensch, welcher nicht zur Masse gehören will, braucht nur aufzuhören, gegen sich bequem zu sein; er folge seinem Gewissen, welches ihm zuruft: „Sei Du selbst! Das bist Du alles nicht, was Du jetzt thust, meinst, begehrst.“
„The man who doesn’t want to belong to the masses needs just to stop being comfortable with himself; he should follow his conscience that appeals to him: „Be yourself! From all what you are doing, meaning, longing for right now, nothing is yourself.“
(Friedrich Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen)
1. EINFÜHRUNG
Coaching und Erfolg im 21. Jahrhundert – wie hängt das zusammen? Eine zunächst schwierige Frage. Aber nehmen wir es sportlich. Schließlich ist „Coaching“ ein Begriff aus dem Sport, und Business ist im Prinzip auch eine Sportart.
Das zu beweisen, ist schwer, zumindest bei einem Blick auf den deutschen Markt. Die moderne Ökonomie, wie etwa in Deutschland, ist noch nicht dynamisch ausgerichtet. Wenn Konzernriesen neue Modelle entwickeln, die ihrem trägen System einen neuen Schub geben oder sie sogar retten sollen, versuchen sich hoch bezahlte, meistens denkbar unkreative Unternehmensberater als Rationalisierer zu profilieren. Die Menschen, die da in Massen entlassen werden, erschienen immer pünktlich zur Arbeit, versuchten, einen guten Job zu machen, sind auf Sicherheit und Vorsorge ausgerichtet und lebten in der ständigen unterschwelligen Panik, entlassen zu werden. Bis dieser Fall tatsächlich eintritt. Selbst erfolgreiche Manager werden immer öfter entlassen und wissen nicht, wie sie den Weg zurück finden können. Die Headhunter sind selbst arbeitslos, das Arbeitsamt mit dem inzwischen etwas flotter klingenden Namen „Bundesagentur für Arbeit“ präsentiert alte Hüte, keine neuen Jobs und immer höhere Arbeitslosenzahlen. Erfolgreiche Leute werden mit dem Prädikat „überqualifiziert“ abqualifiziert, Angestellte haben Angst, nie wieder Angestellte zu sein. Sie sollten froh sein: Das Leben hat gerade erst begonnen. Für all das gibt es in Deutschland meistens einen Schuldigen: Die Politik, die Regierung, wenn nicht gar der Bundeskanzler persönlich. Dies entspringt dem klassischen Denken im deutschen Kulturkreis, das schon immer den „Staat“ als größte übergeordnete Einheit wahrgenommen hat.
Der deutsche Generalzustand ist als melancholisch zu bezeichnen. Ein Blick in die Nachkriegsgeschichte und auch in die Kultur- und Mentalitätsgeschichte der Nation gibt darüber reichlich Aufschluss.
Deutschland 1954:
3, 2, 1, 0 ... Tor! Tor! Tor! Tor!
DEUTSCHLAND 1954:
3, 2, 1, 0 ... TOR! TOR! TOR! TOR!
Tor! Tor! Tor! Tor! Es ist aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!“ Fast jeder Deutsche kennt diese O-Töne des Reporters Herbert Zimmermann am 4. Juli 1954. In den letzten Minuten vor dem Schlusspfiff gelang der deutschen Nationalmannschaft auf wundersame Weise doch noch der entscheidende Siegtreffer zum 3:2-Endstand, nachdem das deutsche Team 0:2 zurückgelegen hatte. Das „Wunder von Bern“ verhalf den Deutschen wieder zu neuem Selbstbewusstsein, zum ersten Mal nach der Katastrophe des Nationalsozialismus. Keine Frage: Mentalitätsgeschichtlich betrachtet, ist dieser 4. Juli, an dem das „Wunder von Bern“ geschah, nicht nur der amerikanische, sondern auch der deutsche Nationalfeiertag.
Glücklicherweise trat bereits das nächste Wunder ein: Das deutsche Wirtschaftswunder. Nachdem die deutschen Trümmerfrauen nach 1945 aus Schutt und Asche die zerbombten Städte langsam wieder aufrichteten, gelang vor allem durch Fleiß und Akribie der neue industrielle Boom in den Fünfziger Jahren. Arbeit gab es genug, den Beruf konnte man sich aussuchen. Der Wohlstand breitete sich allmählich aus und sorgte für wellenartige Konsumbewegungen: Zeitgenossen erinnern sich noch gut an die „Fresswelle“, die „Autowelle“ und die „Häuserwelle“, bis man in den Siebziger Jahren in den Bereichen der Notwendigkeiten eine gewisse Marktsättigung feststellen konnte. Dann ging es darum, das jeweils bessere Produkt am Start zu haben, die modischeren Kleider zu tragen und das jeweils bessere Auto vor dem Reihenhaus zu parken als der Nachbar – „keepin’ up with the Jones“.
In den Achtziger Jahren brach schließlich die große Party namens „Lifestyle“ der „Young Urban Professionals“ aus – endlich durfte man ungeniert zeigen, was man hat, und die Champagnerkorken knallen lassen. Noch nie hatten junge Menschen derartige Chancen, innerhalb kurzer Zeit zu viel Geld zu kommen, statt wie ihre Eltern sich bis ins hohe Alter für ihr Häuschen und ihre Rente krumm und buckelig zu schuften.
Perestroika war das globale politische Wunder der Achtziger Jahre, dem Fall der Mauer folgte nach anfänglicher Euphorie für ein Stimmungstief, das mit der Rezession und dem ersten Golfkrieg zu Beginn der Neunziger Jahre einherging. Die von einem Bundeskanzler prophezeihten „blühenden Landschaften“ der ehemaligen DDR verdorrten, zahlreiche Milliardenprojekte verliefen im märkischen Sand Ostdeutschlands, das als „Mezzogiorno Deutschlands“, das hoffnungslos verarmte „Dunkeldeutschland“ galt. Und irgendwie verschwand die Partylaune der Achtziger Jahre, inklusive ihrer Gegenbewegungen, der künstlerischen Subversivität und Avantgarde, irgendwo in den Stromlinien bedingungsloser Anpassung an Marktgesetze von der korrekten Krawatte bis zur Manager-Etikette, an die neue Bescheidenheit und der „political correctness“. Man behalf sich mit Spaß und Ironie.
Die Neunziger Jahre waren vor allem langweilig und nicht so gemeint. Für kurze Zeit herrschte wieder Auftrieb, als die „New Economy“ Jüngst- und Kleinstunternehmer mit schnell geschriebenen Business-Plänen dank „Business Angels“ an die Börse trieb, die ihr von Aktionären hereingespültes Geld geschickt zu verschwenden wussten. Die vermeintlichen „Innovationen“, die dank der Digitalisierung ganzer Wirtschaftszweige wie Unkraut sprossen, erwiesen sich als Seiltanz, weil sie jeden unternehmerischen und verantwortungsvollen Denkens entbehrten – dazu war einfach schon zuviel Geld da. Der „Neue Markt“ ging sang- und klanglos unter.
11. September: Schluss mit lustig
11. SEPTEMBER: SCHLUSS MIT LUSTIG
Der 11. September 2001 besiegelte in Deutschland das Ende dieser „Spaßgesellschaft“, der pseudo-ironischen Kultur der Neunziger Jahre, die sich selbst auf die Nerven ging. Die Lage der Nation wird ernst und ernster. Immer mehr Arbeitsplätze gehen verloren, wer sich auf der Straße wieder findet, fühlt sich meistens hilflos. War es in den Neunziger Jahren für viele sogar ein Spaß, mal arbeitslos zu sein, nichts zu tun und vom Staat Geld zu kassieren, wirft die Regierung viele jener aus ihrer „sozialen Hängematte“ mit Kürzungen und Auflagen hinaus. Wenn es einen neuen Wert gibt, dann ist es der Euro, der von vielen „Teuro“ genannt wird. Fast alle Anbieter nehmen den Abschied von der Wirtschaftswunder-D-Mark zum Anlass, die alte Währung mit der neuen gleichzusetzen. Die meisten Konsumprodukte werden in Deutschland bis doppelt so teuer, gleichzeitig haben die meisten Menschen weniger Geld. Billig erlebt einen Boom wie nie, „value for money“